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Oliver Hell - Abschuss (Oliver Hells erster Fall) (German Edition)

Oliver Hell - Abschuss (Oliver Hells erster Fall) (German Edition)

Titel: Oliver Hell - Abschuss (Oliver Hells erster Fall) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wagner
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sie in einem Stall mehrere Kaninchen vor. Zylau tötete eines der Tiere, weil es ihn gekratzt hatte. Es geschah eher unbewusst und ungewollt. Er gab dem Tier einen Schlag in den Nacken. Es zuckte ein letztes Mal und lag dann tot vor ihm. In diesem Moment spürte er das erste Mal diese Macht. Er war der Herr über Leben und Tod.
    Doch zunächst wurde er von seinen Kumpanen verpfiffen, bekam daheim Prügel von seinem Vater und seine Mitschüler mieden ihn seit dem. Er zog nun nachts alleine los, stets auf der Suche nach diesem Gefühl, was er beim Tod des Kaninchens gespürt hatte. Keiner sollte ihn mehr verpfeifen können. Zylau wurde ein Einzelgänger. Er wurde ein sadistischer Killer. Er tötete alles, dem er habhaft wurde. Es dauerte nicht lange und man erwischte ihn erneut dabei. Diesmal ging es nicht so glimpflich ab. Mittlerweile war er sechzehn Jahre alt. Er wurde zu einer Jugendstrafe auf Bewährung verurteilt.
    Heute wurde Freddie Zylau sechsundzwanzig Jahre alt. Es war sein Geburtstag. Er hielt sich nun in der Straße auf, in der Dr. Friedrich Culmann wohnte. Auf dem großen Messingschild am Tor stand der Name eingraviert. Hierhin würde er zurückkehren, wenn es an der Zeit war. Da die Polizei nach ihm fahndete, brauchte er noch neue Ausweispapiere. Sonst konnte er das Land nicht verlassen. Und es war an der Zeit, dass er Deutschland verließ.
     
*

    Hell stand im Flur vor dem Kaffeeautomaten. Er tippte die Nummer von Doktor Leck in sein Handy ein. Er musste mit ihr über die Visionen sprechen, die er auf dem Hof von Dempf gehabt hatte. Es klingelte. Sie antwortete.
    „Hallo, hier ist Hell. Sind Sie noch im Hause? Ich brauche einen Rat. Lust auf einen Kaffee?“
    Fünf Minuten später stand Doktor Leck neben ihm und hielt einen frischen Automatenkaffee in ihrer Hand.
    „Ich will nicht lange um den heißen Brei reden“, fing er an, „Kann das mit dem Benzinkanister in meinem Schlafzimmer ein abgebrochener Selbstmordversuch gewesen sein?“
    Sie schaute ihn an. „Ja, könnte es. Ich müsste ihren Sohn sprechen, um das mit Sicherheit zu bestätigen oder auszuschließen.“
    „Ja, ich hatte so eine Vision.“ Die Bilder waren sofort wieder präsent.
    „Vision?“
    „Als wir auf dem Hof von Dempf waren. Da hatte ich vor Augen, dass er sich mit Benzin übergoss und anzündete. Schrecklich war das.“ Hell versuchte, die Bilder wieder zu vertreiben.
    „Sicherlich. Ja, schrecklich.“
    „Was soll ich tun? Was denken Sie?“ Er nahm einen Schluck aus dem Pappbecher.
    „Sie müssen erst herausfinden, wo ihr Sohn sich befindet. Dann spreche ich gerne mit ihm. Alles Weitere ergibt sich daraus.“
    „Wenn er sich nicht meldet, was dann?“
    „Sie sind der Polizist. Schreiben Sie ihn zur Fahndung aus. Gefahr der Selbsttötung.“ Es kam so leicht über ihre Lippen. Dabei war sie ehrlich berührt von den Problemen des Kommissars.
    „Das ist nicht so leicht. Ich bin eben Polizist.“ Er überlegte, hatte er wirklich Angst vor dem Gerede seiner Kollegen?
    „Ja, stimmt, daher haben sie den Apparat zur Seite. Es geht jetzt um ihren Sohn. Nicht um ihren Stolz als Polizist.“
    „Sie haben Recht. Aber ich möchte es vorher noch probieren, ihm eine SMS zu schicken.“
    „Tun Sie das, vielleicht klappt das ja.“ Hell sah in ihren Augen ehrliche Teilnahme. Er nahm sein Handy und tippte eine SMS an seinen Sohn.
    „Ich warte drei Stunden“, sagte er, „Danke für ihre Unterstützung.“
    „Dafür brauchen Sie sich nicht bedanken. Darf ich fragen, was mit seiner Mutter ist? Wie ist da der Kontakt?“
    Hell fragte sich, ob er ihr seine Ehegeschichte auftischen sollte. Er beschloss, dafür sei es zu früh.
    „Christoph hat eher Kontakt zu seiner Mutter. Aber sie hat ihn auch nicht gesehen. Ich habe sie angerufen. Er lebt in seiner eigenen Welt.“
    Sie verstand seine Ausflüchte.
    „Ich bin sehr froh, dass Sie mir zur Seite stehen“, wiederholte der Kommissar. „Vielleicht wollen Sie meine Diagnose gar nicht hören.“ Sie trat näher an ihn heran.
    „Aber natürlich bin ich interessiert.“
    „Egal wie sie ausfällt?“
    „Sicher.“
    Er dachte daran, wie seine Frau einen Nervenzusammenbruch gehabt hatte, als Christoph das erste Mal mit Drogen zu tun hatte. Zwei Wochen lang hatte sie geheult und ihm Vorwürfe gemacht. Am Ende gab sie ihm die Schuld nicht schon früher etwas unternommen zu haben. Wie hätte er das gekonnt? War er doch genauso überrascht wie sie.
    Doktor Leck fuhr mit ihrer Hand an ihrem

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