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Oktoberfest

Oktoberfest

Titel: Oktoberfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scholder Christoph
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geschlafen. Er brauchte mehr Ruhe. In erschöpftem Zustand stieg die Wahrscheinlichkeit, dass er einen Fehler machte, sprunghaft an.
    Damit war niemandem geholfen.
    Seine linke Schulter steckte in einem Kompressionsverband. Die Wunde am Arm hatte der Arzt noch nicht einmal nähen müssen. Der Riss war ausgewaschen, desinfiziert und getackert worden. Manche Bewegungen ließen dennoch Schmerzwellen durch seinen Körper laufen.
    Er lag auf der Seite, den Kopf auf die rechte Hand gestützt. Neben ihm auf der Matratze stand ein Apple Powerbook. Die Fotos, die Stefan Meier ihm geschickt hatte, hatte er bereits an seinen Stab weitergegeben. Die Bilder waren ein echter Fortschritt. Die erste verwertbare Spur, die sie hatten. Auf dem Nachttisch stand ein kleiner transportabler Drucker. Das Gerät spuckte gerade unter Rattern und Surren das dritte Foto aus.
    Sein Cryptophone spielte die ersten vier Takte der Marseillaise. Er sah auf das Display. Die Kennung des Bundeskanzlers. Er war schlagartig hellwach und konzentriert. Er drückte erst auf den grünen Knopf, um das Gespräch anzunehmen. Dann tippte er seine Authentifizierung ein, um die Ver- und Entschlüsselung zu aktivieren.
    »Guten Tag, Herr Bundeskanzler. Hier spricht Poseidon. Ich hoffe, es geht Ihnen gut.«
    »Guten Tag, Poseidon. Nein, gut geht es mir nicht. Das wäre übertrieben. Aber ich will Sie nicht langweilen. Lassen Sie mich zur Sache kommen. Wir haben Nachricht in Sachen General Henkel. Die wollte ich Ihnen gleich weitergeben. Und dann wollte ich Sie um einen Rat bitten.«
    »Mich?«, fragte Härter überrascht. »Aber Sie haben doch gestern selbst gesagt, dass ich Ihrer Meinung nach nicht allzu viel von Politik verstehe. Apropos: Haben Sie mit dem russischen Präsidenten gesprochen? Hat der russische Präsident schon reagiert?«
    »Ja. Der russische Präsident hat mich heute zurückgerufen. Sie haben alles überprüft und nichts gefunden. Er hat mir versichert, bei ihnen sei alles in Ordnung«, sagte der Regierungschef.
    »Das ist erstaunlich. Ich habe weitere Indizien dafür, dass die Täter aus Russland kommen.«
    »Ach? Und was sind das für Indizien?«
    »Darüber kann ich noch nichts sagen. Die Sache ist noch nicht spruchreif. Aber jetzt erzählen Sie mal, Herr Bundeskanzler. Was haben Sie über General a.D. Henkel in Erfahrung bringen können?« Härter hörte, wie am anderen Ende der Leitung Luft geholt wurde.
    »Also: Das BKA hat General Henkel am Wörthersee aufgestöbert. Er wohnt dort in einer kleinen Pension. Die Wasserschutzpolizei hat ihn auf einem Segelboot gefunden. Seine Wirtin bestätigt alle seine Angaben zum Tagesablauf. Frühmorgens Waldlauf, dann Frühstück, dann Segeln. Die BKA-Beamten haben sein Zimmer durchsucht und seine Telefone überprüft. Absolut nichts. Henkel hat noch nicht mal einen Laptop dabei. Der hat zuerst gedacht, der ganze Aufwand würde betrieben, weil er reaktiviert werden sollte. Der hat ernsthaft geglaubt, er solle jetzt in München das Kommando übernehmen. Der ist offenbar nicht mehr ganz richtig im Kopf. Ich glaube, den können wir getrost vergessen.«
    »Sieht ganz danach aus. Ist immer gut, wenn man eine Möglichkeit ausschließen kann. Man kann seine Kräfte dann auf die anderen konzentrieren«, antwortete Härter.
    »Nun noch zu etwas anderem, Poseidon. Ich habe Ihnen ja bereits gesagt, dass ich Sie um einen Rat bitten möchte«, begann der Bundeskanzler.
    »Wenn Sie glauben, dass ich Ihnen helfen kann, dann fragen Sie.«
    »Ich habe einen Bericht des Münchner Polizeipräsidenten erhalten. Darin werden die polizeitaktische Situation und die Sicherheitslage in München beschrieben. Der Bericht ist sehr offen und schonungslos. Aber gerade deshalb habe ich Grund, diesem Bericht Beachtung zu schenken. Die Polizisten sind nervlich extrem angespannt. Nicht nur in den Bierzelten kann jederzeit eine Panik ausbrechen. Auch im Stadtgebiet ist die Sicherheitslage problematisch. Die Menschen in München verlieren den Kopf vor Angst.«
    Der Bundeskanzler zögerte kurz. Dann sprach er weiter.
    »Ich kenne Ihre Einstellung zu dieser Sache im Grunde. Und manche Ihrer Standpunkte teile ich angesichts der veränderten Situation mittlerweile. Ich möchte jetzt zumindest die Option haben, in kurzer Zeit militärisch reagieren zu können. Und dabei möchte ich mich auf eine parlamentarische Mehrheit stützen. Sie wissen so gut wie ich, dass ich aufgrund von Artikel 91, Absatz 2 und Artikel 87 a, Absatz 4 die Bundeswehr auch

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