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Oliver Hell - Der Mann aus Baku (Oliver Hells zweiter Fall) (German Edition)

Oliver Hell - Der Mann aus Baku (Oliver Hells zweiter Fall) (German Edition)

Titel: Oliver Hell - Der Mann aus Baku (Oliver Hells zweiter Fall) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wagner
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eine abwiegelnde Handbewegung. Behrend hielt ihm einen Schein hin, der Mann wechselte. Behrend nahm bloß einen Schein an und ließ das Kleingeld zurück in die Hand des Fahrers gleiten. Der nickte kurz zum Dank. Behrend stieg aus, Badak achtete beim Aussteigen auf den Verkehr. Schon lief er hinter dem Taxi herum und stellte sich neben Behrend auf den Bürgersteig. Die große Bahnhofsuhr mit den Allegorien von Tag und Nacht rechts und links neben dem großen Zifferblatt verriet ihnen, dass sie zehn Minuten zu früh waren. Sie zeigte zehn vor zehn an.
    „ Wir haben uns vor dem Haupteingang verabredet“, sagte Behrend und schob Badak vor sich über den Fußgängerüberweg. Badak ließ ihn gewähren, obwohl er solche Behandlungen hasste.
    Sie schritten auf den dreigliedrigen Neorenaissance-Bau des Bahnhofes zu. Bada k hatte keine Augen für die Schönheiten der Architektur. Er hob den Blick. Eine Autoreifenreklame auf dem Dach rechts gegenüber, durch die Straßenschlucht fiel der Blick auf die Türme der Macht. Banken und Versicherungen. Die Frankfurter Skyline, die der Stadt das Gesicht gab. Hier wurde die schnelle Macht geübt. Hätte man auf dem Bahnhofsvorplatz all das Koks, all das Speed, die E-Pillen, das H, das Dope zu einem Turm aufgehäuft. Er hatte sicherlich die Höhe der Türme der Macht erreicht. Mühelos. Die Bänker kamen in Scharen. Mal eben in der Mittagspause eine Line Koks kaufen für den nächsten Deal, oder für danach. Auf dem Bahnhofsklo einen der Stricher bedienen oder sich bedienen lassen. Jahrelang stand die Polizei dem Treiben machtlos gegenüber. Ließ die Dealer und Stricher gewähren. Wer dort hinging, der wollte, was es dort gab. Und er sollte es bekommen. Angelockt von dem rechtsfreien Raum zogen sich auch Diebesbanden hinzu. Erst jetzt schritt die Polizei wieder ein. Der Ruf der Stadt stand auf der Kippe. Die Polizei erhöhte ihre Präsenz auf dem Bahnhofsvorplatz. Es gab rund um die Uhr Polizei vor Ort. Dadurch wichen die Dealer und Diebesbanden in die umliegenden Straßen aus. Seit fünfundzwanzig Jahren gehört Frankfurt immer zu den Städten mit der größten Kriminalitätsrate in Deutschland. Ein zweifelhafter Ruf.
    Agayer hatte seine Kontaktpersonen bereits ausgemacht. Behrend. Ein groß er, hagerer Mann mit einer beginnenden Halbglatze und einer ausgeprägten Hakennase. Helle, blitzgescheite Augen schauten über den Platz auf der Suche nach ihm. Er trug einen hellen Trenchcoat, eine beige Flanellhose, und wie es aussah, teure Schuhe. Behrend, lang und dünn, wie er war, erinnerte ihn irgendwie an einen Fischreiher.
    Kein typisches Kriminellengesicht und keine typische Kleidung, dachte er. Agayer stand hinter der rechten Eingangstüre und betrachtete seine Kontrahenten weiter aus dem Verborgenen. Durch die Brechung des Lichts in der Glasscheibe konnte man ihn von draußen nicht sehen.
    Der andere hatte eine typische Ver brechervisage. Untersetzt, kräftig, dichtes, dunkles Haar, etwas irre dreinblickende Augen, die hinter jedem und allem eine Bedrohung ausmachten. Ausgewaschene Jeans, dazu eine langgeschnittene, dunkle Lederjacke. Sogar auf Entfernung konnte man die Beule ausmachen, die seine Waffe unter der linken Schulter getragen, hinterließ.
    Agayer war froh, dass er nicht unbewaffnet war. Schließ lich sollte er dem Mann unmissverständlich klarmachen, dass für ihn in der Organisation kein Platz mehr war. Er hatte die Organisation in Gefahr gebracht durch sein unbedachtes Tun. Wenn Shukarov etwas hasste, dann war es Unbedachtheit. Wenn eine Aktion, die mit Bedacht geplant war, in die Hose ging, dann zeigte er Verständnis. Aber für so eine Tat, so einen sinnlosen Mord an drei wehrlosen Frauen, dafür hatte Shukarov kein Verständnis. Wäre Badak ihm beim aserbaidschanischen Militär unter die Finger gekommen, hätte man seine Leiche sicher irgendwann einmal in einem Brunnen gefunden. Wenn man sie überhaupt jemals gefunden hätte. Agayer tickte ähnlich. Es gehört zu seinem Ehrenkodex, Frauen keine Gewalt anzutun.
    Agayer wickelte langsam einen Kaugummi aus dem silbernen Papierchen, steckte ihn in dem Mund, und begann ihn genü sslich mit seinen Backenzähnen weich zu kauen. Punkt zehn Uhr trat er durch die Türe nach draußen und ging auf die beiden Männer zu.

Kapitel 6
    Der Anruf vom Krankenhaus kam gegen halb elf. Dr. Beisiegel legte die Akten, die sie gerade in Hä nden hielt, beiseite und ging ans Telefon in ihrem Büro. Man teilte ihr mit, Dr. Pütz sei im

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