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Oksa Pollock. Die Unverhoffte

Oksa Pollock. Die Unverhoffte

Titel: Oksa Pollock. Die Unverhoffte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Plichota
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seid unmöglich, meine Pizzikins! Ihr hattet mir versprochen, den Mund zu halten. Ich kann euch sonst nicht mehr aus dem Käfig nehmen. Verstanden?«
    »Ja, verehrte Huldvolle, natürlich! Kein Wort kommt mehr aus unserem Schnabel«, zwitscherten die goldenen Vögelchen aus voller Kehle und rieben sich entschuldigend an Dragomiras Hals.
    Dragomira tätschelte die winzigen Köpfchen der Vögel, die sogleich ihre schwungvolle Schaukelei auf den goldenen Sitzstangen wieder aufnahmen. Lautlos diesmal.
    »Äh, Huldvolle. Verehrte Huldvolle …«
    Zwei Geschöpfe in blauen Latzhosen hüstelten verlegen, um auf sich aufmerksam zu machen.
    Dragomira drehte sich um und fragte: »Was ist, liebe Plemplems?«
    »Der Grässlon hat die Nerven verloren«, sagte einer der beiden.
    Dragomira ging zum Kontrabasskasten, trat hindurch und stieg rasch die Treppe zu ihrem Streng-vertraulichen-Atelier hinauf. Dort stand der Grässlon, ein knapp einen Meter großes Geschöpf, am Dachfenster und kratzte wütend an der Scheibe. Knurrend drehte er sich um. Er hatte kurze Beine und lange Arme, sein ausgemergelter Körper und der knochige Schädel waren von gräulicher Haut überzogen, die einen widerwärtigen Gestank verbreitete, und er funkelte alle im Raum böse an. Aus seinem breiten Mund triefte eine schillernde weiße Flüssigkeit und zwei spitze Zähne ragten hervor.
    »Der Grässlon hat an der Pflanze namens Goranov den Biss ausgeübt«, erklärte einer der Plemplems. »Wir haben einen Versuch der Verhinderung betrieben, doch unsere Gliedmaßen erlitten brennende Streifen.«
    Um die Brutalität der Attacke zu belegen, zeigten die Plemplems ihre zerkratzten Arme. Bei diesem Anblick biss Dragomira vor Wut die Zähne zusammen. Ihr Zorn steigerte sich noch, als sie die arme Goranov sah, die als Erste angegriffen worden war und sich vor Schmerzen wand. An einem ihrer Zweige lief langsam Saft hinunter und verteilte sich in ihrem Topf.
    »GRÄSSLON!«, rief Dragomira. »Das geht zu weit! Was ist bloß in dich gefahren?«
    Das Geschöpf sprang knurrend auf einen Stapel Kartons und zeigte seine scharfen Zähne und die schmutzigen Krallen.
    »Ich verfluche euch! Ich verfluche euch alle! Und du, alte Schreckschraube, du bist nicht meine Herrin! Wenn mein Meister kommt, um mich abzuholen, wirst du dich nicht mehr so aufblasen.«
    »Selbstverständlich!«, antwortete Dragomira spöttisch. »Darf ich dich daran erinnern, dass du mir seit fünfzig Jahren mit der gleichen Leier kommst und dein sogenannter Meister immer noch auf sich warten lässt?«
    Wutentbrannt zeterte der Grässlon los: »Du bist nichts, hörst du? Nichts als ein gemeiner, stinkender Haufen Müll! Kaum mehr als der widerwärtige Kackhaufen einer fetten Schmeißfliege!«
    Die anderen Geschöpfe, die sich in alle Ecken des Ateliers geflüchtet hatten, schauderten bei diesen Worten vor Entsetzen. Dragomira ging auf die Kartons zu, auf denen der unverschämte Grässlon stand. Als sie näher kam, sprang er zu Boden, stürzte sich von hinten auf einen der Plemplems und drückte ihm die Kehle zu.
    »Ich warne dich, Alte, wenn du mich anrührst, erwürge ich ihn und reiße dann dich und deine ganze jämmerliche Menagerie in Stücke!«
    Statt sich einschüchtern zu lassen, verdrehte Dragomira nur entnervt die Augen. Sie zog ein schmales perlmuttfarbenes Rohr aus den Falten ihres Kleids und richtete es auf den drohenden Grässlon. Mit müder Stimme rief sie: »Grüne Froschlinge!«
    Dann blies sie leicht ins Rohr. Sofort stob ein Regen grüner Funken am anderen Ende auf und ein lauter Knall ertönte. Zwei schlanke, flinke Frösche mit durchsichtigen Flügeln erschienen und flogen auf den Grässlon zu. Sie griffen seine schmächtigen Arme, hoben ihn in die Luft und schüttelten ihn so lange, bis er den gegeißelten Plemplem losließ, der schwer zu Boden plumpste. Dragomira packte den Grässlon beim Nackenfell – vorsichtshalber mit ausgestrecktem Arm, um seinen Bissen und Krallenhieben auszuweichen. Doch als sie den Käfig öffnete, um ihn einzusperren, nutzte das Geschöpf die Gelegenheit und kratzte sie am Unterarm.
    »Ich kümmere mich später um dich!«, warnte ihn die alte Dame in scharfem Ton und drehte den Schlüssel der Käfigtür zweimal herum.
    Dann reichte sie den Plemplems einen kleinen Tiegel und sagte sanft: »Ich muss jetzt los, liebe Plemplems. Gebt diese Salbe auf die Blätter der Goranov und auf eure Arme, das sollte eure Schmerzen lindern. Ich bin bald zurück.«
    »Unser

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