noch etwas loswerden.
„ Danke für deine Hilfe und für dein Verständnis. Das ist nicht selbstverständlich, Franziska.“
Sie rieb ein wenig verlegen ihre Hände aneinander und schenkte ihm ein Strahlen. Hell drückte ihr ein Auge zu und nahm sein Handy aus der Hosentasche.
*
Das Präsidium war an diesem Tag lange Zeit verwaist. Klauk kehrte nach seinem Besuch bei Sven-Ferdinand Walters als Erster dorthin zurück. Er hielt ein Päckchen Taschentücher parat, obwohl sein Schnupfen bereits auf dem Rückzug schien. Darüber war er sehr froh. Er legte seine langen Beine auf den Schreibtisch und dachte nach.
Rosin war immer noch in Euphorie wegen ihrer Wohnung. Sie überlegte bereits, wie sie ihre Wohnung einrichten würde. Daheim würden im Briefkasten bestimmt schon die üblichen Prospekte der Möbelhäuser der Umgebung warten. Sonst hätte sie die direkt in den Mülleimer entsorgt. Aber am Wochenende würden sie zur Ehre kommen.
Wenn sie Zeit finden würde. Der Fall hatte absolute Priorität. Ebenso der Gedanke daran. Wann würde Rath sich melden? Mit welcher Nachricht? Sie hätte den Gedanken gerne verdrängt. Doch er saß fest. Wie eine böse Vorahnung, die sich aus den Tiefen immer wieder in den Vordergrund drängt.
Als Rath dann schließlich anrief, wusste sie danach nicht, ob sie lieber bei der Vorahnung geblieben wäre. Gerade verließ sie das Auto, was sie in der Tiefgarage abgestellt hatte, als das Handy klingelte. Sie nestelte es aus ihrer Handtasche. Vor Schreck ließ sie das Telefon beinahe fallen.
„ Rosin, Kripo Bonn“, sagte sie noch leicht verschreckt.
„ Ja, hallo auch. Hier spricht Felix Rath. Sie hatten ja wegen der Nacht angefragt.“
Rosin hielt die Spannung beinahe nicht aus. Es hätte nicht viel gefehlt und sie wäre ihm in die Parade gefahren. Doch tat sie es nicht, sondern wartete die Pause ab, die er sichtlich genoss. „Ich habe in den Akten nachgeschaut“, fuhr er fort, „Und ich habe herausgefunden, dass es Ingo gewesen ist.“
Also doch! Ihr Blut sackte ein wenig nach unten. Sie hatte es befürchtet. Es konnte nichts bedeuten oder alles. Das galt es, jetzt herauszufinden.
„ Vielen Dank, Herr Rath. Sie haben uns sehr geholfen“, sagte Rosin höflich und war bereit, das Gespräch zu beenden. Doch jetzt war ihr Gegenüber neugierig geworden.
„ Und? Habe ich Ingo damit jetzt einen Bärendienst erwiesen?“
„ Das weiß ich noch nicht. Es kommt auf die weiteren Ermittlungen an. Wann haben Sie ihren Kollegen das letzte Mal gesehen oder gesprochen?“
„ An dem Abend, als er das abendliche Geocache absagte, an dem sie teilgenommen haben.“
„ Nannte er einen Grund?“
„ Nein, eigentlich nicht“, sagte Rath, war einen Moment still, dann hob er erneut die Stimme, „Doch, er sagte etwas von unerwartetem Besuch. Jetzt erinnere ich mich wieder. Das sagte er. Er hätte unerwarteten Besuch erhalten.“
„ Danke Herr Rath, das hilft uns auch weiter.“
„ Hat Ingo jetzt ein Problem?“
„ Das wissen wir nicht. Ingo Adelberg ist nicht aufzufinden zurzeit.“
„ Ja, das ist auch typisch Ingo. Er ist zuverlässig wie eine Schweizer Uhr, manchmal aber auch völlig geheimnisvoll. Dann kann er richtig schroff und ablehnend sein. Von einer Minute zur nächsten.“
Eigentlich wollte Rosin das Gespräch längst beendet haben, doch diese Informationen, die sie eben erhielt, waren die ersten richtigen Aussagen über einen möglichen Verdächtigen.
„ Fällt Ihnen ad hoc noch etwas ein? War Herr Adelberg in der letzten Zeit vielleicht verändert?“ Es entstand wieder eine Pause. Länger als zuvor. Merkwürdig dachte sie, wie lange man über so eine simple Frage nachdenken muss.
„ Nein, eigentlich nicht. Er war wie immer. Meistens nett, manchmal ein wenig verschroben“, antwortete Rath schließlich.
„ Wie standen Sie mit Herrn Adelberg in Kontakt? Ich meine, haben Sie seine Telefonnummer vielleicht?“, fragte Rosin.
„ Wir haben miteinander gemailt. Seine Telefonnummer habe ich nicht. Damit war er sehr eigen. Tut mir leid. Das gehört ebenso zu seinen Schrulligkeiten.“
Schrulligkeit oder eiskaltes Kalkül? Rosin wusste nicht, was sie glauben sollte. Falls Adelberg über ein Smartphone seine Mails abrufen würde, könnte man ihn womöglich orten.
„ Wären Sie so freundlich, mir die Adresse zu geben, Herr Rath?“
Er räusperte sich.
„ Ja, sicher. Sie lautet
[email protected]“
„ Ohne ‚g‘? Einfach ‚ber‘? Und ‚cache‘ so,