Oliver Hell - Der Mann aus Baku (Oliver Hells zweiter Fall) (German Edition)
sollten froh sein, dass es so gekommen ist. Vielleicht ist es die richtige Spur.“
„ Wieso meinst du, dass es die richtige Spur ist?“, fragte Klauk.
„ Nur ein Gefühl“, sagte Meinhold und blickte Hell dabei fest in die Augen, „Nur ein Gefühl.“
„ Wir gründen unsere Ermittlungen aber nicht auf Gefühle“, sagte Hell.
*
Agayer stand vor seinem Bett und öffnete den Koffer, den er von Behrend erhalten hatte. Er sah hinein und schloss ihn sofort wieder. Mit einem guten Gefühl. Er nahm den Koffer, stellte ihn neben das Bett und legte sich darauf. Die Türe, die er jetzt betrachtete, war nicht dieselbe Türe wie in allen Hotels, in denen er bisher gelebt hatte. Nie lange, immer nur so lange, wie seine Aufträge dauerten. Die Zimmer waren meist nichts Besonderes. Er konnte selten auffällige Hotels buchen. Diesmal war es anders. Diesmal hatte er ein Zimmer in einem noblen Hotel in Frankfurt gebucht. In Sachsenhausen, nahe dem Main stand ein Hotelkomplex, der ein wenig an das Empire State Building in New York erinnerte. Aber nur im Äußeren. Das Hotel stand direkt am Main mit Blick auf den Fluss. Aus den oberen Stockwerken, die dem Fluss zugewandt waren, konnte man bis zur Frankfurter Zeil schauen.
In einer Stunde wü rde er sich mit dem Grund seines Hierseins treffen. Ufuk Badak. Behrend würde ihn mitbringen. Sie würden sich in der Stadt treffen, in der Nähe des Bahnhofes.
Er bestellte ein Taxi. Dann ging er ins Bad und nahm eine Dusche. Nach dem er eine Weile gebraucht hatte, um seine Kleidung auszuwählen, zog er seinen dunkelbraunen Anzug an und wählte eine passende Krawatte aus. Er öffnete den kleinen Koffer und nahm etwas heraus. Eine Rückversicherung.
Der Mann, den er treffen wü rde, hatte drei Frauen brutal ermordet. Da wollte er abgesichert sein.
Kurze Zeit spä ter bestieg er vor dem Hotel das Taxi. Das Taxi fuhr am Mainufer entlang, bog von der Deutschherrnstraße rechts ab über die Alte Brücke . Das Taxi fuhr weiter geradeaus, bog dann links ab. Zu seiner Linken sah Agayer erst den Domvorplatz, wenige Meter später die Paulskirche vorbeiziehen, ohne um ihre Bedeutung zu wissen. Nach einer zehnminütigen Fahrzeit hielt das Taxi in einer Nebenstraße vor den Bahnhof.
*
Ufuk Badak saß im Taxi zusammen mit Behrend. Mit keinem guten Gefühl in der Magengegend. Der hatte ihn am Abend zuvor angerufen und ihm mitgeteilt, dass es am nächsten Tag ein Treffen mit einem Mann aus Baku geben würde. Der wäre auf der Durchreise und wolle sich bei ihm für seine gute Zusammenarbeit bedanken. Badak war der Sohn türkischer Einwanderer mit aserbaidschanischen Wurzeln. Die Kultur der beiden Länder war nahe verwandt. So sprach Badak deutsch, russisch, türkisch und einen aserbaidschanischen Dialekt, den er von seinem Vater gelernt hatte. Die Schule brach er nach der siebten Klasse ab, verdingte sich als Botenjunge für Drogenhändler, trieb für sie Geld bei säumigen Schuldnern ein, und stieg so nach und nach zum Mann fürs Grobe in der Szene auf.
Wenn es etwas zu erledigen gab, was andere nicht erledigen wollten, Badak tat es. Mit einem blinden Gehorsam und einer gehö rigen Portion Abgebrühtheit. Aber bei den drei Frauen war er zu weit gegangen. Das wusste er. Die Produktionsstätten der gefälschten Markenware wurden ausgeweitet. Es gab jetzt nicht mehr nur eine in Frankfurt und in Chemnitz, sondern es wurde auch eine in Bonn eröffnet.
Dort sollte Badak seine Zustä ndigkeit haben. Dafür waren auch die drei Frauen angestellt gewesen. Als Näherinnen.
Man traute ihm einiges zu. Doch nach dem Vorfall mit den Frauen? Badak war skeptisch. Er traute den einschmeichelnden Worten Behrends nicht. In seinem Holster steckte eine Glock 18c. Diese Glock war eine vollautomatische Selbstladepistole, die auc h Serienfeuer zuließ. Die kleinste Maschinenpistole der Welt sagte man auch dazu. In den Kreisen, in denen Badak verkehrte, galt der als gut bewaffnet, der möglichst schnell, möglichst viele Schüsse abfeuern konnte. Mit einer solchen Waffe musste man kein guter Schütze sein, um großen Schaden anzurichten.
Selbstzufrieden zurrte er seinen Holster zurecht und schielte zu Behrend herü ber. Der saß im Taxi hinten rechts neben ihm. Behrend sprach kein Wort. Jetzt wurde er plötzlich unruhig. Er schielte aus dem Fenster. Anscheinend hatte er vorher geträumt. Das Taxi hielt direkt gegenüber dem Hauptportal des Frankfurter Bahnhofs. Hinter dem Taxi hupte ein Auto, der Fahrer machte nur
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