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Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition)

Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition)

Titel: Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cendrine Wolf , Anne Plichota
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Herrin.
    »Meine Junge Huldvolle muss die Flucht vornehmen«, flüsterte er. »Jetzt!«
    Oksa zuckte zusammen und schoss blitzschnell davon, in Rekordzeit befand sie sich hoch über den Wolken. Leomido, ihr geliebter Lehrer, wäre stolz auf sie gewesen. Sollten Ocious, Orthon und ihre verhassten Truppen sie doch suchen – finden würden sie sie bestimmt nicht!
    Das Wackelkrakeel erwies sich wie gewohnt als ausgezeichneter Führer. Bedeckt von einer Handvoll magischer Kaulquappen, geleitete es Oksa sicher über den Himmel. Sie war ihm sehr dankbar dafür, denn sie zitterte immer noch von ihrem letzten Erlebnis. Sie musste sich eingestehen, dass es sie verunsicherte, ganz allein solchen Gefahren trotzen zu müssen.
    »Meine Junge Huldvolle wird nie die Begegnung mit der Einsamkeit machen«, sagte plötzlich der Plemplem und schlang seine langen Arme um Oksas Hals. »Ihr Leben wird sich immer in Gesellschaft der Geschöpfe abspielen.«
    Oksa verlangsamte ihr Tempo.
    »Das ist sehr nett von dir, lieber Plemplem«, sagte sie schließlich. »Und sehr tröstlich!«
    Sie hielt den Blick fest auf das Wackelkrakeel gerichtet, das angestrengt mit den Flügeln schlug. Unter ihnen breitete sich Edefia aus, eine öde und schlammige Wüste, die von reißenden Flüssen durchzogen war. Ab und zu kamen ihnen Soldaten entgegen, die an ihnen vorbeiflogen, ohne sie zu entdecken, und mit jedem Mal fühlte Oksa sich stärker. Sie war wild entschlossen, dem Schicksal die Stirn zu bieten. Der heilsame Aufenthalt bei den Alterslosen hatte ihr sehr viel mehr gegeben als nur neue Energie.
    »Wo sind wir, liebes Krakeel?«, fragte sie.
    »Wir befinden uns vierundsechzig Kilometer von unserem Ziel entfernt, das in südlicher Richtung liegt. Da wir uns mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von zweiundneunzig Stundenkilometern fortbewegen, können wir davon ausgehen, dass wir es in einundvierzig Minuten erreichen.«
    »So schnell?«, wunderte sich Oksa.
    »Im Durchschnitt, meine Junge Huldvolle. Ihr könnt Euch sogar noch viel schneller fortbewegen. Vor siebenundfünfzig Minuten zum Beispiel, als die Soldaten von Ocious sich Euch in den Weg stellten, habt Ihr Eure Höchstgeschwindigkeit erreicht. Bei Eurer Flucht wart Ihr hundertzweiunddreißig Stundenkilometer schnell.«
    Oksa pfiff zwischen den Zähnen hindurch.
    »Nicht schlecht!«
    Vor lauter Begeisterung schlug sie einen Purzelbaum in der Luft. Der Plemplem lachte vor Vergnügen.
    »Und was hat es mit diesem geheimnisvollen Ziel auf sich? Kannst du mir etwas darüber sagen?«
    Das Wackelkrakeel riss die kleinen Augen weit auf, drehte sich abrupt um und schwebte vor ihrem Gesicht, indem es wild mit den Flügeln schlug.
    »Wir sind auf dem Weg zu einem Ort, der früher die prächtigste Stadt von Grünmantel war, meine Junge Huldvolle. Es ist die Geburtsstadt Eures Urgroßvaters Waldo und die des Feenmannes: Laubkroning.«
    »Wusste ich es doch!«, rief Oksa freudestrahlend.
    Allmählich wurde es am Horizont dunkel. Mitten in der schlammigen Wüste zeichnete sich eine grüne Oase aus gigantischen Bäumen ab, die wunderbar anzusehen war. Oksa fühlte eine grenzenlose Zuversicht. Endlich würde sie die viel gepriesene Stadt Laubkroning sehen, die Wiege der Silvabulaner und eines Teils ihrer selbst, und instinktiv wusste sie, dass diese neue Etappe noch entscheidender und schicksalhafter für sie sein würde als alle bisherigen.

Nächtliche Begegnung
    L
aubkroning war von einem breiten Streifen fast verdorrter Vegetation umgeben. Sterbende Bäume mit kahlen Ästen bildeten einen Puffer zwischen der Wüste, die den Wald zu verschlingen drohte, und den Baumgiganten, die scheinbar nur dank dieses Opfers überleben konnten. Oksa näherte sich den ersten Baumriesen auf etwa hundert Meter. Dann schoss sie im Tiefflug auf eine Düne zu, verbarg sich dort und beobachtete die Umgebung. An ihrem Rücken spürte sie den warmen Körper des Plemplem.
    Im ganzen Gebiet um die Baumstadt patrouillierten Soldaten in der Luft und am Boden, sie waren nicht zu übersehen. Oksa war sich nicht sicher, auf welcher Seite die Männer standen. Waren sie Treubrüchige im Dienst von Ocious oder Bewohner von Laubkroning, die die Ihren beschützen wollten?
    »Meine Junge Huldvolle muss der Notwendigkeit begegnen, die größte Vorsicht walten zu lassen«, flüsterte der Plemplem und räumte damit Oksas Zweifel aus. »Die soldatische Intensität bekleidet die Abhängigkeit der Dienste von Ocious, dem vermaledeiten

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