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Oliver Hell - Das zweite Kreuz

Oliver Hell - Das zweite Kreuz

Titel: Oliver Hell - Das zweite Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wagner
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Anwesenden. „Ist schon ok, Herr Doktor, die Herrschaften sind von der Polizei“, sagte Walters ungeduldig.
    „ Ich kann Ihnen für den Moment Gutes berichten“, fing der Mediziner an, „Ihre Schwester ist stabil. Sie hat großes Glück gehabt.“
    Walters flog auf den Mann zu und umarmte ihn. Der Arzt war über den Gefühlsausbruch verwundert. Rosin sah, dass auch Klauk sichtlich erleichtert war. Er puste einmal kräftig die Luft aus.
    „ Danke! Danke!“, wiederholte Walters immer wieder, schob den Arzt von sich und zog ihn wieder zu sich.
    „ Moment, das war noch nicht alles. Es kann sein, dass eventuell Spätschäden auftreten. Das kann man aber zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht definitiv sagen.“
    Walters hielt in der Bewegung inne, lies den Mann los. „Spätschäden? Egal, Hauptsache, sie lebt. Alles andere zählt nicht.“
    Der Arzt wollte noch etwas ergänzen, doch Wendt machte ihm ein Zeichen, nichts weiter zu sagen. Er schluckte den Satz herunter, den er noch anfügen wollte. Mit einem Gruß an alle Anwesenden wollte er sich verabschieden.
     

    „ Hallo, mein Name ist Jan-Philipp Wendt von der Kripo Bonn. Können Sie uns eine Auskunft geben über die Art der Vergiftung von Frau Walters?“, fragte Wendt und trat an dem Mediziner heran.
    „ Man hat Frau Walters Digitalis verabreicht. Bei einem Herzkranken ein Segen, für einen normal gesunden Menschen tödlich. Sie hatte großes Glück.“
    Wendt suchte und fand die Blicke der Kollegen.
    „ Wie wurde ihr das Medikament verabreicht?“
    „ Man fand eine noch nicht aufgelöste Tablette in ihrem Magen. Man gab ihr das Medikament wohl anstelle der üblichen Medikation.“
    „ Ich verstehe“, sagte Wendt, „Wer kommt da in Frage? Ich meine, die Medikamente sind noch nicht jedem zugänglich, oder? Keinem Fremden jedenfalls.“
    „ Da bin ich überfragt“, sagte der Arzt und schaute auf seine Uhr, „Wenn Sie mich nun bitte entschuldigen, ich habe noch andere Patienten. Die Dame, die Herren, Herr Walters.“ Er nickte höflich. Die Türe fuhr zur Seite und er war verschwunden.
    „ Da müssen uns die Leute auf Station aber mal genau erklären, wie das passieren kann“, sagte Klauk.
    „ Hmh“, brummte Rosin.
    Walters, der aussah, als hätte er eine Blitz-Frischzellenkur hinter sich gebracht, sagte: „Ich habe das schon selber gesehen. Die Schwester fährt mit dem Wägelchen rum und bringt die Pillen den Patienten ins Zimmer. Dabei sind die Pillen auf dem Wagen einen Moment unbewacht.“
    „ Na hervorragend!“, entfuhr es Klauk, „Dann muss man sich nicht wundern.“
    „ Wir werden jetzt zur Psychiatrie-Station herüber gehen. Wollen Sie uns begleiten, Herr Walters?“, fragte Rosin.
    „ Ja sicher, ich bin ja auch gespannt, was die dazu zu sagen haben. Aber die Hauptsache ist, dass meine Schwester lebt. Alles andere findet sich. Auch der, der ihr das antun wollte. Ich hoffe, dass sie jetzt ihr Schweigen bricht.“
    Er nickte bekräftigend. Sein Blick hatte wieder Zuversicht.
    Alle waren erleichtert über die Worte des Arztes. Niemand war an diesem Tag bisher in diesem Krankenhaus untergegangen. Ein guter Tag.
    *
    Ein wenig Ruhe vor dem Sturm.
    Ein zartes, weiches Gefühl beherrschte Hells Herz, als er Franziska in die Arme schließen konnte. Er war froh. Die Zeit ließ sich nicht zurückdrehen. Die gelebte Vergangenheit nicht mehr korrigieren. Aber wie auf dem Mekong sollte das Unglück mit den Lichterschiffen davonziehen. Daran glaubte er fest.
    Natürlich war der Fall auch beherrschendes Thema zwischen den beiden, als sie in Hells Küche standen. Sie prosteten sich zu und stießen mit den langstieligen Gläsern an. Darin befand sich die Überraschung, die Franziska für Hell ausgesucht hatte. Einen vorzüglichen Bordeaux. Die erste Flasche aus dem Karton hatten sie eben geöffnet. Der Wein durfte jetzt in einem Dekanter noch eine Weile atmen.
    „ Vorzüglich. Eine gute Wahl. Ein guter Jahrgang.“
    Hell stellte sein Glas ab.
    „ Wann hat es begonnen?“, fragte Franziska über den Rand ihres Glases hinweg.
    „ Montag. Wir hatten eben noch Mashad Agayer vor uns gehabt und ihn an die Kollegen aus Frankfurt übergeben, da brachte Lea einen Brief mit.“
    Hell brauchte zehn Minuten, bis er Franziska auf den neuesten Stand gebracht hatte. Sie hörte ihm zu, ohne ihn mit Fragen zu unterbrechen.
    „ Und es gibt außer diesen Briefen mit den Koordinaten und Fotos keine Forderung an die Familien oder an die Polizei?“
    „ Nein“,

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