Oliver Hell - Der Mann aus Baku (Oliver Hells zweiter Fall) (German Edition)
bitten, Sie zu unterstützen. Das Fenster fuhr herunter, sie hielt den Chip vor den Leser. Die Schranke knickte hoch, sie fuhr hinunter, schaltete das Licht an ihrem Opel Insignia ein. Der Lichtkegel des automatischen Kurvenlichtes leuchtete nach links. Nach der engen Kurve im Parkhaus fuhr sie geradeaus. Das Hilfslicht erlosch wieder. Ein Parkplatz direkt neben dem Wagen von Hell war noch frei. Sie lenkte den Opel geschickt mit einem Zug in die Lücke.
„ Guten Morgen, Chef“, sagte sie mit der gleichen Energie, mit der sie sich ihre rote Picard-Tasche über die Schulter warf.
„ Guten Morgen, Christina“, sagte Hell langsam und pellte sich aus dem Mercedes.
Drauß en fing es langsam an zu regnen, als Meinhold und Hell gemeinsam in den Aufzug traten.
Meinhold nahm ihr Herz in die Hand. „ Chef, ich möchte an einem Profiling-Lehrgang des BKA teilnehmen.“
„ Aha“, sagte Hell. Es wunderte ihn nicht wirklich, dies zu hören. „Was bedeutet, dass Sie uns verlassen für die Ausbildung?“
„ Es sind fünf Ausbildungsmodule, die durchlaufen werden müssen“, sagte Meinhold.
„ Also sind Sie dann erst einmal eine Weile weg. Die Qualifikation haben Sie ja“, sagte er mit einem Bedauern in der Stimme, „Was kann ich für Sie tun?“
„ Ich brauche eine Empfehlung eines Vorgesetzten“, antwortete Meinhold mit einem schüchternen Blick.
„ Das BKA weiß von ihrem Problem?“, fragte Hell.
„ Nein, natürlich nicht“, antwortete Meinhold und warf ihr Haar mit einer energischen Bewegung nach hinten, „Wenn ich denen erzähle, dass ich in psychologischer Betreuung stehe, dann nehmen die mich nicht. Ist doch klar.“
„ Und? Sie erwarten jetzt von mir, dass ich das übergehe?“ Hell schaute ihr fragend in die Augen.
„ Chef, ich bin mir sicher, dass ich die Eignung dafür besitze“, sagte Meinhold trotzig.
„ Christina, ich bin mir auch sicher. Sie besitzen die Eignung. Aber ich frage mich, ob Sie sich das jetzt schon antun sollen?“
Der Aufzug war im zweiten Stock angekomm en und die Türe öffnete sich mit einem Scheppern.
„ Chef, ich …“ sagte Meinhold, brach aber den Satz ab, denn vor dem Aufzug stand Staatsanwalt Gauernack. Sein Gesichtsausdruck verriet nichts Gutes. Es fing gerade richtig an, zu regnen. Kein guter Morgen in Bonn.
Gauernack begleitete die Beamten in den Besprechungsraum. Meinhold ö ffnete unterwegs die Türe zu ihrem Büro. Wendt und Klauk saßen vor ihren PCs. Beide schauten überrascht zu ihr herüber
„ Hast Du schon gehört, Christina? Es gibt sehr wahrscheinlich eine Bombe am Bonner Bahnhof. Alles ist abgesperrt“, sagte Klauk.
„ Nein, habe ich nicht. Kommt ihr bitte mit. Gauernack erwartet uns alle im Besprechungsraum. Macht hinne, er hat schlechte Laune“, sagte sie und ließ die Türe offen stehen. Nein, von einem Bombenfund am Bahnhof hatte sie nichts gehört, dachte sie. Außerdem war noch ihre Enttäuschung zu frisch. Hell hatte Recht. Sie war noch nicht wieder fit. Solange Zylau nachts mit der Pistole auf sie anlegte und sie schweißgebadet aufwachte, solange konnte sie auch kein Profiler sein. Oder gerade deswegen?
Die Medien wussten auch noch nichts von dem Bombenfund. Erst in den nä chsten Nachrichten des Lokalsenders wurde darüber berichtet.
Gauernack hatte keine schlechte Laune. Er hatte sehr schlechte Laune. N icht nur, dass er erfahren hatte, dass sein guter Freund Friedjoff Offergeld als Oberstaatsanwalt die Treppe hinaufgefallen war. Der Mann hatte eine Berufung als Professor erhalten. Nein, er war bei der anstehenden Beförderung übergangen worden. Nicht ihm, sondern Brigitta Hansen war die Stelle als Oberstaatsanwältin übertragen worden. Brigitta Hansen. Blond, attraktiv, intelligent, erfolgreich. Und ab Januar seine Vorgesetzte. Sein Albtraum. Sie war der Prototyp der modernen Anwältin. Er dagegen war ein Auslaufmodell. Er hasste sie.
Polizisten waren wohl noch wahrlich die letzten Machos. Und Staatsanwä lte ebenso, wenn nicht sogar noch mehr. Es gab wenige Staatsanwältinnen. Mit Brigitta Hansen gab es jetzt auch in Bonn einen Einbruch in diese Männerdomäne. Gauernack ruckte den Stuhl unter dem Tisch hervor und setzte sich darauf. Er streckte die Beine unter dem Tisch aus, und wartete auf die Ermittler.
Hell kam gerade mit einem Kaffee in der Hand hinein. Er setzte sich an den Platz, auf dem er immer saß .
„ Wir kommen weiter“, sagte Gauernack, „Ich habe eine interne Mitteilung vom BKA erhalten.“
„
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