Oktoberfest
bemerkt, dass wir den Parkplatz geräumt haben.«
»Warum schnappen wir sie uns dann nicht?«, unterbrach ihn der neue Kommandeur der bayerischen Sondereinsatzkommandos.
»Da sprechen Sie den entscheidenden Punkt an, Herr Kollege. Aber lassen Sie mich den Plan der Täter der Reihe nach erläutern. Der Hubschrauber wird die Täter zum Flughafen bringen. Dort steigen sie in eine Maschine um, die sich bereits im Anflug auf München befindet.«
»Dann erfolgt der Zugriff also am Flughafen?«, wurde Kroneder erneut unterbrochen.
»Das liegt außerhalb meiner Zuständigkeit. Darüber weiß ich nichts. Doch hier auf der Theresienwiese erfolgt von unserer Seite aus kein Zugriff. Ich wiederhole: kein Zugriff.«
»Warum nicht? Ist das irgend so eine Entscheidung von einem dieser großkopferten Preußen in Berlin?«, rief eine junge Polizeibeamtin, die in den vergangenen Tagen ungewöhnlich starke Nerven gezeigt hatte. Ihr winkte eine baldige Beförderung.
»Wenn Sie mich ausreden lassen würden, könnte ich Ihnen das erklären. Also, im Benediktiner-Zelt befindet sich ein starker Sender. Die Täter haben uns wissen lassen, dass sie durch diesen Sender in der Lage sind, die Vorgänge auf der Theresienwiese weiterhin zu überwachen. Sie leiten die Signale der Überwachungskameras per Funk an das Flugzeug weiter.« Er machte eine kurze Pause. »Die Signale unserer Überwachungskameras«, setzte er dann in bitterem Ton hinzu. »Ein zweiter Sender befindet sich an Bord des Flugzeuges, das im Moment auf München zufliegt. Der Sender an Bord dieses Flugzeuges gibt den Tätern nach eigenen Angaben die Möglichkeit, jederzeit eine Kontamination der Zelte mit Giftgas herbeizuführen. Auch wenn wir dieses Signal stören oder unterbrechen, wird automatisch das Gas freigesetzt. Erst wenn die Täter einen sicheren Ort erreicht haben, wird das Funksignal deaktiviert, und die Geiseln dürfen die Zelte verlassen. Kurz gesagt, die Täter haben den Finger weiterhin auf dem roten Knopf. Auch wenn sie den Tatort verlassen haben.« Kroneder räusperte sich. »Die Entscheidung, die Täter abziehen zu lassen, hat der Bundeskanzler persönlich getroffen. Und wenn Sie meine Meinung dazu hören wollen: Das ist das einzig Vernünftige. Wir können nicht riskieren …«
Die Tür ging auf, und der BKA-Mann namens Müller kam herein. Er grüßte kurz in Richtung des überraschten Alois Kroneder und durchquerte mit schnellen Schritten den Raum. Erst als er an der Tür angekommen war, die in den hinteren Teil des Gebäudes führte, fand Kroneder die Stimme wieder. »Ah, Herr …«
Der BKA-Mann namens Müller brachte ihn mit einer schnellen Geste der rechten Hand zum Schweigen. »Entschuldigen Sie. Ich wollte nicht stören. Wir sehen uns gleich, Herr Kroneder. Ich bin hinten im Büro beim Kollegen Meier.«
Damit war Müller durch die Tür verschwunden.
Die versammelten Beamtinnen und Beamten schauten sich verwundert um, Ratlosigkeit im Blick.
Wer war das denn gewesen?
Und welcher Kollege Meier in welchem Büro hinten?
*
Generalmajor Oleg Blochin konnte es kaum fassen. Während der ganzen Operation keine Probleme. Und jetzt das: Oberst Iljuschin drehte durch.
Er hatte ja schon geahnt, dass möglicherweise interne Probleme auftauchen würden. Beispielsweise, dass einzelne Männer bei der Aufteilung der Diamanten in kleine Beutel à eintausendeinhundert Gramm Gewicht misstrauisch würden. Irgendetwas in der Art. Aber nicht das.
Oberst Iljuschin drehte durch.
Gerade hatte ihm Iljuschin eröffnet, dass er Amelie Karman mitnehmen würde. Kriegsbeute, sozusagen.
»Ich werde keine Änderung des Plans dulden, Polkownik!«, herrschte Blochin seinen Nahkampfspezialisten an. Aus dem Augenwinkel bemerkte er, dass die Männer aus Iljuschins Zug, jeder ein erfahrener und erbarmungsloser Kämpfer, hinter ihrem Zugführer Aufstellung nahmen. Ein Vorgang kaum verhohlener Aggression.
»Wir alle werden den Plan wie vorgesehen bis zum Ende durchführen! Das gilt auch für Sie, Polkownik! Das ist ein Befehl!«
»Ein Befehl?«, fragte Iljuschin mit Hohn in der Stimme zurück. »Für Sie ist die Zeit des Befehlens vorbei, General! Dies ist Ihre letzte Operation. Und sie steht kurz vor dem erfolgreichen Abschluss. Wie bei einer von Ihnen geplanten Operation auch nicht anders zu erwarten war. Wir werden uns danach in alle Winde zerstreuen. Es gibt nichts mehr, womit Sie mir drohen könnten.«
Blochin wurde für einen Moment schwindelig. Noch niemals hatte ein
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