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Oktoberfest

Oktoberfest

Titel: Oktoberfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scholder Christoph
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gewesen. Rollbraten mit Butterkartoffeln und Karottengemüse. Zum Nachtisch hatte er sich eine Götterspeise genehmigt. Seine Lieblingssorte: Waldmeister. Während er zu seinem Büro zurückging, dachte er an Werner Vogel.
    Zweimal hatte Meierinho versucht, seinen Freund zu erreichen. Aber Vogel hatte sein Telefon abgeschaltet. Langsam begann sich Stefan Meier Sorgen zu machen. Beim Essen war ihm die Idee gekommen, in Vogels Firma anzurufen. Seitdem Vogel Geschäftsführer war, konnte man da zumindest immer eine Sekretärin erreichen. Es bei Werners Freundin zu probieren hatte keinen Sinn. Wenn Werner auf dem Oktoberfest festsaß, dann würde es Amelie genauso gehen.
    An seinem Schreibtisch angekommen, zündete er sich eine Zigarette an. Dann rief er die Nummer aus dem Speicher des Telefons auf. Nachdem er ungefähr fünf Minuten mit der Sekretärin gesprochen hatte, legte er nachdenklich den Hörer auf. Tiefe Falten zeigten sich auf seiner Stirn.
    Werner Vogel war heute nicht in der Firma erschienen. Er hatte sich auch nicht abgemeldet. Sein Freund war offensichtlich tatsächlich eine der Geiseln. Und Amelie somit ebenfalls. Außerdem hatte die Sekretärin aufgeregt erzählt, dass auch der Seniorchef heute nicht ins Büro gekommen sei. Das irritierte Stefan Meier noch mehr. Wieso war der Seniorchef in München? Er erinnerte sich vage an ein Gespräch mit Werner. Der hatte ihm erzählt, dass sein Partner in Urlaub fahren würde. Genau, jetzt fiel es ihm wieder ein. Der hatte eine Reise gewonnen.
    Afrika.
    Dingsbums-Delta.
    Er hatte den Seniorpartner seines Freundes sogar einmal kennengelernt. Ein sehr sympathischer und trinkfester Zeitgenosse, der am späten Abend zur allgemeinen Begeisterung noch ein paar verblüffende Kartentricks vorgeführt hatte.
    Wie hieß der Mann noch?
    Ach, richtig.
    Karl Romberg.
    17:00 Uhr
    Die Lage in der Stadt hatte sich etwas gebessert. Mühsam war es gelungen, die öffentliche Ordnung wiederherzustellen. Und nun das. Als die Vorabmeldung über die Ticker der Nachrichtenagenturen lief, brach die Hölle los.
    »GIFTGAS«.
    »ZWEITAUSEND TOTE«.
    Dr. Roland Frühe entschied, zunächst einmal nichts verlautbaren zu lassen. Das Bundespresseamt hüllte sich in Schweigen. Weiterhin Nachrichtensperre. Das Außenministerium hatte noch nicht einmal alle befreundeten Regierungen über den tausendfachen Tod auf dem Oktoberfest informiert. Die Reaktionen waren umso heftiger.
    CNN reagierte am schnellsten. Das Logo in der rechten oberen Bildschirmecke wurde ausgetauscht. Bisher waren die Bilder aus München mit dem Slogan »ASSAULT IN MUNICH« betitelt gewesen.
    Der neue Spruch war um einiges drastischer, was die weltweiten Einschaltquoten sprunghaft ansteigen ließ. Und er führte nicht nur zu zahlreichen Protesten, sondern brachte auch die Telefonleitungen der Bundesregierung zeitweise an den Rand ihrer Leistungsfähigkeit. Der Slogan, der jetzt auf den Bildschirmen der Welt zu lesen war, war in seiner Prägnanz nur schwer zu übertreffen.
    Ganz bestimmt aber war er von einmaliger Geschmacklosigkeit: »GAS IS BACK IN GERMANY«.
    *
    Generalmajor Oleg Blochin war ausgeruht und satt. Nachdem er sieben Stunden lang tief geschlafen hatte, aß er die große Platte mit den Grillschmankerln und trank drei große Gläser Apfelsaftschorle dazu. Okidadse hatte ihn geweckt. Kaum hatte Blochin das Feldbett verlassen, lag sein technischer Kommandooffizier flach. Tiefes, gleichmäßiges Atmen signalisierte, dass Okidadse Minuten später bereits schlief. Der nächste Wechsel war für Mitternacht vorgesehen.
    Als Blochin die Stufen zum Gefechtsstand hinaufstieg, beobachtete er, wie Iljuschin an einer Tasse Kaffee nippte. Reste von Schmalz- und Schnittlauchbroten lagen auf einem Teller, den der Nahkampfspezialist auf den Knien balancierte. Der diensthabende Waffensystemoffizier, Hauptmann Tomjedow, nagte gerade den letzten Knochen eines Brathähnchens ab. Tomjedow sah Blochin nur kurz an und nickte kauend zur Begrüßung. Dann hefteten sich seine Augen wieder auf die Bildschirme.
    »Guten Morgen, General. Haben Sie gut geschlafen?«, begrüßte Iljuschin seinen Kommandeur.
    »Ja, danke, Polkownik Iljuschin. Und? Wie sieht es bei Ihnen aus? Lage?«
    Iljuschin kicherte. »Die nehmen uns die Arbeit ab. Irgendwie ist es einer Journalistin gelungen, die Nachrichtensperre zu durchbrechen. Jetzt erscheint die größte deutsche Boulevardzeitung mit einer Sonderausgabe. Wir müssen unsere vorbereitete Presseerklärung gar

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