Oliver Hell - Der Mann aus Baku (Oliver Hells zweiter Fall) (German Edition)
als der LKW zum Rhein herunterfuhr, Sie auf Toilette waren?“
„ Ja.“
„ Sie Glücklicher“, bemerkte Klauk, „Und vorher und nachher? Der LKW war eine Weile vor Ort.“
„ Nein.“
„ Wie nein?“
„ So habe ich keinen LKW gesehen.“
„ So?“
„ Ja.“
Klauk drehte sich um zu dem Amerikaner. „Und Sie? Wenn Sie den Kollegen hier abgelöst haben, haben Sie den LKW kommen oder wieder wegfahren sehen?“
„ Nein, ick habe den nickt gesehen.“
„ Wie lange war der Kollege auf Toilette?“
„ Weiß ick nickt“, antwortete er.
„ Es ist ja so, dass ich noch einen Kaffee geholt habe“, mischte sich der Mann aus dem Haus wieder ein.
„ Kaffee?“
„ Ja, habe ich dann zwei Kaffee gebracht für Kollege und mich.“
„ Ok, beenden wir das Ganze hier. Es kann sein, dass Sie beide ihre Aussagen noch auf der Wache aufnehmen lassen müssen. Wir lassen Ihnen dann eine Info zukommen.“
„ Wo?“
„ Sie beide. Auf die Wache. Aussage.“
„ Ok.“
„ Gut. Lassen Sie mich dann wieder raus? Auf Wiedersehen.“
Klauk nickte kurz den beiden Mä nnern zu. Das Tor schwang zur Seite, er war wieder in Freiheit.
„ Have a nice evening, Sir“, rief ihm der Amerikaner noch nach.
Klauk hob nur kurz seine Hand und winkte im Laufen. Nichts. Aber auch ü berhaupt nichts Brauchbares dachte er frustriert. So war Polizeiarbeit oft. Umsonst investierte Zeit.
*
Dr. Carola Pütz stand zwischen zwei der polierten Sektionstische in der Gerichtsmedizin. Auf den Tischen lagen jetzt wieder zwei der Opfer. Dr. Pütz betrachtete das entstellte Gesicht der Toten, die vor ihr lag. Interessiert. Konzentriert. Als läse sie in einem Buch. Auf der anderen Seite des Leichentisches stand Dr. Beisiegel.
Dr. Pü tz war erst ein paar Minuten vorher mit dem Taxi im Kriminaltechnischen Institut in der Stiftsgasse angekommen und hatte sich sofort ein Bild machen wollen. Schließlich sei sie nicht lange da, bemerkte sie, als Dr. Beisiegel ihr einen Kaffee anbot, den sie ablehnte.
„ Sie haben Recht, Frau Kollegin“, sagte sie, „Die Physiognomie lässt auf Asiatinnen schließen, oder Kaukasierinnen.“ Beisiegel nickte. Sie hatte sich das Wiedersehen nach so vielen Jahren anders vorgestellt. Carola Pütz war schon immer sehr zielstrebig gewesen, doch jetzt erschien sie ihr fast gehetzt. Als stünde sie unter einem gewaltigen Druck. Beisiegel empfand sie sogar als kühl. So sprach sie auch. Die beiden Toten waren für sie anscheinend nur Material für ihre Studien. Rohmaterial zur Wiederherstellung. Sie hob den Kopf eines der Opfer hoch, murmelte etwas vor sich hin und nickte. „Wird man so, wenn man sich jahrelang mit der plastischen Forensik beschäftigt?“, fragte sich Beisiegel.
Dr. Pü tz hatte sich umgedreht und untersuchte jetzt den Kopf des anderen Opfers eingehend. Wieder dieses Murmeln. Sie drehte sich plötzlich abrupt um. „Das dritte Opfer? Es waren doch drei?“
„ Liegt noch in der Kühlung.“
„ Ja.“
Sie schauten sich an.
„Na holen Sie sie schon heraus.“
Erstaunlich. Carola Beisiegel war die Chefin der Gerichtsmedizin. Sie hatte hier das Sagen. Doch gerade ertappte sie sich dabei, wie sie auf die Anweisung ihrer Frankfurter Kollegin reagi erte und die Verriegelung der Kühlkammer öffnete. Sie zog die Bahre aus der Kühlung und schlug das weiße Tuch zurück. Dr. Pütz trat hinzu und betrachtete auch diese Tote, wie sie schon die beiden zuvor betrachtet hatte. Beisiegel war noch dabei sich über ihr Tun zu wundern, als die Frankfurterin die Bahre in die Kühlung zurückschob.
„ Ja, die gleiche Vorgehensweise und auch die gleiche Abstammung“, sagte sie.
Beisiegel fasste sich mit der linken Hand an ihr Kinn und rieb es gedankenverloren. „ Das bringt uns aber nicht weiter“, sagte sie.
„ Hören Sie zu. Ich mache Ihnen einen Vorschlag. Ich habe nicht viel Zeit. Daher ist die normale Vorgehensweise nicht möglich. Was ich aber tun kann, ist eine forensische Zeichnung anzufertigen. Von einer der Toten in der Hoffnung, dass sich dann die Identitäten der beiden anderen mit aufklären lassen.“
Ihr Blick hat etwas Raubvogelartiges, dachte Beisiegel, das ist nicht die Frau, die ich wä hrend des Studiums so gemocht habe. Allein die Tatsache, dass sie gesiezt wurde, kam ihr seltsam vor.
„ Das würde uns natürlich immens helfen“, antwortete sie trotzdem artig.
„ Können Sie dafür sorgen, dass ich einen Platz erhalte, an dem ich ungestört arbeiten kann? Ich brauche
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