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Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition)

Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition)

Titel: Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cendrine Wolf , Anne Plichota
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aufspüren!«
    Ocious knurrte zustimmend und brach dann in ein unheimliches Gelächter aus, das nichts Gutes verhieß.

Das verlorene Paradies
    D
ie Feeninsel hatte keinerlei Ähnlichkeit mit dem Bild, das Oksa sich von ihr gemacht hatte. Sie hatte sich einen Ort außerhalb von Zeit und Raum vorgestellt, eine unwirklich schöne Umgebung von einem so üppigen Grün, wie es das auf der Erde sonst nicht gab. Doch die Insel, die sie nun zusammen mit ihrem Plemplem und Malorane überflog, erinnerte eher an einen verdorrten Acker als an einen blühenden Garten Eden. Früher musste es hier märchenhaft schön gewesen sein, das spürte man noch, doch alle Pracht war im Lauf der letzten Jahrzehnte verschwunden. Die Insel am Fuß einer hohen weißen Felswand, die ein inzwischen ausgetrockneter Wasserfall blank poliert hatte, war kaum größer als ein Dorf. Hier und da wuchsen ein paar kümmerliche Bäume mit krummen Ästen. Der Bach, der mitten durch die Insel floss, war früher wohl ein reißender Fluss gewesen. Heute glich er eher einem dünnen, fast stillstehenden Rinnsal. Dennoch empfand Oksa, die seit Wochen überhaupt kein Grün mehr gesehen hatte, den Anblick der wenigen Pflanzen am Ufer als erfrischend.
    Als sie auf dem Boden aufkam, gaben ihre Beine unter ihr nach, und sie sank auf dem kurzen, ausgetrockneten Gras zusammen. Der Plemplem eilte ihr rasch zu Hilfe.
    »Meine Junge Huldvolle gibt die Darbietung einer muskulären Erschlaffung, und das Herz ihrer Dienerschaft ist mit Sorge gespickt!«
    »Ach, Plemplem«, seufzte Oksa. »Es sind nicht nur meine Muskeln, die schlappmachen.«
    Sie saß da wie ein Häufchen Elend.
    »Ich sehe bestimmt schrecklich aus«, bemerkte sie mit einem Blick auf ihre zerkratzten Hände und ihre schmutzige Kleidung.
    »Der Schreck und der Schmutz bedecken den Körper der Jungen Huldvollen«, bestätigte der Plemplem, »aber nicht ihr Herz.«
    Oksa sah ihn liebevoll an.
    »Du bist der Beste«, flüsterte sie.
    Malorane kam nun ebenfalls näher, sie schwebte über dem ausgedörrten Boden.
    »Mach dir keine Sorgen, hier bist du sicher und wirst dich ein bisschen erholen können, meine Kleine.«
    Oksa hob den Kopf.
    »Aber …«, stammelte sie verstört.
    »Kein Aber«, unterbrach Malorane sie. »Du kannst nichts ausrichten, solange du so entkräftet bist. Komm mit!«
    Malorane berührte sie zwar mit ihrer Silhouette, doch weil sie keinen fassbaren Körper hatte, konnte sie Oksa nicht stützen. Diese Aufgabe übernahm der Plemplem mit seinem üblichen überschäumenden Eifer. Entschlossen packte er seine Herrin an den Armen und zog sie hoch.
    »Meine Junge Huldvolle muss ihre Dienerschaft als Krückstock benutzen«, ermunterte er sie und krümmte den Rücken.
    Er lächelte so breit und gab sich solche Mühe, dass Oksa nicht anders konnte, als seine Anweisungen zu befolgen. Langsam gingen die beiden hinter Malorane her den Weg am Bach entlang.
    »Hier wirst du dich wohlfühlen«, sagte die ehemalige Huldvolle.
    Sie deutete auf einen auf einer Anhöhe gelegenen kleinen Pavillon aus Mahagoniholz. Oksa, deren Beine bleischwer waren, ließ sich brav hinführen. Luftige Stoffbahnen hingen zwischen den Säulen, die mit Schnitzereien von filigranen Pflanzen verziert waren, und als das Mädchen entdeckte, was sich dahinter verbarg, seufzte sie erleichtert.
    »Wunderbar!«
    Sollte sie essen, oder sollte sie schlafen? Was für eine schwierige Entscheidung! Die Tatsache, dass sie nun als Huldvolle in ihr Amt eingesetzt worden war, änderte nichts an diesen ganz menschlichen Bedürfnissen, sosehr sie sich auch dafür schämte. Ihr Magen knurrte derartig laut, dass es sogar der Plemplem hörte.
    »Die Verköstigung meiner Jungen Huldvollen ist gespickt mit Dringlichkeit«, sagte er besorgt und führte Oksa zu dem niedrigen Tisch, auf dem viele leckere Speisen standen. »Die Entkräftung kennt die Unmittelbarkeit, stärkt Euch also!«
    Das ließ sich Oksa nicht zweimal sagen. Sie setzte sich im Schneidersitz auf ein großes weiches Kissen und ließ sich das für sie zubereitete Essen schmecken: herzhafte, zusammengerollte Pfannkuchen, aus denen bunte Gemüsefäden heraushingen, in duftenden Kräutern marinierte und gegrillte Fischfilets, winzige, mit gehackten Walnüssen und Haselnüssen bestreute Käsewürfel, karamellisierte Obstschnitze und dazu ein großes Stück Butter, das unwiderstehlich sahnig aussah. Glücklich griff sie nach einem Stück ofenwarmem Brot und schnitt es auf.
    »Komm und iss mit mir,

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