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Oksa Pollock. Die Unverhoffte

Oksa Pollock. Die Unverhoffte

Titel: Oksa Pollock. Die Unverhoffte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Plichota
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Gehorsam ist unbestechlich und Eure Rückkehr erwünscht«, antworteten die von der Attacke noch ganz erschütterten Plemplems.
    Bevor Dragomira wieder ging, zupfte sie erst einmal ihren geflochtenen Haarkranz zurecht.
    »Schon besser«, sagte sie. »Aber für diesen Grässlon muss ich mir unbedingt etwas einfallen lassen.«
    »Alles in Ordnung, Dragomira? Du siehst verärgert aus«, sagte Marie kurze Zeit später. »Oh, hast du dich verletzt?!«
    Dragomira betrachtete die zwei blutigen Schrammen auf ihrem Unterarm. Sie hatte den Hieb des Grässlons nicht einmal bemerkt, so sehr hatte sie seine boshafte Attacke überrascht.
    »Nichts Schlimmes, liebe Marie. Ich habe beim Auspacken der Kartons mit einer Schere gerungen und den Kampf verloren«, sagte sie mit einem breiten Lächeln. »Aber sollten wir uns nicht langsam auf den Weg machen?«
    Darauf brach die Gruppe rasch in Richtung der St.-Proximus-Schule auf, der französischen Schule in London. Oksa würde in die achte Klasse kommen und war ziemlich aufgeregt, obwohl sie sich nach außen hin entspannt gab: Alles würde neu und anders für sie sein! In ihren Träumen war Oksa zwar oft eine heldenhafte Abenteurerin oder eine unverwundbare Ninja, aber im wirklichen Leben hasste sie Lauch, die Farbe Rosa, Insekten … und sie hasste es, aufzufallen! Und als Neue hatte man an einer Schule bekanntlich keine Chance, NICHT aufzufallen. Nervös schob sie die Hand in die Tasche ihres Blazers und betastete den Talisman, den Dragomira ihr am Abend zuvor geschenkt hatte, eine kleine flache Lederbörse mit Körnchen darin, die laut ihrer Großmutter eine beruhigende Wirkung hatten. »Wenn du merkst, dass du unruhig wirst, nimm die Börse in die Hand und streiche sanft darüber. Dann wird der Himmel sich aufhellen und der Weg dir sicherer erscheinen«, hatte Dragomira gesagt.
    Während Oksa sich mit bangen Schritten ihrer neuen Schule näherte und an diese tröstlichen Worte zurückdachte, platschten große Regentropfen auf die Londoner Bürgersteige. »Heute wird sich der Himmel für mich jedenfalls sicher nicht mehr aufhellen«, murmelte sie schlecht gelaunt.
    »Oksa!«
    Oksa drehte sich um. Ein Junge mit tiefblauen Augen, der ebenfalls von seinen Eltern begleitet wurde, kam freudestrahlend auf sie zugerannt.
    »Wow! Gus! Bist du es wirklich?«, fragte sie spöttisch.
    »Mach dich nur lustig!«, sagte er und musterte sie von oben bis unten. »Ich weiß ja nicht, ob du mal einen Blick in den Spiegel geworfen hast, aber ich erkenne dich kaum wieder … Oksa Pollock im Faltenrock!«
    »Gustave Bellanger in Anzug und Krawatte!«, antwortete Oksa lachend. »Was für ein Outfit! Jedenfalls siehst du richtig geschniegelt aus. Gar nicht mal so schlecht.«
    »Das fasse ich mal als Kompliment auf«, sagte Gus und warf seine langen schwarzen Haare nach hinten. »Ich versuche die ganze Zeit, zu vergessen, dass ich in diesem Hemd kaum Luft kriege.«
    Oksa sah ihn von der Seite an. »Mach doch einfach den Krawattenknoten lockerer, dann bist du auch nicht mehr so rot im Gesicht«, stichelte sie.
    Gemeinsam setzten die beiden Familien den Weg zur Schule fort.
    »Und wie ist es dir in der Zwischenzeit ergangen?«, fragte Gus strahlend. »Immerhin haben wir uns eine geschlagene Woche nicht gesehen.«
    »Sehr gut«, sagte Oksa, die sich genauso freute wie er. »Ich bin jetzt stolze Besitzerin eines Faltenrocks, du kannst dir vorstellen, dass ich davon schon immer geträumt habe. Und hast du meine coolen grauen Söckchen gesehen? Ich frage mich, wie ich bisher ohne auskommen konnte. Ansonsten herrscht bei uns ein einziges Durcheinander. Immer, wenn man etwas sucht, muss man mindestens dreißig Kartons durchwühlen. Aber ich liebe das Viertel!«
    »Ich auch. Ich kann es immer noch nicht fassen, dass wir nun hier wohnen. Es ist toll hier, beinahe exotisch. Als wären wir am anderen Ende der Welt, Tausende von Kilometern von Paris entfernt …«
    Erst vor wenigen Tagen hatten die Bellangers als Erste den Ärmelkanal überquert und sich ein paar Straßen weiter, in der Nähe der so fremdartig anmutenden Chinatown, niedergelassen.
    »Ich hoffe nur, dass wir in dieselbe Klasse kommen«, sagte Gus.
    »Allerdings«, antwortete Oksa. »Sonst kriege ich einen hysterischen Anfall, wälze mich mit Schaum vor dem Mund auf dem Boden und beiße alle, die mir zu nahe kommen, in die Waden.«
    »Mach das!«, sagte Gus lachend. »Mir scheint, du bist trotz deiner Musterschülerinnen-Uniform immer noch

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