Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Oliver Hell - Abschuss (Oliver Hells erster Fall) (German Edition)

Oliver Hell - Abschuss (Oliver Hells erster Fall) (German Edition)

Titel: Oliver Hell - Abschuss (Oliver Hells erster Fall) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wagner
Vom Netzwerk:
Tieres auf noch verbliebene DNA-Spuren. Dazu machte sie dort einen Abstrich. Auch im Mund des Tieres machte sie vorsichtshalber einen Abstrich. Es schien ihr zwar abartig, aber in diesem Fall durfte vermutlich nichts ausgelassen werden.
    Jetzt musste sie nur noch herausfinden, wie die Ziege zu Tode gekommen war. Sie war nicht verstümmelt, wies keine Stichverletzungen oder Schusswunden auf. Bei der Öffnung des Körpers kam zutage, dass sie auch nicht erwürgt oder stranguliert worden war. Also war die Ziege anderweitig getötet worden. Unmittelbar war der Jagdinstinkt der Gerichtsmedizinerin erwacht.
    Geradewegs nach der Entnahme des Mageninhaltes der Ziege brachte sie das Gefäß persönlich zur KTU.
    „Hallo Kollegen, wer kann sich bitte direkt hierum kümmern?“, fragte sie, nachdem sie die Türe geöffnet hatte.
    „Guten Morgen Frau Kollegin. Ist es so dringend?“
    „Ja, Kollege Wrobel, es ist so dringend. Ich vermute, dass das Tier sediert wurde. Und ich möchte wissen, womit.“
    „Ok, Frau Beisiegel, stellen Sie es dort hin. Ich kümmere mich persönlich“, sagte Wrobel und stellte seinen Kaffeebecher beiseite. Er zeige auf ein Regal, auf dem sich noch immer viele weitere Asservate drängten.
    „Vielen Dank, Kollege“, sagte die Gerichtsmedizinerin und zog aus ihrer Brusttasche noch die beiden Röhrchen, „Ach ja, wenn Sie schon dabei sind. Ich habe hier noch zwei Abstriche.“
    Wrobel rollte mit den Augen. „Wenn‘s sein muss. Wir haben ja auch sonst nichts zu tun“, sagte er gespielt resignierend. Er machte mit einer Hand ein Zeichen die Proben auf das Regal zu legen.
    Beisiegel zwinkerte mit den Augen, warf Wrobel einen Handkuss zu und verließ die KTU.
    „Die meint auch, wir warten nur auf ihre Untersuchungen“, maulte Julian Kirsch.
    „Ja, sicher. Aber ich glaube, das ist wichtig genug. Sollten wir eine brauchbare DNA-Spur finden, wäre das ein Erfolg.“
    Wrobel nahm die beiden Röhrchen vom Regal und begann mit der Untersuchung.
*

    Nachdem Freddie Zylau eine unruhige Nacht auf dem Dach der Vorarbeiterbude verbrachte hatte, streckte er seine steifen Glieder. Mehrfach in der Nacht wurde er vom Gegröle von Betrunkenen geweckt. Einmal war er kurz davor aufzustehen, lies es aber dann sein. Bloß nicht auffallen. Er rappelte sich hoch aus dem dünnen Schlafsack. Nachdem er sich mit etwas Wasser aus der zweiten Wasserflasche das Gesicht gewaschen hatte, machte er sich auf den Weg. Sein Ziel lag im Bad Godesberger Villenviertel. Hier wohnte Dr. Friedrich Culmann. Er wusste rein gar nichts über diesen Mann außer seinem Wohnsitz. Den kannte er, weil er dem Mann gefolgt war, ohne dass der es bemerkt hatte. Er fuhr mit der Straßenbahn bis nach Bad Godesberg. Von dort aus ging er zu Fuß weiter. Die genaue Adresse kannte er nicht. Er kannte den Namen und erinnerte sich an die Straße, wo er den Politiker abgeholt hatte. Dort zog es ihn jetzt wieder hin. Der Morgen war jung und die Sonne stand noch nicht allzu hoch am Himmel. Schulkinder trödelten auf ihrem Weg in die nahe gelegene Schule. Zylau genoss beinahe die Ungewissheit, die die Suche nach dem Mann begleitete. Er beobachtete die Kinder. Als Kind hatte er sich das erste Mal einem Tier sexuell genähert. Es war der Hund einer Nachbarin. Dieser Hund leckte ihm die Hand und war einfach nur freundlich. Zylau war damals zwölf Jahre alt gewesen. Neugier. Ja, es war Neugier gewesen. Er war ein schmächtiger, unscheinbarer Junge, der von seinen Mitschülern eher übersehen als gehänselt wurde. Die Mädchen aus seiner Klasse nahmen ihn auch nicht wahr. Dieser Hund der Nachbarin nahm ihn wahr. Nachdem es das erste Mal passiert war, schämte er sich. Er schämte sich fürchterlich, weil es ein Tier war, was ihn mochte. Es passierte wieder. Diesmal aber ließ es der Hund nicht so einfach geschehen. Er wehrte sich und biss ihn in die Hand. Zylau verbarg die Wunde vor seinen Eltern und Mitschülern. Wenn er dem Tier jetzt im Treppenhaus begegnete, knurrte es ihn an. Auch das letzte Wesen, was ihn bemerkt hatte, wandte sich nun gegen ihn.
    Zylau wurde größer, er entwickelte sich körperlich mehr als seine Mitschüler und wurde stärker als sie. Nun nahm man ihn wahr. Die meisten Mitschüler hatten Angst vor ihm. Er wurde der Anführer einer Bande, die nachts die Gegend durchstreifte. Zylau nötigte die anderen Mitglieder zu sinnlosen und gefährlichen Mutproben und stiftete sie ebenfalls zu kleinen Einbrüchen an. Bei einem dieser Einbrüche fanden

Weitere Kostenlose Bücher