Oliver Hell - Das zweite Kreuz
Sonst kann hier niemand unbemerkt hineingelangen? Was ist mit privaten Zulieferern, Essenslieferungen?“, fragte Klauk und starrte dabei auf die Anzeige. Noch ein wenig mehr nach Norden, ein wenig mehr nach Osten.
„ Es kommt morgens ein Brötchenservice. Jeden Morgen. Dann stehen die Angestellten schon immer Schlange am Tresen. Klar, es kommen auch Handwerker, für die holt man dann die Haustechniker oder den Hausmeister.“
„ Also kommt keiner ungesehen hinein?“
„ Sollte nicht, aber in dem Gedränge morgens könnte sich jemand einschleichen, ohne dass man es bemerkt. Dort vorne stehen dann dreißig, vierzig Menschen und reden miteinander. Dann und wann wird man etwas gefragt und ist abgelenkt. Also ausschließen würde ich es nicht.“
Der Mann war ehrlich. Klauk erinnerte sich an die Wachleute bei den Vereinten Nationen. Das war hiermit nicht zu vergleichen. Die UN glich einem Hochsicherheitstrakt. Das hier war eher normaler Empfangsdienst.
„ Danke Herr Schiller“, sagte Klauk beiläufig. Sein Blick war auf den Gang gerichtet, der nun vor ihnen lag.
„ Wohin kommen wir hier?“
Das GPS meldete, er solle sich weiter den Gang hinunterbewegen.
„ Dort geht es in den Keller. Hinter der Türe dort“, antwortete Schiller und wies auf die Feuerschutztüre, die ein paar Meter weiter auf sie wartete.
Klauk schritt voran.
„ Kommt man hier tagsüber hinein?“
„ Nein, nicht ohne Schlüssel. Dort hinten lagern vertrauliche Akten und dort geht es auch zur Heizungsanlage.“
Die Türe bremste ihren Weg. „Wir müssen hinein, tut mir leid.“
Klauk wartete, bis Schiller die Türe mit dem Generalschlüssel aufgeschlossen hatte. Er betätigte einen Schalter, die Neonröhren flackerten auf. Klauk stand in einem Flur, von dem aus wiederum rechts und links Türe abgingen.
Sie waren nicht mehr weit entfernt.
Norden. Westen.
Er ging weiter. Noch circa fünf Meter. Vor einer Türe war die nördliche Koordinate erreicht.
„ Wir müssen dort hinein.“
Schiller blickte ihn fragend an. Er hatte den Sinn des Ganzen bislang nicht verstanden. Klauk machte aber auch keine Anstalten, es ihm zu erklären.
Er öffnete die Türe, schaltete das Licht an.
Der Raum war leer. Klauk ging drei Schritte hinein. Das Gerät in seiner rechten Hand gab einen kurzen Piep Ton von sich.
Zweifelsohne war hier die Koordinate. Klauk blickte sich um. Schaute auf die Wände, ob dort vielleicht etwas gesprüht war.
Nichts.
Auch auf dem Boden.
Nichts.
Er nahm die Türe und schaute auf der Rückseite des Türblattes nach.
Nichts.
„ Was ist in den Geschossen genau hier drüber?“, fragte er.
Schiller überlegte nicht lange. „Büros und ein Druckerraum. Es gibt hier einen zentralen Druckerraum, an dem alle Druckaufträge ankommen. Pro Gang gibt einen solchen Raum. Kostensparen, wissen Sie.“ Er drückte Klauk ein Auge zu.
„ Dieser Druckerraum. Führen Sie mich bitte dorthin. Schnell.“
Er hatte eine Ahnung. Ein öffentlich zugänglicher Raum, in dem es nicht weiter auffallen würde, wenn dort sich jemand kurzzeitig aufhielt. Das konnte es sein.
Sie flogen die Treppen hinauf, der Wachmann immer an Klauks Fersen. Oben angekommen konzentrierte er sich wieder auf sein GPS-Gerät.
„ Dort vorne der Raum, wo die Türe aufsteht, das ist der Druckerraum“, prustete Schiller, der etwas kurzatmig wurde.
Norden. Vor der Türe war die nördliche Koordinate erreicht. Klauk machte einen schnellen Schritt in den Raum hinein.
Piep Ton.
In dem Raum standen vier große Multifunktionsdrucker, die auf Standby liefen. An den Wänden gab es die üblichen Anweisungen, wie man zu drucken hatte. Anweisungen, wie man mit vertraulichen Ausdrucken umzugehen hatte.
Seine Augen flogen über die Wände. Was gehörte hier nicht hin? Suchte er eine weitere Koordinate? Oder hatte er etwas anderes zu suchen?
„ Gibt es hier etwas, was hier nicht hingehört?“
Klauk öffnete nacheinander die Abdeckungen der Drucker. Die Scanner-Flächen waren leer. Dort lag kein vergessenes Dokument oder ein von Adelberg platziertes Cache.
„ Was hier nicht hingehört?“, fragte Schiller, „Ich kenne mich hier auch nicht so doll aus.“
„ Ich meine, einen Zettel oder etwas, was hier sonst nicht hängt. Es ist doch ihr Arbeitsplatz.“
Er schüttelte den Kopf. „Wir machen hier nur unsere Rundgänge. Sonst nichts. Diese Drucker bleiben immer an. Ich meine ja, das ist Stromverschwendung, aber die wollen es so.“
Klauk schnappte sich einige Ries
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