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Oktoberfest

Oktoberfest

Titel: Oktoberfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scholder Christoph
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antwortete der Präsident: »Da ist nichts Bewundernswertes dran. Das halte ich für meine Pflicht. Was kann ich denn sonst tun? Im Moment wohl nur noch eines: Ich kann Ihnen viel Glück wünschen, Herr Bundeskanzler.«
    »Danke. Auf Wiederhören.«
    »Auf Wiederhören.«
    Kaum hatte der Kanzler aufgelegt, drückte er eine Kurzwahlnummer. Vielleicht bekam man doch noch Kontakt zu den Geiselnehmern, dann wären sie bereits ein gutes Stück weiter. Er musste das mit einigen Leuten besprechen. Die Krisenreaktionsstäbe in den Berliner Ministerien waren alle bei der Arbeit. Er würde die Leute sofort erreichen.
    *
    Wer auch immer sich da von unten dem Zelt näherte, war verdammt clever. Trotzdem konnte es keinen Zweifel geben. Sie hatten vier klare Audiokontakte. Geräuschfahnen, die sich auf der Zeitachse rückwärts verfolgen ließen. Sie hatten also Feindberührung.
    Es ging los.
    Okidadse rief Blochin über Funk zu sich in den Gefechtsstand.
    »Und Sie sind sich sicher?«, fragte Blochin, als er in den Kühllaster stieg.
    Okidadse nickte nur.
    »Die Bastarde sind gut getarnt. Sie haben den ganzen neumodischen Schnickschnack hinters Licht geführt. Sie scheinen sehr detaillierte Pläne von der Kanalisation zu haben. Manche unserer Lichtschranken haben sie einfach umgangen. Aber ich habe sie über ihre akustischen Spuren trotzdem immer wieder lokalisiert. Es sind vier Gruppen. Ich würde sagen, fünf bis zehn Mann pro Gruppe. Wenn wir sie nicht aufhalten, sind sie in ungefähr einer halben Stunde unter dem Zelt. Dann könnten wir sie direkt hier begrüßen.«
    Blochin schüttelte den Kopf.
    »Nein, wir werden sie früher abfangen. Machen Sie die Minen scharf.«
    »Iljuschin wäre sicher ärgerlich, wenn er erfährt, dass Sie seine Babys gezündet haben, ohne ihn zu wecken«, gluckste Okidadse.
    Blochin lächelte sein unsichtbares Lächeln unter der Sturmhaube. »Da haben Sie recht. Das Vergnügen sollten wir ihm gönnen. Ich werde den Oberst wecken. Aber machen Sie die Minen trotzdem jetzt schon scharf.«
    Gerade als Blochin an seinem Funkgerät den Weckruf für Iljuschins Kampfkoppel aktivieren wollte, zuckte plötzlich ein helles, gespenstisches Licht durch das Innere des Zeltes. Sekunden später folgte ein lauter Knall, der dumpf rollend abebbte.
    Alarm!
    Die Männer wussten im Bruchteil einer Sekunde, dass es sich um den Beginn eines Sturmangriffs handelte. Mit geübten Bewegungen gingen sie in Deckung. Reflexhaft schlossen sie die Augen und öffneten den Mund. Druckausgleich. Sonst konnten die Trommelfelle platzen.
    Knall-Blitz-Granaten.
    Zur Verwirrung des Gegners.
    Die Männer öffneten ihre Augen wieder. Die Läufe ihrer Waffen fuhren auf der Suche nach Zielen mit einer tödlichen Systematik durch das Zelt. Die roten Punkte der Laservisiere glitten bedrohlich über Wände und Decken, krochen über den Boden oder sprangen zwischen den Geiseln hin und her.
    Dann hörten sie die ersten schweren Tropfen auf die Zeltplanen klatschen. Bald schon konnten sie keine einzelnen Tropfen mehr unterscheiden. Ein ständig lauter werdendes Pladdern erfüllte das Zelt. Das dumpfe Rollen eines weit entfernten Donners drang an ihre Ohren. Die Spannung löste sich, als die Männer verstanden.
    Das war kein Sturmangriff. Nur ein Gewitter. Ein Blitzeinschlag ganz in der Nähe.
    Die Elitekämpfer richteten sich langsam wieder auf und senkten die Waffen. Nicht ein einziger Schuss hatte sich in der Schrecksekunde gelöst. Die Männer hatten gute Nerven.
    *
    Professor Peter Heim war vor drei Stunden auf seiner Bierbank eingenickt. Doch der Knall hatte ihn aufschrecken lassen. In seiner aufgeschlagenen Wange pulsierte der Schmerz. Auch er bemerkte, dass es angefangen hatte zu regnen.
    Peter Heim sah zu den Abschusslafetten der Raketen hinüber. Durch die Öffnungen im Dach stürzte der Regen herein, als hätten sich im Himmel Schleusen geöffnet. Die Apparate standen nun in einem wahren Wolkenbruch. Die Besatzungen hatten bereits schwarze Plastikcapes übergeworfen.
    Was für ein Unwetter!
    Eigentlich nicht ungewöhnlich für die Jahreszeit, doch dieses war besonders heftig.
    Oberstleutnant McNamara war ebenfalls aufgewacht. Der Geheimdienstoffizier hatte schützend den Arm um seine Frau gelegt und redete beruhigend auf sie ein.
    Er hob den Blick und sah den Professor an. Ihre Augen trafen sich. »Thunderstorm«, bemerkte der amerikanische Marineinfanterist lapidar.
    *
    Inzwischen hatte er die Aufschrift an der AIM entziffern

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