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Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition)

Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition)

Titel: Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cendrine Wolf , Anne Plichota
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verkündete Malorane laut:
    »Deine Anhänger erwarten dich, meine liebe Oksa. Geh und hab Vertrauen.«

Eine furiose Flucht
    O
ksa hätte vor Ekel schreien mögen, als die Invisibellen sich auf ihr niederließen. Zwar waren die winzigen Geschöpfe keine Insekten, aber unter einer Schicht von klebrigen Kaulquappen zu verschwinden, war auch nicht gerade ein Vergnügen.
    »Oh, ich bin nicht sicher, dass ich das aushalten kann«, murmelte sie, wobei sie darauf achtete, den Mund nicht zu weit zu öffnen.
    Zum Glück saß der Plemplem huckepack auf ihrem Rücken, was eine große Beruhigung für sie war. Innerhalb weniger Sekunden waren beide von Invisibellen eingehüllt und vor den Blicken aller Lebewesen verborgen. Oksa holte tief Luft und verbannte den Gedanken an das krabbelnde Getier aus ihrem Gehirn. Dann hob sie von der Feeninsel ab.
    Die Alterslosen begleiteten sie bis zur unsichtbaren Grenze und bestärkten sie in ihrem Mut und ihrer Entschlossenheit. Dennoch fand Oksa die Aussicht, sich mitten durch die feindlichen Reihen zu bewegen, erschreckender als erwartet – und das, obwohl sie unsichtbar war.
    Als hätte er ihre Anwesenheit gespürt, hob Ocious die Hand und brüllte einen Befehl. Die Hälfte aller Bodentruppen schoss in die Luft. Hatte er sie etwa entdeckt? Hatte er womöglich eine Bewegung in dem Schutzmantel bemerkt, der die Insel umgab? Oder ein Loch in Oksas Tarnung? Mit zusammengekniffenen Augen suchte er den bedeckten Himmel ab. Er wusste, dass sie da war.
    »Alle her zu mir!«, befahl Ocious mit gebieterischer Stimme.
    Seine Leute eilten herbei. Im nächsten Augenblick bildeten gut hundert Mann eine Mauer um ihn. Oksa ärgerte sich über sich selbst. Anstatt sich Gedanken über die klebrige Beschaffenheit der Invisibellen zu machen, hätte sie lieber ein paar wichtige Fragen stellen sollen: Würde sie substanzlos werden, wenn die Kaulquappen sich um sie legten? Könnte sie trotzdem von Granuks getroffen werden? Der Plemplem, der ihre Zweifel spürte – und vor allem ihr wild klopfendes Herz –, schmiegte sich noch enger an sie.
    »Meine Junge Huldvolle muss den Erwerb einer Auskunft erhalten«, flüsterte er Oksa zu, die zusehends panischer wurde.
    »Ich höre.«
    »Die Begegnung mit der Durchsichtigkeit, die die Invisibellen verschaffen, ist ganz und gar vollständig. Meine Junge Huldvolle kann die Überzeugung entfalten, dass sie weder gesehen noch gehört, gespürt oder ertastet werden kann. Ein einziger Nachteil kennt jedoch den Verbleib: Die Gesten meiner Jungen Huldvollen üben nicht die Macht aus, Folgen nach sich zu ziehen.«
    »Was erzählst du mir da?«, rief Oksa. »Soll das heißen, dass ich nicht stofflich bin? So etwas wie ein Geist?«
    »Die Bestätigung ist komplett, meine Junge Huldvolle.«
    Diese Auskunft genügte ihr. Oksa nahm Anlauf und raste auf die menschliche Wand vor ihr zu.
    »Lasst mich durch, ihr Dreckskerle!«, schrie sie in voller Lautstärke.
    Sie spürte eine Art Widerstand, als sie durch mehrere Soldaten hindurchging, ließ sich aber nicht davon aufhalten. Die Männer nahmen wohl ebenfalls eine Bewegung wahr, wussten jedoch nicht, was sie verursacht hatte. Die einen sahen sich skeptisch um, andere drehten sich um die eigene Achse und versuchten herauszufinden, woher die merkwürdige Empfindung kam.
    Ocious schickte einen Knock-Bong in ihre Richtung, doch der ging durch Oksa hindurch wie ein Windstoß: Unter der Schicht von Invisibellen fühlte sich die Schockwelle an wie eine leichte Brise.
    Der Erfolg stieg ihr zu Kopf. Plötzlich sah sie sich Orthon gegenüber, ihrem Erzfeind, und ihre Begeisterung verwandelte sich umgehend in blanken Zorn. Der Treubrüchige schwebte lauernd in der Luft. Genau vor seiner Nase vertikalierte Oksa auf der Stelle und starrte ihm ungeniert in die metallgrauen Augen.
    »Ich hasse Sie!«, schrie sie unter dem Schutz der Invisibellen, die jedes Geräusch, das sie von sich gab, erstickten. »Sie sind der dreckigste Dreckskerl der beiden Welten! Sie haben den Menschen, die ich liebe, großes Unrecht angetan, und für das alles werden Sie sehr teuer bezahlen!«
    Die Worte konnte Orthon zwar nicht hören, doch die Wut der Jungen Huldvollen schien durch alle erdenklichen Schutzschilde zu dringen, einschließlich der Tarnung aus Invisibellen. Mit einem Mal streckte er den Arm aus und legte Oksa die Hand auf die Schulter. Sie erschrak furchtbar und wagte nicht mehr, sich zu bewegen. Der Plemplem drückte sich mit aller Kraft an seine

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