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Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition)

Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition)

Titel: Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cendrine Wolf , Anne Plichota
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Zimmer.
    Vergeblich durchstreifte sie das ganze Haus: Ihre Mutter war nicht da. Ihr war, als würde ihr der Boden unter den Füßen weggezogen. Sie blieb unten an der Treppe stehen und schrie aus voller Kehle nach Marie. Doch sosehr sie es sich auch wünschte, ihre Mutter tauchte nicht auf. Also kauerte sich Oksa auf die unterste Stufe und wartete.
    Die Eingangstür fiel ins Schloss, und im Nu versammelten sich alle Bewohner des Hauses um Virginia, Camerons Frau: Andrew, Akina, Barbara … alle außer Marie. Der zurückhaltenden Virginia blieb kaum Zeit, ihren Strohhut abzulegen, schon bedrängten die anderen sie mit ihren Fragen.
    »Die Ärzte sind zuversichtlich, obwohl der letzte Anfall sehr schlimm war«, erzählte sie. »Sie haben mir versichert, dass sie sich ganz gut davon erholt hat, und übrigens …«
    Oksa hockte schreckensstarr auf ihrer Stufe. Virginia redete von Marie, das war völlig klar.
    »Sie hat mir höchstpersönlich aufgetragen, euch auszurichten, dass ihr alle gut essen sollt, weil sie nämlich findet, dass wir zum Fürchten dünn geworden sind. Und sie hofft, dass wir alle wieder ein bisschen Speck angesetzt haben, wenn sie nach Hause kommt«, schloss Virginia mit einem leisen Lächeln.
    Die Abgewiesenen seufzten vor Erleichterung.
    »Das ist Marie, wie sie leibt und lebt!«, rief Andrew.
    »Dann ist die Gesichtslähmung also wieder weg?«, stellte Barbara erleichtert fest.
    »Ja, Gott sei Dank«, bestätigte Virginia. »Sie sagt, es fühlt sich noch ein wenig taub an, aber sie kann wieder sprechen und mit den Augen blinzeln. Ihr rechter Arm scheint allerdings länger zu brauchen, sie kann ihn noch nicht bewegen.«
    »Wann darf sie nach Hause?«, fragte Gus.
    »Am Ende der Woche.«
    In die eingetretene Stille hinein sagte Virginia leise:
    »Wenn alles gut läuft.«
    Gus stieß einen Fluch aus, drehte sich um und stapfte wütend die Treppe hinauf.
    »Bis zum nächsten Anfall!«, schrie er. »Ist ja erst das zehnte Mal seit Anfang des Jahres.«
    »Gus!«, rief Andrew ihm tadelnd nach.
    Der Junge drehte sich auf dem Treppenabsatz um.
    »Marie geht es mit jedem Anfall ein bisschen schlechter!«, brüllte er. »Wir werden beide krepieren, ohne dass irgendjemand was dagegen tun kann. Also hört wenigstens damit auf, euch was vorzumachen und so zu tun, als würde schon alles wieder gut werden, okay?«
    Dann verschwand er, und eine Zimmertür fiel so heftig ins Schloss, dass das ganze Haus bebte. Betreten ließen alle den Kopf hängen.

Eine verbotene Mission
    D
er Plemplem hatte keine Wahl. Wo seine junge Herrin auch hinzugehen gedachte und welche Entscheidungen sie auch treffen mochte, ihm blieb nichts anderes übrig, als an ihrer Seite zu bleiben. Sobald er wusste, was Oksa vorhatte, brachte er sein Missfallen über diese absolut unvernünftigen Pläne zum Ausdruck. Doch das junge Mädchen war fest entschlossen. Und sie war die Huldvolle – was sollte er also tun?
    »Ich schwöre dir, die Flasche mit dem Elixier war noch halb voll, als ich sie Ocious zurückgegeben habe! Ich habe gesehen, wie er sie in diesen riesigen Metallschrank gestellt hat – in dem Raum, wo wir uns alle versammelt hatten. Die finde ich problemlos wieder, ganz sicher!«
    »Meine Huldvolle ist zur Eliminierung ihres Versprechens geschritten«, merkte der Plemplem an.
    »Welches Versprechen?«
    »Des Versprechens, das sie ihren Eltern und dem Feenmann gegeben hat, das Ausweichen vor der Gefahr zu betreiben«, antwortete der Plemplem schulmeisterlich. »Meine Huldvolle begegnet der Blindheit der Verzweiflung. Dem anvisierten Unternehmen wohnt das exorbitante Risiko inne …«
    »Riskant wäre es, nichts zu tun!«, entgegnete Oksa mit hochroten Wangen. »Die Öffnung des Tors ist nahe, das weißt du genauso gut wie ich, und die Konfrontation mit den Treubrüchigen steht unmittelbar bevor. Stell dir mal vor, das Fläschchen wird zerstört oder der Durchscheinende stirbt. Er ist der einzige Überlebende seines Stamms, der Allerletzte, verstehst du? Wenn das passieren würde, wäre Gus’ letzte Chance dahin. Du willst doch nicht, dass er stirbt?«
    Bei der Erinnerung an Gus’ Worte brach ihr die Stimme … »Wir werden beide krepieren, ohne dass irgendjemand was dagegen tun kann …« Aber da täuschte sich Gus. Oksa konnte etwas dagegen tun. Und vor allem: Sie würde etwas dagegen tun!
    Oksa holte das Wackelkrakeel aus ihrer Tasche und befahl ihrem treuen Diener: »Komm mit.«
    Dem vor Angst ganz durchsichtig gewordenen

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