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Oliver Hell - Das zweite Kreuz

Oliver Hell - Das zweite Kreuz

Titel: Oliver Hell - Das zweite Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wagner
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zeigte in Richtung des tieferliegenden Friedhofgeländes, auf dem die späteren Gräber lagen.
    Sie stiegen eine uralte Steintreppe hinunter. Klauk vorneweg, die anderen hinterher. Vorsichtig. Die Steine waren glitschig. Sie bogen nach rechts ab.
    „ Du weißt aber, wie das Gerät funktioniert?“, fragte Wendt süffisant.
    „ Sei still, Du alter Miesepeter“, sagte Klauk schmunzelnd.
    Hell schielte auf das Display.
    „ Es muss hier gleich kommen. Kann nicht lange dauern.“ Klauk war hochkonzentriert. Alle folgten ihm wie die Lemminge.
    „ Wir sind auf dem richtigen Längengrad.“
    „ Und?“ Hell war ungeduldig.
    „ Noch ein paar Meter“, sagte Klauk und stürmte mit dem Gerät in der Hand voraus. Nach zehn Metern blieb er schlagartig stehen.
    „ Hier!“, rief er triumphierend. Er breitete seine Arme aus. Eine alte Dame, die ein paar Gräber weiter beschäftigt war, schaute ihn vorwurfsvoll an.
    Schon las er den Namen auf dem Grabstein.
    Günther Adelberg. Neunzehnhundertfünfzig bis neunzehnhundertzweiundneunzig. In liebevollem Gedenken.
    Alle standen vor dem Grab und waren still. Eine halbe Minute lang.
    „ Wir müssen herausfinden, wer das war. Sofort“, ordnete Hell an. Etwas zu laut. Er bemerkte es. Und fügte leiser und dem Ort angemessen hinzu: „Ich denke, Christina muss warten. Sorry.“
    *
    Der Flur führte zur Psychiatrie. Gleichförmige Türen mit einer Klinke außen, einem Knauf innen. Die Patienten durften nicht selbstständig ihre Zimmer verlassen. Hier lagen die schweren Fälle.
    Der Mann nahm einen Stift aus der Brusttasche des weißen Kittels und notierte etwas auf dem Brett mit dem festgeklemmten Block. Keiner hatte ihn bislang erkannt. Niemand hatte erkannt, dass er kein Arzt war. In einem so großen Krankenhaus gab es immer wieder neue Ärzte, Assistenzärzte, Ärzte, die zu Gast waren.
    Half ihm sein Alter?
    Seine Tarnung war perfekt. Weiße Birkenstock-Schuhe, eine weiße Hose, den Kittel locker über einem weißen Hemd getragen.
    Er drehte sich um. Hier war er falsch. Sein Ziel lag woanders. Dort, wo die leichteren Fälle untergebracht waren. Der Mann gab der Etagentüre einen Stoß und trat ins Treppenhaus. Als er die Treppe hinunterhastete, nahm er zwei Stufen auf einmal. Ein Stockwerk tiefer hatte er seinen Bewegungsdrang wieder unter Kontrolle. Ärzte rannten nicht. Er wandte sich nach rechts und ging mit schnellen Schritten den Flur entlang. In einigen Metern Entfernung sah er Personen auf dem Flur stehen. Er erkannte Emilie Walters. Ein Mann stand bei ihr. Der Mann war ein Arzt. Das erkannte er an der Art, wie er gerade mit Emilie Walters sprach. Der Arzt öffnete eine Türe und schob die Frau vor sich her. Sie blieb plötzlich stehen. Er redete weiter. Die Türe schloss sich hinter der Frau. Der Arzt ging auf dem Flur weiter. Nicht in die Richtung, in der der Mann stand. Weg von ihm, ohne den Mann zu bemerken. Der ging zu der Türe. Als er die Zimmernummer las, huschte ein flüchtiges Grinsen über sein Gesicht. Er drehte sich um und ging schnell davon.
    *
    N50°41‘08“ E7°08‘56“
    Der Mann, der bisher so vorsichtig gewesen war, hatte ihnen einen Hinweis zukommen lassen.
    „ Wieso tut er das? Er war bisher so vorsichtig. Blieb stets im Hintergrund. Ich hatte stark den Eindruck, dass er genau plant, was er tut. Hat er damit aufgehört oder ist das nur ein weiteres Puzzleteilchen?“, fragte Hell in die Runde. Klauk saß vor dem Bildschirm. Seine Finger flogen über die Tastatur. „Ich habe keine Ahnung, wo wir von ausgehen müssen“, antwortete er beiläufig. Sofort, nachdem sie wieder im Präsidium angekommen waren, setzte er sich vor den Rechner.
    Er suchte nach dem Namen, den sie auf dem Grabstein gefunden hatten. Neunzehnhunderteinundneunzig lag das Internet noch weit unten im Bündel der bahnbrechenden Errungenschaften der Menschheit. Daher gab es aus dieser Zeit auch so gut wie keine Aufzeichnungen. Der Name Günther Adelberg tauchte nicht auf.
    Hell nahm den Hörer auf und wählte die Nummer vom Einwohnermeldeamt. Nach dreimal klingeln ging jemand dran. Eine Frauenstimme meldete sich.
    „ Ja, hallo, hier spricht Oliver Hell von der Kriminalpolizei in Bonn. Sie können mir vielleicht helfen. Wir würden Informationen zu einem Mann benötigen, der im Jahr neunzehnhunderteinundneunzig verstorben ist. Sein Name ist Günther Adelberg.“
    Hell sah aus dem Fenster, während er der Frau zuhörte. Dann und wann gab er ein zustimmendes Geräusch von

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