Oliver Hell - Abschuss (Oliver Hells erster Fall) (German Edition)
immer noch nichts los. Er beschloss sich die Füße zu vertreten und stieg aus dem Auto. Er bog in die Straße Hesses ein. Der BMW stand immer noch in der Auffahrt.
„Darf ich Ihnen einen Kaffee anbieten?“ Zeiger fuhr zusammen. Er erkannte, dass es Hesse selber war, der ihn ansprach. Hesse trat hinter seinem Auto hervor. „Wieso?“, stotterte Zeiger.
„Es muss doch nervig sein, einem die ganze Zeit zu folgen, oder? Wer hat sie beauftragt? Meine Frau? Mein Name ist Daniel Hesse, aber das wissen Sie ja längst. Kaffee?“ Er lächelte ein schiefes Katzengrinsen.
Für Dimitri Zeiger als Detektiv war das hier die Höchststrafe. Der Observierte hatte ihn bemerkt und machte sich nun lächerlich über ihn.
„Ich weiß nicht, was Sie meinen“, versuchte er eine sinnlose Ausrede anzubringen.
„Beleidigen Sie doch nicht unsere Intelligenz. Wo steht ihr Golf? Der silberne Golf, der sicher mehr PS hat als mein alter BMW hier.“ Hesse klopfte auf die Motorhaube. Er grinste weiter.
Zeiger überlegte. Wenn Hesse seiner Frau berichtete, dass er den von ihr beauftragten Privatdetektiv zum Kaffee eingeladen hatte, würde sie sicher keinen Cent zahlen. Auf der anderen Seite konnte er seinen Auftrag eh vergessen. Er war verbrannt. Hesse kannte sein Gesicht. Du Idiot, fluchte er innerlich. Die beiden Männer schauten sich an. Zeiger hatte ein mieses Gefühl, etwas saß in seinem Nacken und er wusste nicht, was es war. Himmel, Arsch und Zwirn. Hier ist jetzt der Punkt einzulenken.
„Ok, ich habe wohl verloren. Sie haben gewonnen.“
Hesse streckte ihm die Hand entgegen. Er lächelte. Schön wird das jetzt nicht werden, dachte Zeiger und schlug ein. Hesses Handschlag war kräftig. Sie gingen zusammen auf die Haustüre zu, Hesse sperrte auf und machte eine einladende Handbewegung. Zeiger nahm die Einladung an und trat in die Diele. Es wird schon gut gehen, dachte er. Er sah noch, wie unordentlich es im gesamten Haus zu sein schien. An dem Spiegel zu seiner rechten klebte ein Stück Panzerklebeband. Dann spürte er einen gewaltigen, elektrischen Schlag in seinem Nacken und sackte zusammen.
*
Hesse hatte keine zwei Sekunden überlegt. Er wollte wie immer aus der hinteren Gartentüre verschwinden. Doch irgendetwas brachte ihn dazu, nicht nach links zu gehen in Richtung der Bushaltestelle, sondern nach rechts. Er hielt sich nah an den Büschen, spähte um die Ecke. Wirklich, da stand der Golf wieder. Er ging mit schnellen Schritten über die Straße und trat an den Golf heran. Der Mann darin schlief. Er könnte ihn jetzt direkt hier betäuben und dann durch die Gasse zum Haus schleppen. Doch das tat er nicht. Zu gefährlich. Er kehrte um und wartete. Wenn er richtig kombinierte, würde der Detektiv nachsehen, ob er in der Zwischenzeit fortgefahren war. Er stellte sich hinter seinem BMW an die Wand zur Garage und wartete.
Jetzt lag der Mann vor ihm auf dem Boden. Er fesselte ihn schnell mit Kabelbindern und klebte ihm das Stück Panzerband über den Mund. Als er wieder aufwachte, saß Hesse mit einem Kaffee in der Hand vor ihm auf einem Küchenstuhl.
„Sie entschuldigen, dass ich Ihnen jetzt doch keinen Kaffee anbiete“, sagte er. Zeiger sah das alles noch wie durch einen Nebel. Er lehnte mit dem Rücken an einem Küchenblock. Er riss die Augen weit auf, als könne er so die Situation besser begreifen. Der Nacken scherzte. Er blickte sich um, so gut es aus seiner Position auf dem Fußboden ging. Die Küche war sicher einmal teuer gewesen, jetzt jedoch sah es hier aus wie auf einem Schlachtfeld. Auf dem Boden neben ihm klebte etwas, was vermutlich mal ein Ei gewesen war.
„Wenn Sie mir versprechen nicht zu schreien, dann entferne ich ihnen das Klebeband.“ Er nahm einen Gegenstand von der Anrichte und zielte damit auf Zeiger. Der erkannte erst auf den zweiten Blick, um was es sich handelte. Es war eine geladene Armbrust. Zeiger nickte. Hesse bückte sich, die Armbrust in der rechten Hand und entfernte das Klebeband mit einem Ruck.
„Und ich hatte schon die Vermutung, Sie seien ein friedlicher Ehemann, den die Ehefrau ganz zu Unrecht verdächtigt. Hier geht wohl was ganz andres ab.“ Hesse grinste wieder sein schiefes Katzengrinsen.
„Ja, stimmt.“
„Sie sind der Killer mit der Armbrust. Du große Scheiße, ich habe den Killer observiert. Ich glaube es nicht!“
„Nein, ich bin kein Killer. Ich bin einer, der aufräumt.“ Das Katzengrinsen war von seinem Gesicht verschwunden. Maske.
„Ok, das ist, was die
Weitere Kostenlose Bücher