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Oliver Hell - Das zweite Kreuz

Oliver Hell - Das zweite Kreuz

Titel: Oliver Hell - Das zweite Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wagner
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wischte er sich über seine Stirn.
    Hells Mercedes rollte in dem Moment auf dem Parkplatz neben den Einsatzfahrzeugen der KTU aus. Er und Franziska Leck stiegen aus.
    „ Was gibt es Neues?“
    „ Wir können die Leiche von Olbrichs abtransportieren lassen. Ich bin so weit fertig“, sagte sie, als Hell sich neben sie stellte.
    „ Wir stehen unter Druck. Aber vielleicht haben wir eine Spur. Emilie Walters hat eine Nacht an einem Geocache teilgenommen. Rosin wartet auf einen Rückruf. Wenn dort wieder der Name Ingo Adelberg auftaucht …“
    Er versuchte seine Worte mit einem Lächeln zu begleiten, doch war er dabei nur leidlich überzeugend.
    „ Haben wir denn eine Adresse? Oder kennen wir seinen Aufenthaltsort?“, fragte Beisiegel.
    „ Nein, seine Mutter kennt den Aufenthaltsort nicht, er ist auch nicht in Bonn gemeldet, was ja schon seltsam ist.“
    „ Es gibt Archäologen, die wohnen zwischen ihren Einsätzen im Ausland in ihren Büros.“
    „ Adelberg war Dozent an der Uni. Doch man hat ihn entlassen. Das sagte jedenfalls Professor Livré, der Dekan der Fakultät.“
    „ Also auch kein Büro mehr.“
    Hell nickte.
    „ Apropos Büro. Seib, ist jemand im Büro und sucht dort nach Hinweisen?“
    „ Ja, Heike Böhm ist dort und ein weiterer Kollege.“
    „ Franziska, gehen wir die Kollegen unterstützen?“
    „ Nichts lieber als das“, log sie und jeder bemerkte ihre Lüge.
     

    „ Es tut mir leid, dass unser Wochenende mit der Untersuchung in einem Mordfall versaut wird.“
    Er übersah nicht, dass auf ihren Lippen eine Antwort verborgen lag. Doch sagte sie nichts. Sie ergriff seinen Arm.
    „ Komm.“
     

    Hell streifte durch das Haus der Familie Olbrichs. Eine Familie, die nun beinahe ausgelöscht war. Die Frau des Mordopfers lag im Krankenhaus. Es ging ihr nicht gut. Es gab also niemand, der die Ermittler durch das Haus hätte führen können, der den Ermittlern die Arbeit hätte erleichtern können. Nun musste jede Schublade geöffnet werden, jeder Schrank. Hell öffnete eine Tür, die vom Flur abging. Dahinter lag das Büro des Beerdigungsinstitutes. Er trat in das Büro, überlegte es sich erneut anders und ging wieder hinaus.
    „ Franziska. Kommst Du bitte mal.“
    „ Wo bist Du?“
    „ Auf dem Flur.“
    Sie kam über den Flur auf ihn zu. „Du bist eine Frau. Ich denke, dass seine Frau den Papierkram erledigt hat. Eine Frau findet sich hier vielleicht eher durch als ein Mann.“
    „ Aha“, sagte sie und küsste ihn im Vorbeigehen auf den Mund. Er lächelte. Diesmal mit echter Freude.
    „ Wenn du etwas findest, sage mir Bescheid“, sagte er und hielt ihr ein paar Untersuchungshandschuhe hin.
    „ Was machst Du?“
    „ Ermitteln.“
    *
     

    Dunkelheit. Angst. Ein tiefer Stich, tief drinnen. Rosalie Lindemann brauchte lange, bis sie sich traute, ihre Augen zu öffnen, um in die Dunkelheit zu starren. Da war nichts. Doch dieses Nichts fühlte sich besser an als die Bilder, die sich ihr auf die Netzhaut gebrannt hatten. Dieses schleifende Geräusch, das Klirren der Handschelle auf dem Boden. Das Wissen darum, dass es eine Geisel erwischt hatte. Einen von ihnen. Brutal ermordet. Sie ruhte sich ein wenig aus. Die Bilder verblassten.
    Doch plötzlich verkündete das Knacken in den Lautsprechern nichts Gutes. Von einer Sekunde auf die andere war sie hellwach. Ihr Herz schnellte los. Wieder dröhnte Tschaikowski durch den Keller. Bis er jäh unterbrochen wurde. Erneut ein Knacken.
    „ Hallo, meine lieben Gäste. Wie sie sicher gesehen haben, ist einer von Ihnen bereits abgereist.“ Der Mann machte eine Pause und schien sich an seinen Worten zu ergötzen. Seine Stimme klang ruhig und klar. Wie von jemandem, der es gewöhnt war zu reden.
    Er lachte. „Ja, das haben sie. Ich habe auch nur eine Frage an sie beide. Wer von Ihnen möchte als Nächstes abreisen? Sie dürfen es selber entscheiden. Geben Sie mir doch Bescheid. Ich bin immer hier.“ Die letzten Worte sang er beinahe.
    Es knarzte.
    Der Lautsprecher verstummte.
    Stille.
    Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. Sie überlegte. Meinte der Mann es so, wie er es sagte? Sie könnten entscheiden, wer als Nächstes sterben würde? Wie pervers war das? Sie waren gefesselt und geknebelt. Wie sollten sie etwas sagen? Wenn sie überhaupt etwas hätten sagen wollen? Würde Heinz-Theo Walters über ihr Leben entscheiden? Oder konnte sie über seines richten?
    Nein!
    *
     

    Die Küche war modern. Das Esszimmer ebenfalls. Doch das Wohnzimmer schien im

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