Oliver Hell - Das zweite Kreuz
an zu flackern. Das GPS-Gerät hatte eine Stromschwankung. „Nein, nein, bloß jetzt nicht“, sagte er mit voller Konzentration.
„ Was?“
„ Die Batterien sind schwach. Das Teil fängt an zu flackern.“
„ Beeilen wir uns“, sagte Rosin und die Blinker des Insignia zuckten drei Mal.
Sie betraten den Hofgarten. Einem großen Park, der hinter dem Hauptgebäude der Bonner Universität lag. Hier hatte es schon legendäre Demonstrationen gegeben. In den Achtziger Jahren unter anderem gegen Ronald Reagan und den NATO-Doppelbeschluss. Doch diese Zeiten waren lange vorbei. Heute demonstrierte kaum noch ein Student wegen eines politischen Grundes.
In dem sehr beliebten Park standen viele alte Bäume, meistens Kastanien. Viele Jogger liebten den Park.
Klauk beeilte sich und lief beinahe. Rosin blieb einige Meter zurück.
Das Gerät zeigte an, dass es nur noch ein paar Meter bis zum Cache sein konnte. In ein paar Meter Entfernung stand eine Bank.
Das könnte es sein, dachte Klauk. Da schoss plötzlich aus dem Dunkel ein Hund auf ihn zu.
Klauk fuhr zusammen und sein GPS-Gerät fiel ihm aus der Hand.
„ Hoho, mein Guter. Alles ist gut. Du bist ein lieber Hund.“ Das GPS-Gerät lag genau zwischen den Vorderpfoten des Tieres.
Der liebe Hund fletschte trotzdem weiter die Zähne und bellte infernalisch laut.
„ Na, was bist Du denn für ein schräger Vogel, hmh?“, fragte plötzlich ein Mann, der hinter einem Gebüsch hervorkam.
Er setzte ein Grinsen auf, wie es nur jemand grinste, der sich in einem Vorteil wähnte. Klauk war wie gelähmt vor Schreck. Er sagte nichts, hielt nur weiter die Hände von sich gestreckt. Dabei war der Hund gar nicht mehr in Reichweite.
„ Alex komm her“, sagte der Mann zu seinem Hund. Der gehorchte sofort. Der Mann hob das GPS-Gerät auf, „Sieh mal einer an. So eines wollte ich schon immer haben.“
Er machte Anstalten, das Gerät in seiner Tasche verschwinden zu lassen.
„ Ich würde ganz vorsichtig sein, Mann! Holen Sie den Hund kurz und geben sie meinem Kollegen sein Gerät wieder“, sagte Rosin mit einem harschen Ton.
Der Mann hatte sie nicht kommen sehen.
„ Wow! Das Kerlchen hat einen Leibwächter“, ätzte der Dealer, „Na, dann komm mal her, Puppe.“
Rosin fackelte nicht lange. „Kripo Bonn, mein Name ist nicht Puppe, sondern Rosin. Hände hoch!“ Blitzschnell hatte sie ihre Dienstwaffe in der Hand. Verblüfft wich der Mann zurück.
„ Hey, bleib mal geschmeidig, Frau Polizistin“, sagte er und nahm seinen Hund kurz.
„ Ich sagte Hände hoch, Mann!“
„ Dann ist der Hund frei“, sagte er mit einem breiten Grinsen.
„ Ihr Problem“, sagte Rosin forsch und legte auf den Hund an. Nie hätte sie auf den Hund geschossen. Was aber der Besitzer nicht wissen konnte.
Der Hundebesitzer reichte Klauk sein GPS-Gerät.
„ Hey. Stopp! Ich mache ja schon“, sagte er und machte den Hund an der Parkbank fest, die um die Ecke stand.
Rosin und Klauk folgten ihm.
„ Wieder ok?“, fragte Rosin ihren Kollegen.
„ Ja, sorry. Aber Hunde gehen gar nicht.“
„ Ja, jeder hat seine Achillesferse, Sebi.“
Der Mann stellte sich vor die Parkbank. Dort stand noch immer sein Rucksack.
„ Was machen Sie hier?“, fragte Klauk, der wieder zu sich gekommen war. Sein Blick ruhte aber weiter auf dem Hund, der ihn ebenfalls fixierte.
„ Ja, liebe Polizei, das könnte ich auch fragen“, antwortete der Dealer, der es immer noch nicht begriffen hatte, dass er besser kleine Brötchen backte.
„ Sebi, wo ist die Koordinate? Ich kümmere mich hier um die beiden“, sagte Rosin und hielt den Mann weiter mit der Waffe im Schach.
„ Das ist das Problem“, sagte Klauk kleinlaut, „Ich fürchte, der Hund sitzt genau darauf!“
Rosin blickte ihn kurz von der Seite an. Konnte das sein? Hatte der Kerl so einen Schiss vor einem Schäferhund?
„ Machen Sie ihren Hund los und gehen ein paar Meter weiter. Aber schön in Reichweite bleiben“, sagte sie und wog die Dienstwaffe in ihrer Hand.
Der Mann tat wie befohlen. Sobald der Hund die Parkbank verlassen hatte, stürzte Klauk dorthin. Das GPS-Gerät flackerte erneut.
Piepen.
Genau auf Höhe der Bank.
Klauk schaltete das Gerät aus. Sicher war sicher.
„ Es muss hier sein. Bloß nicht wieder buddeln“, murmelte er vor sich hin.
„ Was? Hast Du was?“
„ Nein, sorry, ich führe Selbstgespräche.“
Er kniete sich hin und leuchtete die Bank und den Boden ab. Er nahm den Rucksack hoch,
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