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Oliver Hell - Das zweite Kreuz

Oliver Hell - Das zweite Kreuz

Titel: Oliver Hell - Das zweite Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wagner
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aus Metall, dachte er. Was sollte das?
    Walters und Lindemann beobachteten im Dämmerlicht diesen grotesken Kampf. Keiner von ihnen gab aber auch nur einen Mucks von sich.
    Sein Schlag hatte so gut wie nichts bewirkt. Der Mann stand dort, zögerte kurz und kam wieder auf ihn zu. Olbrichs kreuzte seine Arme, wollte einen erneuten Schlag landen, doch wurde sein Arm einfach weggewischt. Im nächsten Moment landete der Angreifer einen Schlag an seinem Kinn. Er ließ den rettenden Holzbalken los. Er taumelte zurück, verlor den Halt. Der Mann fing ihn scheinbar spielerisch auf, schlug ihm mit der Faust erneut ins Gesicht.
    Olbrichs Gesichtsfeld schien zu explodieren. Alles wurde rot um ihn herum. Der nächste Schlag brach sein Nasenbein, ein weiterer sein Jochbein. Immer noch hielt ihn der Mann scheinbar mühelos fest und er musste tatenlos zusehen, wie er einen Schlag nach dem nächsten landete. Sein Mund formte sich zu einem wütenden Schrei. Ohnmächtig vor Wut.
    Der Mann ließ ihn los, seine Beine sackten ihm weg, er schlug hart auf dem Boden auf.
    „ Lassen Sie mich doch in Frieden“, wimmerte Olbrichs. Er lag auf dem Rücken. Viel sah er nicht mehr. Alles war rot vor lauter Blut. Ein wenig Licht vom Türspalt fiel auf ihn. Plötzlich meinte er, einen Roboter über sich zu erkennen. Etwas Metallenes, darüber Haare. Jäh wurde er hochgerissen, wehrte sich dagegen mit aller Kraft, stieß dem Roboter seine rechte Hand mit einem harten Schlag gegen die beiden Okulare, die seine Augen darstellten. Der Roboter schrie auf, ließ ihn los und Olbrichs fiel rückwärts.
    Er ruderte mit den Armen.
    Zeitlupe.
    Er flog weiter rückwärts. Er spürte noch, wie sein Kopf gegen etwas Hartes schlug.
    Schmerz.
    Dann war nichts mehr.
    *
    Hell war alleine in seinem Büro. Er wartete auf einen Anruf aus dem Krankenhaus. Er würde nicht eher heimfahren, bevor er von dort etwas Neues erfahren hatte. Um nicht vor Müdigkeit auf seinem Stuhl einzuschlafen, begann er seine Akten zu sortieren. Alles, was er nicht mehr für den aktuellen Fall benötigte, wanderte auf die linke Seite des Schreibtisches.
    Nach einer Viertelstunde herrschte ein völliges Ungleichgewicht zwischen den beiden Seiten. Links türmten sich die Akten in schwindelerregende Höhen, während rechts ein sehr überschaubarer Stapel von vielleicht sechs oder sieben Ordnern übrig blieb. Leider standen ihnen noch keine Umzugskartons zur Verfügung. Obwohl sie mit einer Mail vom Donnerstag schon angekündigt worden waren. Sonst hätte er sich der linken Seite mal eben entledigt.
    Zufrieden mit seinem Werk rastete er den Drehstuhl in der Liegeposition ein und legte entspannt die Füße auf den Tisch.
    Als sein Handy bimmelte, fuhr er zusammen und verlor beinahe das Gleichgewicht. Er war tatsächlich eingeschlafen. Sein Herz klopfte. Er rieb sich den Nacken und schielte auf das Display. Doktor Leck rief an. Du musst es wirklich sofort ändern, dachte er.
    „ Hallo, ich bin‘s. Treffen wir uns im Präsidium? Oder bist Du schon auf dem Weg nach Hause?“, fragte sie. Hell hörte verzerrte Fahrgeräusche.
    „ Hallo Franziska“, sagte er frohgelaunt, „Wo bist Du denn?“
    „ Kurz hinter Limburg. Ich wollte nur wissen, ob ich die Abfahrt Siebengebirge nehme, oder ob ich noch bis Bonn durchfahre.“
    Hell überlegte kurz. „Wenn es dir keine Umstände macht, kommst Du erst nach Bonn, ja?“
    „ Kein Problem. Ich habe auch eine Überraschung für dich dabei.“ Ihre Stimme hatte etwas Verspieltes.
    „ Überraschung? Bin ich das denn wert?“, fragte er.
    „ Aah, das werden wir noch sehen“, war ihre Antwort, „Ich melde mich dann am Empfang an und Du holst mich ab?“
    „ Ja, bis gleich.“
    „ Bis gleich.“ Hell hörte nur noch ein Knacken. Sie hatte aufgelegt. Er freute sich auf sie. Er freute sich auf ihren Geruch, auf ihr Lachen. Auf die Leichtigkeit, die mit ihr wieder in sein Leben getreten war. Der alte Dinosaurier hatte neues Leben eingehaucht bekommen. Er lachte laut auf. Das gefiel ihm. Ein Dinosaurier. Genau das war er. Ein dinosaurus criminalis.
     

     

    Es nahm kein Ende. Das Warten. Sven-Ferdinand Walters spürte, wie seine Augen kleiner und kleiner wurden. Er spürte, wie sie sich röteten. Kurz bevor die Müdigkeit ihn völlig übermannte, fuhr mit einem leisen Surren die Türe zur Intensivstation auf.
    Alle starrten den Arzt an. Walters sprang auf. „Herr Doktor, was ist?“
    Die Blicke des Arztes gingen im Raum umher. Ihn irritierten die vielen

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