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Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition)

Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition)

Titel: Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cendrine Wolf , Anne Plichota
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lieber Plemplem!«
    Das kleine Geschöpf wurde violett.
    »Oh, meine Junge Huldvolle verschafft ihrer Dienerschaft eine kolossale Ehre, indem sie ihr diesen Vorschlag unterbreitet!«
    »Du bist doch bestimmt genauso ausgehungert wie ich«, sagte Oksa mit vollem Mund.
    Der Plemplem nickte nur und biss bereits in eine riesige Scheibe Brot. »Eure Dienerschaft hat unter der Begegnung mit der Hungersnot gelitten«, gab er zu.
    Oksa musste lachen. Malorane, die über der Brüstung des Pavillons schwebte, seufzte: »Wie schön, euch beide hier zu haben.«
    »Meine Vorvorige Huldvolle trägt die Wahrheit im Munde«, bemerkte der Plemplem.
    »Und ich«, lachte Oksa, »werde gleich diesen köstlichen Käse im Munde tragen!«
    Mit diesen Worten schob sie sich einen kleinen, appetitlich duftenden Käsewürfel in den Mund.
    Einige andere Alterslose Feen in langen ätherischen Gewändern beobachteten sie von fern, und Oksa war sich sicher, ein Lächeln auf ihren Lippen zu sehen. Müde und erleichtert lächelte sie zurück.
    Malorane neigte den Kopf, und ihre langen Haare legten sich wie ein Schleier aus Seide um ihre Schultern. Sie sah unglaublich vornehm aus.
    »Wir freuen uns alle sehr, dass du bei uns bist und unserem Volk helfen wirst. Doch zuvor müssen wir dich noch aufpäppeln. Du siehst ein bisschen …«
    »… ramponiert aus?«, vervollständigte Oksa.
    Sie konnte zwar nur ihre zerschnittenen Arme sehen, doch ihr war klar, dass auch ihr Gesicht und ihr Hals unter den Plagen, die über die Erde hinweggefegt waren, gelitten hatten. Ihre Haut war ausgetrocknet und spannte, und ihr T-Shirt kratzte schmerzhaft an den Schultern.
    »Ich bin total zerschunden, oder?«, fragte sie, als sie den bekümmerten Ausdruck des Plemplem bemerkte.
    »Die Gesichtszüge meiner Jungen Huldvollen sind unverändert lieblich, doch ihrer zarten Haut ist die Begegnung mit einigen Schäden widerfahren. Feurige Streifen haben den Beweis für Verbrennungen darauf eingeschrieben, und die Rauheit der Stürme hat Wunden voller Hässlichkeit hinterlassen …«
    Malorane gebot ihm zu schweigen. Manchmal war es besser, es mit der Wahrheit nicht zu übertreiben.
    »Ach«, seufzte Oksa, »dann sehe ich also aus wie Frankensteins Monster.«
    »So schlimm ist es nicht«, versicherte ihr Malorane, »und in wenigen Stunden wird alles wieder in Ordnung sein. Jetzt bist du an der Reihe, Plemplem!«
    Das kleine Geschöpf holte ein Etui aus seiner Latzhose. Garantiert befand sich darin etwas, wovor Oksa sich fürchtete – krabbelndes Kleingetier oder diese schrecklichen stickenden Spinnen. Sie hatte nicht vergessen, wie effizient und vollkommen schmerzfrei die Filigrinnen damals die Schnittwunden »repariert« hatten, die sie sich beim Kampf mit Orthon im Chemiesaal der St.-Proximus-Schule zugezogen hatte. Doch das änderte nichts daran, dass die Filigrinnen Insekten waren, und vor denen fürchtete Oksa sich nun mal, ganz egal ob sie nützlich waren oder nicht.
    »Meine Junge Huldvolle muss die Einnahme einer horizontalen Position tätigen«, bat der Plemplem.
    Oksa gehorchte, sie war zu erschöpft, um sich zu widersetzen. Doch als ihr kleiner Haus- und Hofmeister eine der Spinnen in die Patschhand nahm, überlief sie unwillkürlich ein Schauder des Ekels. Mit seinen zarten Beinchen machte sich das kleine Tier sofort an die Arbeit. Oksa schloss gerade noch rechtzeitig die Augen, um nicht zu sehen, wie der Plemplem ihr Pelli-Reiniger auf Hals und Wangen setzte. Die winzigen orangefarbenen Würmer legten ebenfalls los und saugten gewissenhaft ihre Wunden aus. In wenigen Stunden würde nichts mehr davon zu sehen sein.
    Die Witterung auf der Feeninsel war mild. Der Bach rauschte kaum hörbar, die Stoffbahnen bauschten sich in der sanften Brise. Es war wunderbar ruhig. Bald schon schlug Oksas Herz im Takt mit den pulsierenden Bewegungen ihres Ringelpupos, und sie verfiel in eine angenehme Trägheit. Müde und gesättigt ließ sie sich in die riesigen Kissen sinken und schlief ein.
    Träumte sie, oder war es tatsächlich Regen, was sie da hörte? Sie blieb bewegungslos liegen und rief sich die letzten Momente in Erinnerung, bevor sie in diesen erquickenden Schlaf gefallen war. Um sie herum herrschte rege Betriebsamkeit, und von überall her waren unbekannte Stimmen zu vernehmen.
    »Na, so was«, flüsterte sie.
    Sie schlug die Augen auf und blickte dem Plemplem direkt ins Gesicht. Der betrachtete sie glückselig und rief laut: »Meine Junge Huldvolle erlebt das

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