Oktoberfest
klang sehr bestimmt.
Der Ministerpräsident sah sich um. Der Chef des Landeskriminalamtes und der Polizeipräsident sahen zu Boden, nickten aber langsam.
Der bayerische Innenminister schlug mit der Faust auf den Tisch. »Den Flughafen sperren? Jetzt? Mitten in der Wiesn-Zeit? Wissen Sie, was das heißt? Die Presse wird sich darauf stürzen. Und nicht nur die deutsche. Das …«
Der Ministerpräsident fiel ihm ins Wort. »Der Oberbürgermeister hat recht. Wir holen die Hubschrauber zurück und schließen den Flughafen. Nur ein Hubschrauber soll in großer Höhe das Gelände überfliegen.« Er lehnte sich in seinem Sessel zurück. »Dann werden wir weitersehen.«
19:45 Uhr
»Die Hubschrauber kehren um, General. Bis auf einen. Und seit sieben Minuten ist kein Flugzeug mehr gestartet. Die ankommenden Maschinen werden umgeleitet. Die kleineren fliegen nach Augsburg. Die größeren landen, soweit ich das beurteilen kann, in Stuttgart.«
»Nehmen Sie den verbliebenen Hubschrauber mit dem aktiven Feuerleitradar aufs Korn, Polkownik Okidadse. Das werden sie bemerken. Vielleicht kehren sie dann um. Und versetzen Sie den ersten Donnervogel in unmittelbare Feuerbereitschaft. Der Gegner darf auf keinen Fall das Gelände überfliegen.«
»Wird gemacht, General.«
Blochin und Iljuschin beobachteten, wie die letzten Kisten sowie vier Käfige hereingerollt wurden. Die Hundeführer öffneten die Käfigtüren. Sie nahmen die Tiere an die Leine und sprachen beruhigend auf sie ein. Die Hunde hielten ihre Nasen in die Höhe, um kurz darauf am Boden zu schnüffeln. Sie mussten sich in ihrer neuen Geruchswelt erst einmal orientieren. Die Männer führten die Hunde zu den vier Ecken des breiten Hauptganges, denn von dort aus würden sie ihre Patrouillengänge durch das Zelt aufnehmen. Schließlich nahmen die Hundeführer den vier Schäferhunden die Maulkörbe ab.
Blochin wusste aus seiner Erfahrung mit Gefangenenlagern, dass ein Hund einem unbewaffneten Gegner gegenüber eine sehr viel wirkungsvollere Waffe darstellte als eine Maschinenpistole. Der Feuerstoß einer Maschinenpistole tötete sofort. Wurde man jedoch von einem Hund angegriffen, musste man miterleben, wie der Hund einen zerfleischte.
Das bedeutete ein Mehr an Angst.
Und das wiederum bedeutete ein Mehr an Kontrolle.
*
Der Polizeihubschrauber Edelweiß-7 stand über der Isar in der Luft, auf Höhe der Brudermühlbrücke, einige Kilometer vom Gelände der Theresienwiese entfernt. Unter sich konnte der Pilot den Verlauf des Flusses erkennen. Die Stimme des Funkers meldete sich im Kopfhörer des Piloten.
»Ich fange starke Radaremissionen auf. Sie kommen von der Theresienwiese. Könnte schlimmstenfalls eine aktive Zielerfassung sein. Aber genau kann ich das nicht sagen. Da bräuchten wir Radartechniker mit militärischer Ausbildung. Und eine bessere Radarausrüstung.«
»Geben Sie das an die Leitstelle durch. Sagen Sie denen, dass es hier langsam ungemütlich wird. Wir bleiben zunächst auf Position und fliegen nicht näher heran.«
*
Wie eine Schockwelle lief die Nachricht von der Räumung des Festgeländes durch München.
An der Theke im »Klenze 66« saßen die üblichen Verdächtigen zusammen. Wackie, Salm und Meierinho kannten sich seit Jahren. Die drei hatten zahllose Abende gemeinsam an diesem Tresen verbracht. Das Gespräch war gerade bei den unverschämten Bierpreisen auf der Wiesn angelangt. Eines ihrer Lieblingsthemen. Neben Sport, Filmen, Musik, Büchern, Autos, Nachrichten im Allgemeinen und Neuigkeiten aus dem gemeinsamen Bekanntenkreis. Und natürlich neben einem ewig sprudelnden Quell der Thekengespräche: Betriebssysteme und ihre Vor- und Nachteile.
Von ihrem Platz am Tresen hatten die drei die Tür im Blick. Sonno stürmte herein. Er musste sehr aufgeregt sein. Mit schnellen Schritten durchquerte er den Raum und gesellte sich zu seinen Thekenkumpanen.
»Servus, Sonno, wie immer?« Vogtländer, der Barmann, hatte bereits den ersten Strich auf den Bierdeckel gemacht. Sonno trank immer ein Helles. Und dann meist noch eins. Oder fünf. Oder neun.
»Servus, Länderer! Ja klar.« Dann wandte Sonno sich an seine Kumpels, die ihn erwartungsvoll ansahen. »Habt ihr schon gehört? Auf der Wiesn ist was passiert. Alles voller Bullen. Die sperren alles ab.«
»Die sperren die Wiesn ab? Na, das wird ’ne Bombendrohung sein oder so was«, sagte Wackie. Jeder erinnerte sich sofort an den Bombenanschlag, der 1980 auf dem Oktoberfest verübt worden
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