Oliver Hell - Abschuss (Oliver Hells erster Fall) (German Edition)
dem Haus direkt in die Garage?“
„Ja, hinter der Küche entlang.“
Zylau hatte es plötzlich eilig. Er holte den Schlüssel, verklebte Culmann wieder den Mund, nötigte ihn mit gefesselten Füßen vor ihm her zu hüpfen. Er knipste das Licht in der Garage an. Dort stand eine dunkle S-Klasse Limousine. Er betätigte den elektronischen Kofferraumöffner und die Heckklappe schwang automatisch und leise nach oben.
„Wie hilfreich“, sagte er und stieß Culmann in den Kofferraum. Mit der rechten Hand drückte er auf den Knopf, der die Klappe auch elektrisch wieder schloss.
Culmann lag zitternd im Kofferraum seines Autos, hörte, wie das Garagentor leise nach oben fuhr und der Mercedes über den Kies der Auffahrt glitt. Die Scherben in seiner Stirn schmerzten.
Kapitel 7
Als Dimitri Zeiger erwachte, hatte er höllische Schmerzen im Nacken. Er schlug seine Augen auf und sah Hesse vor sich sitzen. Der blickte ihn an wie ein Forschungsobjekt. Er versuchte, zu sprechen. Damit das gelang, musste er sich räuspern. Er rieb sich den Nacken.
„Sie sind ein Wahnsinniger, Hesse.“
„Sie wissen doch gar nicht, wovon sie reden.“
„Dann helfen Sie mir. Erklären Sie mir, was Sie tun.“
Hesse schüttelte den Kopf. „Das brauche ich nicht. Außerdem, Sie würden mich eh nicht verstehen.“
„Versuchen Sie es.“
„Nein.“
Zeiger blickte sich um. Sie befanden sich in einer kleinen Holzhütte. Die winzigen Fenster waren mit Sackleinen zugehängt, es kam sehr wenig Licht hinein. Auf einer Kiste stand eine Petroleumlampe. Die Lampe blakte und es zog Ruß durch die Öffnungen nach oben. „Wo sind wir hier?“
„Denken Sie, das erzähle ich ihnen?“ Der Detektiv kombinierte. „Ich habe Sie einmal in einen Waldweg gehen sehen. Ich denke, dass wir dort sind.“
Hesse schaute kein bisschen erstaunt. „Wenn Sie denken.“
Zeiger verzichtete auf eine weitere Klärung. Schließlich war es völlig egal, wo er sich befand. Er war in der Gewalt eines Mörders. Womöglich war dieser Mann ein Psychopath. Es gab Forschungen, die belegten, dass jeder Zehnte ein potentieller Psychopath war. Bei einigen trat es zutage, bei anderen schwelte es latent unter der Oberfläche. Hesse war völlig ruhig. Er schien sich seiner Überlegenheit bewusst zu sein. Wieso auch nicht? Er lag gefesselt in einer Hütte, vermutlich irgendwo im Wald. Trotzdem. Zeiger war neugierig. Was waren die Motive dieses Mannes? Es war wohl auch die Enttäuschung über sein eigenes Versagen. Er hatte sich von Hesse an der Nase herumführen lassen. Vielleicht suchte er nach etwas, was seinen Misserfolg etwas weniger schlimm aussehen ließ.
„Ist es schwer gewesen, die Barriere zu übertreten? Ich meine, war es einfach für Sie die Männer zu töten?“
Hesse brauchte beinahe eine Minute, bis er antwortete. „Was wissen Sie von Barrieren? Natürlich ist es schwer, Barrieren zu überwinden. Aber wenn man gute Gründe hat, dann macht es die Dinge einfacher.“
„Gründe? Was für Gründe braucht ein Psychopath wie Sie für solche Taten?“ Hesse reagierte nicht auf diese Kriegserklärung.
„Es gibt in jeder Familie mindestens eine Person, deren psychische Erkrankung von den anderen verschwiegen wird. Psychisch krank zu sein ist heut zutage nichts Schlimmes. Jeder läuft zu seinem Psychologen. Aber, ich bin nicht psychisch krank. Da kann ich Sie beruhigen.“ Zeiger dachte nach. Dieser Mann ließ sich nicht auf seine provokanten Äußerungen ein.
Für Hesse war die Unterhaltung beendet. Einem Detektiv würde er seine Motive mit Sicherheit nicht offenlegen. Kurz drauf fesselte er sein Opfer mit Handschellen an dem Holzbett. Das Bett war mit Metallwinkeln und dicken Schrauben auf dem Fußboden befestigt. Keine Chance es aus der Verankerung zu reißen.
In dem Wasser, was der Detektiv getrunken hatte, waren mehrere Schlaftabletten gelöst. Der würde über kurz oder lang einschlafen. Hesse wartete ab. Eine halbe Stunde später schlief Zeiger ein. Hesse nahm den Rucksack, schaute nach, ob alles parat lag. Er schloss die Türe mit dem Vorhängeschloss ab und ging die wenigen Meter über den Waldweg hin zum seinem BMW. Sein Weg führte ihn nach Bonn.
*
Der Benzingeruch empfing Hell schon in der Diele. Er musste höchstwahrscheinlich die ganze Wohnung renovieren lassen. Der Anruf bei der Renovierungsfirma hatte ihm schlechte Laune gemacht. Der Mann hatte ihm als frühesten Termin ein Datum in zwei Wochen genannt. Zwei Wochen lang musste er jetzt
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