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Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition)

Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition)

Titel: Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cendrine Wolf , Anne Plichota
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er tat das alles nur, um seinem Vater zu gefallen.
    »Wie viele Männer haben wir, sagtest du?«, fragte er mit einem sarkastischen Unterton in der Stimme, während er an die hundertzwanzigtausend Quadratkilometer große Fläche Edefias dachte.
    Andreas schaute Orthon herausfordernd an.
    »Ich habe gar nichts gesagt«, antwortete er und ließ seinen Bruder einfach abblitzen.
    Selbstzufrieden zog Andreas die Mundwinkel auseinander und ließ den Blick erneut über die Gruppe von Männern und Frauen schweifen, deren Gesichter von den kräftezehrenden letzten Tagen eingefallen waren. Eine rothaarige, streng wirkende Frau wandte sich an die Treubrüchigen, die aus dem Da-Draußen zurückgekehrt waren.
    »Es gibt kaum noch Städte bei uns«, erklärte sie. »Seit unsere Welt unfruchtbar geworden ist, haben sich die Menschen zu Gemeinschaften zusammengeschlossen, um sich gegenseitig zu unterstützen. Es war schlicht eine Überlebensfrage. Heute gibt es neben der Goldenen-Mitte noch fünf Städte, verteilt auf den Landstrich Grünmantel – das Gebiet der Silvabulaner – und die Berge von Steilfels, das Gebiet der Handkräftigen.«
    »Wir müssen strategisch vorgehen«, fuhr Andreas fort. »Wir müssen den Überraschungseffekt nutzen, damit den Leuten, die die Junge Huldvolle verstecken, keine Gelegenheit zum Handeln bleibt.«
    Endlich drehte sich Ocious um und strich sich nachdenklich über den kahlen Schädel. Er nickte schweigend und fragte dann: »Was sagen unsere Informanten?«
    Ein korpulenter Mann mit dichtem Bart und kalten Augen meldete sich zu Wort.
    »Unsere Spione haben das Netz, das sie vor einigen Monaten ausgeworfen haben, enger gezogen, und diese groß angelegte Operation hat es uns erlaubt, den Aufwiegler, der in der Goldenen-Mitte sein Unwesen trieb, aufzuscheuchen.«
    Ocious’ Augen begannen zu leuchten.
    »Wer ist es?«
    »Achilles, der Enkel von Arvö.«
    Ocious fluchte halblaut, während die anderen Rufe der Empörung ausstießen.
    »Arvö?«, rief Agafon, der ehemalige Memothekar, der ebenfalls wieder nach Edefia zurückgekehrt war. »Unter Malorane war er doch als Diener des Pompaments für das Bewässerungssystem zuständig, oder?«
    »Dein Gedächtnis ist hervorragend«, bestätigte Andreas. »Arvö hatte sich unserer Sache einige Monate vor dem Großen Chaos angeschlossen. Als mein Vater sein eigenes Pompament einsetzte, hat er ihn zum Diener für den Landbau ernannt, denn er war ein brillanter Agrarexperte, der beste unter uns. Dank ihm wurden neue Obst- und Gemüsesorten entwickelt, die mit den immer kargeren Böden besser zurechtkamen. Dadurch konnte der endgültige Verfall, auf den wir Tag für Tag zusteuerten, hinausgezögert werden. Jahrelang war er uns treu ergeben. Bis er dann Positionen bezog – und sie immer vehementer vertrat –, die mit unserer Vorstellung von Ordnung und Regierung unvereinbar waren.«
    »Er hat sein gesamtes Umfeld mit seinen revolutionären Ideen verseucht!«, donnerte Ocious und schlug mit der Faust auf den Tisch. »Ich habe Männern und Frauen mein Vertrauen geschenkt, die mich skrupellos verraten haben.«
    Alle schlugen die Augen nieder, außer Orthon und Andreas.
    »Wo steckt dieser Verräter Achilles?«, hob Ocious erneut an.
    »Wir haben ihn wie üblich eingemauert«, entgegnete der Bärtige knapp.
    »Und Arvö?«
    »Arvö wird von unseren Leuten strengstens bewacht.«
    »Gute Arbeit«, lobte ihn Ocious. »Um ihn kümmere ich mich später. Und wie ist die Lage im restlichen Land?«
    »In Grünmantels Hauptstadt Laubkroning ist wieder Ruhe eingekehrt. Seit wir unsere treuesten Gefolgsleute dorthin entsandt haben, scheint jegliches Anzeichen von Rebellion erloschen zu sein. Mit den Ambitionen der Aufrührer war es offenbar nicht sehr weit her. Inzwischen haben sich die Bewohner wie die Ratten in ihre Baumlöcher verkrochen und kümmern sich nur noch um ihr Überleben.«
    »Mehr wird von ihnen auch nicht erwartet«, bemerkte Ocious sarkastisch. »Was schlägst du nun also vor?«, fragte er Andreas.
    »Wir sollten sechs Einheiten entsenden und in allen Städten gleichzeitig die Suche starten«, antwortete sein Sohn. »Die Möglichkeiten, jemanden zu verstecken, sind begrenzt, und die Bevölkerung weiß, dass sie mehr zu verlieren als zu gewinnen hat, wenn sie sich dir widersetzt. Sie fürchtet dich nach wie vor, Vater. Keine Sorge, wir werden dieses …« – er suchte nach einem passenden Wort –, »… dieses kleine Miststück schon

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