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Oliver Hell - Abschuss (Oliver Hells erster Fall) (German Edition)

Oliver Hell - Abschuss (Oliver Hells erster Fall) (German Edition)

Titel: Oliver Hell - Abschuss (Oliver Hells erster Fall) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wagner
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empfangen, die von altrosa Tapeten gesäumt und von weißen Holztüren unterbrochen waren. Die Holztüren waren reich verziert, ebenso wie die Türzargen. An den Wänden hingen goldgefasste Spiegel, Jagdszenen in üppigen, goldenen Rahmen und ein Dutzend goldener Lampen. Die Stuckdecke schließlich vollendete den Eindruck, man stünde im Entree eines mittelalterlichen Palastes. In der Mitte stand ein dunkler, runder Holztisch, auf dem eine große Schale aus Kristall frische Früchte anbot. Zylau hatte für all das keinen Blick. Er beobachtete den Mann, in dessen Heim er nun ankam und den er erpressen wollte. Zylau brauchte Geld und er wollte das Land verlassen. Culmann war ein Mittel zum Zweck. Mehr nicht.
    War Culmann auch nie mit vielen Menschen vom Schlage Zylau’s zusammengetroffen, so ahnte er doch die Gefahr, die von diesem Mann ausging. Er hatte ihn erlebt, wie er in der Werkshalle Tiere tötete, wie er sie vorher brutal fesselte und vergewaltigte. Zylau war in seinen Augen ein wildes Tier. Culmann war auf der Hut. Die Waffe in seinem Hosenbund gab ihm eine trügerische Sicherheit. Er vermied es, dem Mann seinen Rücken zuzuwenden. Aus reiner Vorsicht und weil er Angst hatte, er könne die Waffe bemerken. Sie gingen in das Lesezimmer. Culmann ließ seinem ungebetenen Gast den Vortritt. Er war froh, dass er die Türe nicht öffnen musste. Dabei hätte er seinen Rücken entblößen müssen. Die Türe war offengeblieben, als er die Waffe aus dem Schreibtisch genommen hatte. Zylau trat ein. Das Lesezimmer war typisch englisch eingerichtet. Schwere britische Ledersessel, dunkle Regale voller Bücher, ein großer, wuchtiger Holzschreibtisch. Dunkle, schwere Gardinen, die halb geschlossen waren, ließen nur spärlich Licht hinein. Zylau ließ sich in einen der Sessel fallen.
    „Hatten Sie nicht etwas von einem Kaffee erwähnt?“
    Culmann lehnte sich gegen den Schreibtisch. „Ich darf Sie da enttäuschen. Kommen wir zur Sache. Sie wollen etwas von mir, sonst wären Sie nicht hier.“
    „Oh, der Herr Ministerialrat kombiniert schnell.“
    „Was wollen Sie?“ Culmann bemerkte, wie sich die Waffe ein wenig nach oben schob, und drohte aus dem Hosenbund herauszufallen. Er rührte sich nicht.
    „Gut. Wenn sie es so wollen. Ich will Geld, ganz einfach.“ Zylau schaute ihn herausfordernd an.
    „Warum sollte ich Ihnen Geld überlassen. Dafür gibt es gar keinen Grund.“ Die Forderung regte ihn auf. Culmann blieb trotzdem weiter steif sitzen. Die Waffe.
    „Oh, ich darf Sie darauf hinweisen, dass ich wirklich interessante Bilder von Ihnen in meinem Besitz habe.“ Zylau bluffte. Er hatte Bilder von Culmann auf einer SD-Karte. Dort war er sogar ohne Maske zu sehen. Doch war diese Karte nicht verfügbar. Sie war in seiner Wohnung. Wenn er Pech hatte, dann hatte die Polizei sie bereits in ihrem Besitz. Doch das wusste Culmann nicht.
    „Bilder? Was für Bilder?“
    „Bilder, auf denen Sie zu sehen sind. Bilder, die Sie mit Mitgliedern aus der Szene zeigen. Das Gute an der Sache ist: Man sieht Sie ohne Maske. Wenn das Mal keine Überraschung ist, oder?“ Er schaute sein Gegenüber herausfordernd an.
    „Das kann ja jeder behaupten. Woher weiß ich, dass das der Wahrheit entspricht? Ohne einen Beweis erhalten sie keinen Cent von mir.“ Er bewegte sich und die Waffe drohte nun vollends aus dem Hosenbund zu rutschen. Daher setzte er sich in den Sessel hinter den Schreibtisch. Die Waffe fiel aus dem Hosenbund. Er drückte sich gegen die Lehne.
    „Wenn sie das so sehen, dann können die Bilder morgen in der Zeitung zu finden sein. Oder man findet sie im Internet. Wenn Sie das so wollen. Bitteschön!“
    Zylau machte eine abwiegelnde Handbewegung. Er hielt seine Handflächen nach außen gespreizt und zog die Schultern zusammen. Culmann überlegte fieberhaft. Schweiß trat ihm auf die Stirn. Er konnte die Waffe ziehen und den Mann erschießen. Doch wie sollte er erklären, dass er ihn erst in die Wohnung gelassen hatte? Zylau war wohl unbewaffnet. Der wuchtige Schreibtisch bildete eine schützende Barriere. Er könnte ihn jetzt einfach erschießen. Sein Name hatte Gewicht. Schließlich war er Ministerialrat a.D. Dr. Friedrich Culmann, sein Gegenüber war ein Niemand. Er spürte noch mehr Schweiß auf seine Stirn treten. Sollte er es versuchen? Oder sollte er dem Mann Geld geben, damit er verschwand? Er würde immer wieder erpressbar sein. Stand er auf um Geld aus dem Safe zu entnehmen, sah der Mann sehr wahrscheinlich die

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