Oliver Hell - Abschuss (Oliver Hells erster Fall) (German Edition)
Doktor Leck sicher etwas zu sagen können. Wenn keiner mehr etwas Neues zu berichten hat?“, sagte er und schaute seine Kollegen an, „Gut, dann gehe ich jetzt in die KTU und schaue, was es dort Neues gibt.“
Sie traten zusammen auf den Flur und entfernten sich in verschieden Richtungen.
„Was sagte er denn zu dir? Und überhaupt, wo warst Du gestern Abend?“, sagte Wendt als Hell außer Reichweite war. Er lehnte sich mit der Hand gegen die Wand, sodass Meinhold gezwungen war, stehen zu bleiben.
„Was interessiert es dich?“
„Ja, es interessiert mich. Weil ich merke, dass etwas mit dir nicht stimmt. Also? Was ist los?“
„Ich habe gestern Abend gesoffen. Das ist passiert. Und wenn Du mich verrätst, dann gnade dir Gott.“
Wendt überlegte keine Sekunde. „Christina, wenn Alkohol im Spiel ist, dann kenne ich keinen Spaß. Hast Du ein Alkoholproblem?“
„Nein“, wehrte sich Meinhold, „Ich habe gestern einen Scheißtag gehabt und bin gestern Abend versackt. Mehr ist nicht passiert.“
Sie drehte sich herum, doch Wendt packte sie am Arm. „Lass das. Tu nicht so, als ob du ein Engel seist. Bist du noch nie versackt?“
„Darum geht es jetzt nicht. Wir sind mitten in der Fahndung nach einem gefährlichen Serienkiller. Da muss jeder zu jeder Zeit fit sein. Ich habe keine Lust meinen Arsch zu verlieren, weil du säufst.“
„Ich saufe nicht, noch einmal, verdammt noch mal.“ Sie wand sich aus dem Griff ihres Kollegen.
„Ach ja, ich werde dich beobachten, Christina. Fällt mir etwas auf, dann melde ich dich. Sorry. Es geht nicht anders.“
„Du bist ein Arschloch, Jan. wirklich.“
„Nein, ich hänge nur an meinem Leben. Hast Du ein Problem, dann mach einen Termin beim Polizeipsychologen. Oder geh gleich zu Doktor Leck. Die ist unabhängig.“
„Lass mich mit der in Ruhe. Die ist so in ihrer Welt der Irren verhaftet, dass sie keine Ahnung mehr hat, über das, was sonst noch in der Welt abgeht.“
„Oh, da hast du die Kompetenz das zu beurteilen?“ Wendt warf seine Arme in die Höhe und drehte sich auf der Stelle.
„Ja, habe ich. Und wer hat am Anfang so über sie gewettert? ‚Die brauchen wir nicht‘! Wer sagte das noch gleich?“ Sie drehte ihren Zeigefinger vor Wendts Gesicht im Kreis.
„Das sind zwei Paar Stiefel. Es geht mir darum, dass dir geholfen wird.“ Er beugte sich zu ihr herüber und suchte ihren Blick.
„Ich brauche keine Hilfe“, sagte sie trotzig und ließ ihren Kollegen auf dem Flur stehen. Wendt blickte ihr hinterher, bis sie in den nächsten Flur abbog. Ja, jetzt machte er sich Sorgen. Wenn er vorher nur auf den Busch klopfen wollte, dann hatte sich das nun geändert.
Über Nebenstraßen fuhr Hesse mit dem Wagen Bündgens raus aus Bonn. Sein Ziel war erneut der Flughafen. Doch mied er die direkten Wege. Nicht nur, weil er Angst hatte, dass man ihn dort erkennen konnte. Nein. Er folgte seinem Plan. Von der Altenrather Straße bog er in die Alte Kölner Straße ab. Nach ein paar hundert Metern stellte er den Kuga in einem Wirtschaftsweg ab. Er befand sich jetzt in der Wahner Heide, einem Heidegebiet, was den Flughafen nach Osten umgab. Es war ein Naherholungsgebiet, von vielen Wanderwegen durchzogen. Doch zu der frühen Stunde war noch niemand unterwegs. Er öffnete die Heckklappe des Fords, schob die Abdeckung beiseite und zerrte Bündgen an den Beinen bis an die Kante des Kofferraumes. Er durchtrennte die Kabelbinder mit einem Messer. Der Mann war verpackt wie ein Paket. Sein Oberkörper steckte in einem großen Jutesack, der bis zur Gürtellinie reichte. Um den Hals und um den Taillenbereich hatte Hesse ihm Stricke gebunden. Er war geknebelt und hatte auch die Augen verbunden. Er war hilflos. Hesse schob ihn vor sich her. Bündgen ahnte nicht, wo er war. Er sah nicht die Bäume rechts und links neben sich. Er sah auch nicht das Grinsen auf dem Gesicht Hesses. Der Wirtschaftsweg endete nach einhundert Metern und gab den Blick auf den Flughafenbereich frei. Vor den Männern lag die Start- und Landebahn.
„Wenn Du leben willst, lauf“, flüsterte Hesse in das Ohr des Gefesselten. Er trat einige Schritte zurück, weil er nicht von der Besatzung des Towers entdeckt werden wollte. Bündgen stolperte voller Angst vorwärts. Seine Wangen schmerzten. Er wusste nicht, was Hesse mit ihm getan hatte, er spürte nur den Schmerz und er fühlte die Angst wie einen Stein in seinem Magen liegen. Er lief los, ohne zu wissen, wo er hinlief. Etwa zur gleichen Zeit
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