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Oliver Hell - Abschuss (Oliver Hells erster Fall) (German Edition)

Oliver Hell - Abschuss (Oliver Hells erster Fall) (German Edition)

Titel: Oliver Hell - Abschuss (Oliver Hells erster Fall) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wagner
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Einschätzung der gesamten Situation vortragen zu können. Geduldig wartete sie ab, bis Hell sie ansprach.
    „Frau Doktor, wir haben jetzt anscheinend hier eine Szene vor uns, die größer ist, als wir dachten bislang. Wie kommt ein Mensch dazu, sich mit Tieren abzugeben? Kann man das in ein paar Worten für uns alle zusammenfassen?“
    Doktor Leck wischte sich die Krümel des Kekses vom Mund. „Das ist gar nicht so einfach zu erklären. Die Bandbreite der sexuellen Handlungen an Tieren ist keiner bestimmten Gruppe zuzuordnen. Alter, Geschlecht, Bildungsstand und Einkommensstand variieren. Ebenso lassen eine Partnerschaft, die sexuelle Ausrichtung, der Familienstand oder die sozialen Kontakte keine verlässlichen Rückschlüsse zu. Es wird die Meinung vertreten, dass kaltblütigen Handlungen gegenüber Tieren oft schwerwiegende psychologische Störungen der Täter zugrunde liegen, doch ist das nicht in Feldstudien nachgewiesen. Untersuchungen an Psychiatriepatienten weisen zwar ein höheres Aufkommen an sexuellen Übergriffen nach, doch kann man davon nicht rückschließen, dass es zwingend eine psychische ursächliche Erkrankung geben muss.“
    „Also kann es jeder sein. Jeder, der ein Tier hat, kann hinter seiner Türe ein Zoophiler sein. Ist das so?“ Meinhold lehnte sich in ihrem Sessel zurück vor ihren Augen kamen die Bilder wieder zurück, die sie in den Büchern gesehen hatte.
    „Ja, leider kann man so etwas nicht mit gutem Gewissen verneinen. Sicherlich nicht so überspitzt. Die Grauzone ist groß. Ja, sicher.“
    „Sieht man den Tieren das denn nicht an?“
    „Die Tiere sind meist an diese Handlungen gewöhnt, sie sind vielleicht schon von den Besitzern als Welpe erworben und konditioniert worden.“
    „Unglaublich. Das bedeutet, man kauft sich zum Beispiel einen Hund und richtet ihn als Sexualobjekt ab.“
    „Ja, definitiv. Der Mensch hat die Entscheidungsgewalt. Er wählt das Tier, er wählt den Ort, er wählt den Zeitpunkt, und er wählt, was er dem Tier antut. Und er entscheidet, ob es danach weiter leben darf.“
    „Die Tiere, die wir ausgegraben haben, hatten diese Entscheidung gegen sich.“ Meinhold sah das geköpfte Schaf vor sich. Ihr schauderte.
    „Ja, Fälle von grausamen Tierquälereien werden täglich in Deutschland aufgedeckt. Möglicherweise schrecken diese Täter auch vor Gewalttaten an Menschen nicht zurück. Man geht davon aus, dass viele der extremen Gewalttäter vorher Tiere gequält haben.“
    „Und der Staat schläft. Gruselig. Würde da mehr drauf geachtet, wir hätten weniger zu tun“, sagte Meinhold.
    „Das kann ich nur bejahen.“
    „Wie kommen wir jetzt von all dem zu unserer Gruppe? Haben diese Gruppen von Zoophilen eine Hierarchie?“
    „Man kann das nicht genau zuordnen. Es gibt den sogenannten opportunistischen Tiersex, wo das Motiv oft Langeweile, Neugier oder eine Unsicherheit gegenüber dem menschlichen Sexualpartner ist. Auch das Fehlen eines Sexualpartners kann dazu führen. Anders ist die Fixierung auf Tiere als Sexualpartner. Hier ist die sexuelle Ausrichtung nur auf Tiere ausgerichtet. Womöglich ist die Anordnung einer Gruppe hierarchisch so geordnet, es kann aber auch sein, dass es Vermischungen beider Motive gibt. Es gibt hier keine wissenschaftlichen Erkenntnisse. Als interessant ist hier zu beachten, dass bei einer Internetstudie circa ein Drittel der Befragten die ersten sexuellen Übergriffe als vom Tier initiiert wahrnahmen.“
    „Das gibt’s doch nicht. Wie ticken die denn? Das Tier sagt ‚Komm, fick mich‘? Oder wie denkt man sich das?“ Klauk zog seine Stirn in Falten. Hinter seiner großen, dunkeln Hornbrille traten sie grade eben noch hervor. Er wischte sich mit der linken Hand durch die dunkelblonden Haare, die danach noch mehr kreuz und quer standen wie zuvor.
    Doktor Leck ignorierte seinen Einwurf. „Hier muss man wissen, dass diese Übergriffe bei vielen der Männer im Alter zwischen zwölf und siebzehn Jahren stattfanden.“
    „Aha, das erklärt es dann? Sexuelle Orientierung als Grund für Missbrauch? Geht gar nicht. Und wie kommt es zu den Tötungen?“ Klauk schüttelte den Kopf.
    „Das ist der dritte Aspekt. Dominanz und Sadismus. Hier kommt es zur Befriedigung oder Erregung des Täters durch das absichtliche Schmerzzufügen oder Töten des Tieres.“
    „Dreckige Säue.“ Meinhold stand auf und lief ein paar Schritte im Zimmer auf und ab. Hell bemerkte, wie auch alle anderen im Raum, dass die Kollegin extrem angefasst

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