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Oliver Hell - Das zweite Kreuz

Oliver Hell - Das zweite Kreuz

Titel: Oliver Hell - Das zweite Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wagner
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stellte ihn auf den Boden. Der Dealer zuckte kurz, hielt sich dann aber zurück. Rosin hatte die kurze Regung wahrgenommen.
    „ Ist das ihr Rucksack?“
    „ Nein“, log er.
    „ Ok, dann darf ich ja wohl“, sagte sie und öffnete den Rucksack. Darin lagen ein paar alte Sportschuhe, die einen herben Duft verströmten. Sie verzog das Gesicht. Mit spitzen Fingern öffnete sie das Vorderfach. Sofort fielen ihr die kleinen Briefchen auf. Sie schaute herüber zu dem Mann.
    Der hatte jeden ihrer Handgriffe verfolgt, hatte aber immer noch den Lauf der Waffe auf sich gerichtet. Seine Körperspannung erhöhte sich unmerklich.
    Er überlegte, abzuhauen. Für zwei Sekunden war er so weit.
    „ Aa-ah, versuchen Sie es erst gar nicht“, sagte Rosin und schüttelte leicht den Kopf.
    „ Das ist nicht mein Rucksack“, beteuerte er vergebens.
    „ Das sollen die Kollegen von der Drogenfahndung klären.“
    Sie nahm die Handschellen aus dem Gürtel und warf sie dem Mann hin. „Anlegen.“
    „ Und wenn nicht?“
    „ Mann, Sie haben jetzt schon echt schlechte Karten. Soll auch noch Wiederstands gegen die Staatsgewalt hinzukommen?“
    Widerwillig hob er die Handschellen auf.
    „ Da“, sagte Rosin, „An der Lampe festmachen.“ Der Mann zögerte, trat dann aber an die Lampe heran und Rosin hörte ein doppeltes Klickgeräusch.
    „ So ist das brav.“
    Der Mann streckte die Arme aus als Zeichen, dass er sich angekettet hatte. Sein Gesichtsausdruck verfinsterte sich.
     

    Klauk krabbelte weiter auf dem Boden um die Parkbank herum. Nichts. Rosin nahm den Rucksack in die Hand und schloss die Reißverschlüsse. Dabei fiel ihr Blick auf die Stelle, wo eben noch der Rucksack gestanden hatte. Sie beugte sich nach vorne.
    „ Sebi hör auf, da rumzukrabbeln. Schau mal hier!“
    „ Was ist denn?“, fragte er, stand auf und strich sich den Staub von der Jeans.
    „ Taschenlampe!“
    Er reichte ihr die Lampe. Sie leuchtete die Stelle ab.
    „ Ja, hier sind die Koordinaten! Er hat sie hier auf der Bank eingeritzt. Sieh hin!“ Sie hielt die Taschenlampe auf die Stelle gerichtet.
    „ Eine neue Koordinate. Und ich hatte gehofft …“
    „ Nix“, sagte Rosin angespannt, „Weiter geht’s.“
    Sie holte ihr Handy aus der Tasche und wählte die Nummer der Drogenfahnder.
    „ Ja, hallo. Hier ist Lea Rosin von der Kripo Bonn. Wenn einer von euch hier einen Dealer abholen kann? Er hängt abholbereit an einer Laterne im Hofgarten.“
    Sie lachte.
    Der Fahnder traute seinen Ohren nicht. Doch dann kapierte er, dass die Kollegen im Vorbeigang einen Dealer hoppgenommen hatten. Er informierte die Streifenpolizei, die den mittlerweile völlig deprimierten Dealer mitsamt seinem Hund eine Viertelstunde später einsammelte.
     

    Da waren Rosin und Klauk schon auf dem Weg zur anderen Rheinseite. Der Blick über den Rhein war wie immer abends grandios. Die Lichter der Stadt reflektierten auf dem Fluss. Klauk gönnte sich einige Sekunden Entspannung, dann war er wieder ganz Ermittler.
    Ihn fuchste es gewaltig, dass Rosin die Situation für ihn klären musste. Diese Angst vor großen Hunden saß tief verwurzelt in ihm. Es war ihm peinlich, dennoch trat er die Flucht nach vorne an.
    Die Sirene plärrte so laut, dass er direkt etwas lauter sprach.
    „ Ich habe einfach Schiss vor großen Hunden. Schon seit Kindesbeinen ist das so.“
    Rosin verstand, was er sagte, tat aber als verstünde sie ihn nicht. Sie hielt sich ihre rechte Hand ans Ohr. „Was?“
    „ Ich sagte, ich habe Schiss vor Hunden. Das war schon immer so“, wiederholte Klauk seinen Satz noch lauter.
    „ Ach“, schmunzelte Rosin, „Hat man überhaupt nicht bemerkt.“
    „ Super. Verarsch mich noch. Mir ist da peinlich genug. Verrat mich bloß nicht!“
    „ Das … muss ich mir noch überlegen.“
    Klauk knuffte ihr gegen das Bein.
    „ Holla, was soll das, Kollege? Hä?“
    „ Strafe muss sein.“
    „ Weißt Du was, wenn der Fall hier durch ist, lade ich euch alle in meine neue Wohnung ein. Das wird geil.“
    „ Wie neue Wohnung? Hier in Bonn?“
    Rosin stutzte. Da wurde ihr klar, dass sie noch niemandem außer Christina davon erzählt hatte. „Ochjo, ihr wisst es ja noch nicht. Ich ziehe in die Argelanderstraße, genau gegenüber von Chris. Ist das nicht genial?“
    „ Seit wann weißt Du das?“, fragte Klauk ein wenig pikiert, weil er nicht eingeweiht war.
    „ Seit heute Morgen. Ich hatte einen Termin mit der Maklerin. Doch die erste Wohnung war nichts. Aber dann zeigte sie

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