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Oktoberfest

Oktoberfest

Titel: Oktoberfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scholder Christoph
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mal ….«
    Die Leitung der Wiesn-Wache. Aber nicht die Leitung, auf der er vorhin gesprochen hatte.
    Die andere.
    Die Leitung, die ausschließlich für Einsätze reserviert war.
    18:30 Uhr
    Polizeihauptmeister Martin Ulgenhoff erlebte das Oktoberfest zum vierten Mal als Polizist, als Patrouillenführer zum ersten Mal. Aber er kannte die Wiesn schon länger. Schon, seit er sich in München verliebt hatte. Seiner Bitte um Standortänderung war stattgegeben worden. Er lebte bereits seit elf Jahren hier. Und er liebte diese Stadt noch immer.
    Mit Tausenden Lichtern begrüßte das Oktoberfest die hereinbrechende Dämmerung. Als er mit seiner Patrouille die breite Wirtsbudenstraße abging, freute er sich mit all den Menschen, die lachend und friedlich das Oktoberfest feierten.
    Natürlich gab es Übergriffe. Diebstähle. Schlägereien. Verletzte. Volltrunkene. Vergewaltigungen.
    Aber es gab eben auch diesen Geruch der gebrannten Mandeln und der Zuckerwatte. Das Lachen der Kinder, wenn sie aus dem Flohzirkus kamen. Das Röhren der Motoren auf der Go-Cart-Bahn, dieses sprotzende Überdrehtsein. Die gemächlich schwingenden Bewegungen der Krinoline. Das Kreischen der Jugendlichen, wenn sie von irgendwelchen Höllenmaschinen in die Höhe gerissen oder im Kreis herumgeschleudert wurden. Das Johlen des Publikums im Teufelsrad.
    Das machte für ihn das Oktoberfest aus.
    Sie bogen von der Wirtsbudenstraße ab, zum Benediktiner-Zelt, und Ulgenhoff erkannte auf den ersten Blick, dass etwas nicht stimmte. Sein Instinkt ließ in seinem Hinterkopf Alarmglocken schrillen. Eigentlich sah alles aus wie immer, aber …
    Eine Bedienung kam auf ihn zu.
    »Grüß Gott, ich bin die Gruber Petra. Das ist prima, dass Sie jetzt endlich da sind. Sagen Sie Ihren Kollegen mal, dass sie mich schleunigst in die Küche reinlassen sollen.« Sie hob die Stimme. »Sie können doch das Zelt nicht einfach zusperren.«
    »Moment, Moment, welche Kollegen?« Ulgenhoffs ungutes Gefühl wurde stärker.
    »Na die da …« Mit einer Geste des rechten Armes wies Petra Gruber auf den Biergarten. Doch dort waren keine Polizisten zu sehen. Auch keine Männer des Sicherheitsdienstes. Nur ein Biergarten.
    Während Petra Gruber noch darüber nachgrübelte, wohin die Polizisten verschwunden waren, gab Ulgenhoff seinen Männern die Anweisung, die Augen offen zu halten.
    Langsam ging Ulgenhoff auf die Türen des Zeltes zu. Durch die Fensterscheiben konnte er nichts erkennen. Die Scheiben waren von innen verdunkelt worden. Die Türen des Zeltes waren verriegelt.
    »Wegen Überfüllung geschlossen « .
    Das konnte nicht sein. Kein Zelt war an diesem Sonntagnachmittag so voll, dass es hätte geschlossen werden müssen. Davon hätte er gewusst. Er hielt seine Männer an, stehen zu bleiben. Die Art, wie er das sagte, ließ die Beamten augenblicklich erstarren. Die Situation begann, ihnen unheimlich zu werden.
    Polizeihauptmeister Ulgenhoff griff zum Funkgerät, um Alois Kroneder zu verständigen.
    »Hier stimmt was nicht. Das Zelt ist zu. Ich kann durch die Fenster nichts erkennen. Keine Sicherheitsleute zu sehen. Die Bedienungen dürfen seit einer halben Stunde nicht mehr ins Zelt. Angeblich waren Polizisten hier, die irgendwas erzählt haben. Sie müssten wichtigen Hinweisen nachgehen. Etwas in der Art. Die Situation hier ist völlig unübersichtlich.« Martin Ulgenhoff machte eine Pause. »Ach, und noch was. Die Kapelle im Zelt spielt nicht mehr.«
    Das war der Moment, in dem Alois Kroneder begriff, dass etwas passiert sein musste. Er konnte das Innere des Benediktiner-Zeltes auf seinem Bildschirm sehen. Die Gäste standen teilweise auf den Bänken. Alle im Zelt hoben gerade die Krüge. Er sah eindeutig ein Prosit der Gemütlichkeit.
    »Sie hören nichts?«
    »Nein, gar nichts«, bestätigte Ulgenhoff.
    Kroneder traf eine Entscheidung.
    Ob das, was in dem Fax stand, stimmte oder nicht, war zweitrangig. Es konnte ja stimmen. Sie hatten jetzt einen begründeten Tatverdacht. Das reichte. Der Schutz von Menschenleben war nun das Wichtigste. Gefahrenabwehr hieß das Gebot der Stunde.
    »Beruhigen Sie die Bedienungen. Beginnen Sie vorsichtig und unauffällig mit der Räumung des Biergartens. Vermeiden Sie unter allen Umständen eine Panik. Dies könnte eine verdammt ernste Sache sein. Jemand spielt uns hier ein falsches Videobild zu. Mindestens eins. Verstärkung ist unterwegs. Ich schicke einen zweiten Trupp zu Ihrer Position. Ich melde mich gleich wieder. Ach, und dass mir

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