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Oktoberfest

Oktoberfest

Titel: Oktoberfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scholder Christoph
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Dann hörte er Okidadses Stimme.
    »Das interne Funksystem steht, General. Sie können sprechen.«
    In den Kopfhörern der Männer war jetzt ein leises Rauschen zu hören. Kleine leistungsfähige 256bit-Scrambler verschlüsselten die Funksignale. Kein Außenstehender konnte mithören.
    »Willkommen bei der ›Operation Freibier‹!« Die Männer mussten unter ihren Gasmasken lächeln. Vor einigen Tagen hatte Blochin ihnen die Bedeutung dieses deutschen Wortes erklärt.
    »Phase eins beginnt. Über uns sind nur die Sterne.«
    Die Männer wiederholten ihren Kampfruf wie ein Gebet.
    »Über uns sind nur die Sterne.«
    Dann öffneten sie die seitlichen Notausgänge des Zeltes.
    Die ersten dreißig Mann rannten ins Zelt.
    Jeder kannte seine Position genau. Sie hatten den Ablauf oft genug in der Halle der Import-Export-Firma geübt.
    18:00 Uhr
    Petra Gruber arbeitete seit vielen Jahren als Bedienung im Biergarten vor dem Benediktiner-Zelt. Aber so etwas war ihr noch nie passiert. Die Sicherheitsleute ließen sie nicht mehr ins Zelt, um Essen für die Gäste zu holen. Sie hatte sich schon überlegt, bei der Wiesn-Wache anzurufen. Diese Sicherheitsheinis nahmen sich jedes Jahr mehr heraus. Dabei waren die eigentlich nur ganz normale Angestellte. Sie dagegen war so etwas wie eine Subunternehmerin. Das musste sie sich nicht gefallen lassen.
    Doch dann waren Polizisten aufgetaucht. Der Patrouillenführer hatte ihr erklärt, dass in dem Zelt einem wichtigen Hinweis nachgegangen werden müsse. Dass sie nicht ins Zelt dürfe, geschehe zu ihrer eigenen Sicherheit.
    Merkwürdig war das trotzdem, denn die Kapelle spielte nicht mehr.
    Was sollte sie den Gästen sagen, die auf ihr Essen warteten? Wenigstens Bier gab’s ja noch. Der Ausschank befand sich im Freien.
    »In zehn bis fünfzehn Minuten wissen wir mehr«, sagte der Polizist gerade.
    So, wie der sprach, kam der nicht aus Bayern.
    *
    Haruki Sato aus Hiroshima hatte seit Jahren auf diesen Urlaub gespart. Und dieses Jahr war es so weit. Seit langem hatte er seinen Freunden und Bekannten von dem Plan erzählt, Urlaub in Europa zu machen. So lange, dass sie ihn zuletzt schon damit aufgezogen hatten. Aber er hatte es letztendlich wahr gemacht: Er war mit seiner Frau und seinem Kind nach Europa geflogen. Er konnte es selbst noch kaum glauben, aber er stand in München auf dem Oktoberfest.
    Und alle waren sie jetzt neidisch.
    Er hob seine digitale Spiegelreflexkamera, um seine Frau und sein Kind vor dem Eingang zum Benediktiner-Zelt zu fotografieren. Er würde mehrere Bilder machen, damit auf jeden Fall ein gelungenes dabei wäre.
    Haruki Sato wartete, bis die Automatik der Kamera das Bild scharf gestellt hatte. Dann drückte er mit einem tiefen Gefühl des Stolzes und der Befriedigung auf den Auslöser.
    Klick!
    Der Lauf der Dinge erstarrte zu Millionen Pixelinformationen auf der Speicherkarte der Kamera.
    18:05 Uhr
    Blochin erhielt über Funk die Berichte seiner Leute. Er stand mit verschränkten Armen auf der Bühne neben den bewusstlosen Musikern. Die Luft in der Gasmaske roch nach Gummi und Trockenheit. Er trug zwanzig Kilogramm Ausrüstung am Körper, die ihn jedoch nicht beeinträchtigten. Denn das entsprach genau dem Gewicht der Bleiweste, die Oleg Blochin seit dreißig Jahren trug, wenn er sich nicht unter Operationsbedingungen befand.
    Im ganzen Zelt lagen Menschen verstreut, wie sie gefallen waren. Erschlaffte Leiber hingen auf den Biertischen, niemand bewegte sich. Seine Männer räumten die Körper in den breiten Gängen zur Seite.
    An den Lastwagen waren stählerne Rampen angebracht worden. Schwere Transportkisten auf Rollen rumpelten herab. Die Männer schoben sie zu dritt oder zu viert durch große Öffnungen zwischen den seitlichen Planen in das Zelt.
    Noch immer zählte jede Sekunde.
    Aber sie lagen im Zeitplan.
    An der Rückseite des Zeltes entfernten vier der vermummten Kämpfer ein großes Stück der Spanplattenverkleidung. Das Loch, das entstand, war gerade so groß, dass ein Kühllaster hindurchpasste. Das Fahrzeug, das hinter dem Zelt geparkt hatte, fuhr rückwärts durch die Öffnung.
    Der Fahrer war ein Vollprofi. Er hatte schon viele schwere Fahrzeuge zentimetergenau gelenkt und geparkt. Dieses spezielle Manöver hatte er zudem unzählige Male geübt.
    Als der Laderaum des Transporters sich vollständig im Inneren des Zeltes befand, stoppte der Fahrer. Nur noch das Fahrerhaus ragte aus dem Zelt. Der Fahrer sprang heraus, um sich seine Ausrüstung zu

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