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Oktoberfest

Oktoberfest

Titel: Oktoberfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scholder Christoph
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Botschaften Amerikas, Australiens, Italiens, Englands, Japans und noch einiger weiterer Länder. Sie wollen wissen, was auf dem Oktoberfest in München vor sich geht. Sie wollen wissen, ob Bürger ihrer Länder betroffen sind. Und der Kanzleramtsminister hat sich gemeldet. Er ist unterwegs und wird in den frühen Morgenstunden hier sein.«
    »Danke. Ach, und rufen Sie den Finanzminister an. Wir müssen klären, ob und wie wir die geforderten Diamanten beschaffen können. Ich erwarte seine Vorschläge morgen früh. Sagen Sie ihm, er kann jederzeit anrufen. Hier wird sowieso niemand zum Schlafen kommen, denke ich.«
    »Ich werde mich sofort darum kümmern, Herr Bundeskanzler«, sagte die Frau und verließ eiligst den Raum.
    Der Außenminister hatte bereits mit seinen zuständigen Mitarbeitern zu telefonieren begonnen.
    Inzwischen hatte der Innenminister sein Telefonat beendet. Die GSG 9 hatte den Marschbefehl Richtung München erhalten. Er wandte sich wieder an den Regierungschef.
    »Außerdem brauchen wir einen Koordinator und Verhandlungsführer vor Ort. Ich denke an einen meiner Staatssekretäre. Ich denke an Dr. Roland Frühe, der für innere Sicherheit zuständig ist. Der hat auch das nötige Auftreten, um sich Respekt bei den bayerischen Sturköpfen zu verschaffen.«
    »Ja, schicken Sie Frühe als offiziellen Vertreter der Bundesregierung nach München. Das ist eine gute Idee. Der kann auch die Verhandlungen führen. Falls überhaupt welche zustande kommen. Rufen Sie ihn an und holen Sie ihn her.«
    Der Präsident des BKA kam mit fahlem Gesicht von der Toilette zurück und setzte sich wieder an den Tisch.
    Schweigend hatte Wolfgang Härter den Gesprächen gelauscht. Während er die Bilder aus dem Zelt verfolgt hatte, war ein lodernder, heiliger Zorn in ihm aufgestiegen. Der Zorn war bald darauf kalter Wut gewichen. Jetzt hatte er seine Gefühle wieder unter Kontrolle. In seinen Augen jedoch brannte ein blaues Feuer.
    Er wandte sich mit fragendem Gesichtsausdruck an den Verteidigungsminister. Der nickte seinem obersten Agenten aufmunternd zu.
    »Herr Bundeskanzler, meine Herren«, begann der Kapitän mit fester Stimme. »Ich hätte auch einen Vorschlag zu machen. Der wird Ihnen sehr ungewöhnlich erscheinen. Aber die Situation ist eben ungewöhnlich.« Härter unterbrach sich. »Wobei ungewöhnlich eigentlich der falsche Ausdruck ist. Die Situation ist einzigartig. Wir haben es in der Geschichte der Bundesrepublik noch niemals mit einer Situation zu tun gehabt, die auch nur annähernd mit dieser vergleichbar wäre. Dies ist, im Hinblick auf die Zahl der Opfer ebenso wie im Hinblick auf die Brutalität der Täter, eine Situation ohne Vergleich.«
    Alle hörten dem Kapitän aufmerksam zu. Der Kanzler und der Verteidigungsminister nickten.
    »Zunächst einmal muss ich mich korrigieren. Ich habe mich getäuscht. Das sind keine Diebe. Der Massenmord, den wir alle eben mit ansehen mussten, war kein Verbrechen. Das war ein Angriff. Ein Angriff mit Waffengewalt. Wenn ich die Symptome vorhin richtig interpretiert habe, wurde neuroreaktives Kampfgas eingesetzt. Zweifellos ein kriegerischer Akt. Ich denke an Artikel 115 a der Verfassung, Herr Bundeskanzler.«
    Er las Erstaunen in den Gesichtern.
    Doch damit hatte Kapitän zur See Wolfgang Härter gerechnet.
    »Die Menschen, die das getan haben, die uns das angetan haben, sind keine mutmaßlichen Täter im Sinne unseres Rechtsverständnisses. Diese Menschen sind unsere Feinde, sind Feinde unseres Landes. Diese Menschen sind Kombattanten im Sinne der Haager Landkriegsordnung. Wir sollten sie als solche behandeln.«
    Langsam verstanden die Herren im Raum, worauf der Kapitän hinauswollte.
    »Herr Bundeskanzler, ich schlage vor, den Bundestag zu einer Dringlichkeitssitzung einzuberufen. Ich schlage vor, den Verteidigungsfall zu erklären.«
    »Das ist, bei allem Respekt, völliger Unsinn«, rief der Innenminister erregt. »Unsere Sicherheitsorgane sind der Situation vollauf gewachsen. Wir können uns doch nicht auf eine Stufe mit diesen Barbaren stellen.«
    »In der Tat, das ist ein ungeheuerlicher Vorschlag«, pflichtete ihm der Außenminister bei.
    »Wollen Sie das den Müttern der Getöteten so sagen, Herr Innenminister?« In der Stimme von Wolfgang Härter lag unverhohlener Sarkasmus. Mit jedem Wort steigerte sich die Schärfe des Tons. »Wollen Sie auf zweitausend Grabsteine den Satz eingravieren lassen: Die Sicherheitsorgane der Bundesrepublik waren der Situation vollauf

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