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Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition)

Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition)

Titel: Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cendrine Wolf , Anne Plichota
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Eichhörnchen und listig wie Füchse richteten die Silvabulaner ein unbeschreibliches Durcheinander unter Ocious’ Männern an, indem sie ihnen zahlreiche ausgeklügelte Fallen stellten und sie in Hinterhalte lockten. Das brachte ihnen zwar nur hier und da einen Etappensieg ein, doch der symbolische Wert ihres Widerstands war gewaltig. Die damit verbundenen Risiken allerdings auch. Die in ihrer Ehre gekränkten Soldaten verloren jegliche Skrupel und gingen nun erbarmungslos gegen Laubkroning, »die Unzerstörbare«, vor.
    Doch all ihre Anstrengungen waren vergeblich, denn sie fanden nichts. Und niemand verriet etwas.

Umzingelt!
    V
on Anfang an hatte Ocious den Verdacht gehabt, dass die Feeninsel genau der richtige Ort war, um die Junge Huldvolle zu verstecken. Doch Agafon, der Memothekar, hielt das für vollkommen ausgeschlossen: Nirgends im Archiv der Huldvollen wurde erwähnt, dass irgendein menschliches Wesen sie je betreten hatte. Außer den Alterslosen Feen und den Beflissenen konnte niemand auf die Insel. Ähnlich dem unsichtbaren Mantel um Edefia war sie von einer undefinierbaren und besonders undurchlässigen Grenze umgeben, die alle, die sich ihr näherten, einige Dutzend Meter zurückschleuderte. Es war völlig unmöglich, ohne die Zustimmung der Alterslosen auf die Insel zu gelangen, und Ocious war sich bewusst, dass diese Wesen ganz sicher nicht zu seinen Verbündeten gehörten. Seit dem Tod von Malorane hatte sich keine Alterslose Fee je wieder in Edefia blicken lassen. Wie Orthon ihm erzählt hatte, waren sie aber mehrfach den Rette-sich-wer-kann im Da-Draußen erschienen, und es stand außer Zweifel, dass sie Oksa in der verflixten Kammer des Umhangs geholfen hatten.
    Die Durchsuchung der sechs Städte hatte also vor allem einem Zweck gedient: der Bevölkerung zu zeigen, dass Ocious immer noch unumstrittener Herrscher Edefias war. Doch das allein genügte dem alten Meister nicht, und so befahl er, die Feeninsel von zwei Trupps umzingeln zu lassen: einer fliegenden Einheit ausgewählter Männer unter der Führung von Andreas und einem Kommando zu Lande, das er selbst zusammen mit Orthon befehligte. Sollte die Junge Huldvolle wirklich auf der Insel sein, konnte sie diese wenigstens nicht ungesehen wieder verlassen. Und dann würde sich zeigen, wer hier der Stärkere war.
    Die Belagerung blieb auf der Feeninsel natürlich niemandem verborgen. Oksa konnte die beiden Trupps unerkannt beobachten. Sie konnte sogar Ocious sehen, Andreas, Orthon, seinen Sohn Gregor … Sie hatten ihre Lederrüstungen angelegt und schienen zu allem bereit.
    »Gibt er denn nie auf!«, stieß Oksa unglücklich hervor.
    »Ich fürchte, nein«, sagte Malorane.
    Wachsam gesellte sich die ehemalige Huldvolle zu Oksa und betrachtete Ocious – den Mann, der ihren Untergang besiegelt hatte. Ihre Erscheinung, sonst von einem schimmernden Weiß, verdunkelte sich, sodass sie einer zwischen grau und schwarz changierenden Gewitterwolke ähnelte. Oksa zweifelte nicht daran, dass ihr Äußeres ihr Inneres widerspiegelte.
    Sie hatte die schrecklichen Bilder, die sie durch Dragomiras Filmauge gesehen hatte, nicht vergessen. Knapp sechzig Jahre zuvor hatten sich Ocious und Malorane neben dem offenen Tor nach Da-Draußen einen erbitterten Zweikampf geliefert. Malorane war bei dem Kampf ums Leben gekommen und hatte sich in eine Alterslose Fee verwandelt. Ocious hingegen hatte seine Schreckensherrschaft über Edefia angetreten.
    Plötzlich wandte dieser den Kopf in ihre Richtung. Sein Blick war auf die beiden Huldvollen gerichtet, als könne er sie sehen. Oksa stieß unwillkürlich einen Schrei aus, Malorane hingegen zuckte nicht einmal zusammen. Ocious trat mit zusammengekniffenen Augen näher; er schien zu wissen, dass sie da waren, direkt vor ihm und dennoch außer Reichweite. Das würde die Wut in seinem Gesicht erklären. Dann änderte sich sein Ausdruck, und er grinste so niederträchtig, dass es Oksa einen Schauder über den Rücken jagte. Er trat bis zur Grenze vor und machte dann einen weiteren Schritt. Anstatt wie seine Soldaten zurückzuprallen, sah Oksa, dass er in die unsichtbare Absperrung eindrang. Sie stöhnte entsetzt.
    »Keine Sorge, mein liebes Kind«, sagte Malorane.
    »Aber er ist der mächtigste aller Mauerwandler, der Nachfahre von Temistokeles«, flüsterte Oksa. »Könnte es ihm nicht doch gelingen, die Grenze zu überwinden?«
    »Weder ihm noch sonst jemandem«, gab Malorane zur Antwort. »Dieser Ort gehört den

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