Oliver Hell - Der Mann aus Baku (Oliver Hells zweiter Fall) (German Edition)
den Mann direkt an.
„ Ich? Nein, ich bin nur ein Befehlsempfänger, wie Sie auch. Ich wusste von nichts. Ich hatte den Auftrag Sie herzubringen, mehr nicht.“ Behrend schüttelte den Kopf und wedelte abwiegelnd mit den Händen vor seinem Trenchcoat.
„ Das glaube ich Ihnen nicht. Aber wie gesagt, ihr hört von mir“, sagte Badak und ging mit schnellen Schritten davon und war beinahe sofort in der Menschenmenge verschwunden.
„ Es war zu erwarten“, sagte Behrend, „Ich meine, so ein Typ wie Badak ist nicht so leicht zu beeindrucken. Das ist ein Killer. Dachten Sie, dass er geht ohne ein Widerwort?“
„ Nein, das habe ich nicht erwartet. Und ja, er hat sich so verhalten, wie ich es erwartet habe. Aber jetzt müssen wir abwarten, was er drauf hat. Darauf reagieren wir dann. Vielleicht ist er doch ein Maulheld. Ist er es nicht, sage ich Ihnen, meine Mittel sind durchaus nicht limitiert.“
Behrend zweifelte nicht daran. Der Mann, der aus Baku gekommen war, um hier für Ordnung zu sorgen, sah nicht aus wie jemand, der sich die Butter vom Brot nehmen lassen würde. Er stand vor ihm und kaute weiter auf seinem Kaugummi.
„ Das glaube ich Ihnen“, sagte Behrend.
„ Ja, das können Sie. Darf ich mich nun von Ihnen verabschieden? Sie erreichen mich im Hotel Lindner am Main. Falls jemand nach mir verlangt“, sagte er beinahe lachend.
„ In Ordnung“, sagte Behrend. Er reichte ihm die Hand.
Agayer schlug ein, nickte artig, drehte s ich auf dem Absatz herum, und schon war auch er in der Menge verschwunden.
Behrend stand nun alleine in der Menge. Er ü berlegte, was er nun seinem Chef berichten sollte. Eigentlich war nichts geklärt. Damit würde der sich nicht zufriedengeben. Aber Behrend konnte daran nichts ändern.
*
Dr. Pütz war noch nicht zu sich gekommen. Ihr Kopf war nicht komplett mit einem weißen Verband umwickelt. Ein paar störrische Locken lugten oben aus dem Wickel hervor.
Sie lag auf der Intensivstation. Sie war stabil. Der K reislauf war stabil. Jetzt. Um kurz vor neun Uhr war der Rettungswagen auf dem Venusberg angekommen. Wäre Dr. Pütz nicht ohnmächtig gewesen, so hätte sie erlebt, wie sie schnell auf der Bahre durch die Notaufnahme geschoben wurde. Die Räder machten bei dem rasanten Tempo nicht mit. Eines rotierte um die eigene Achse. Sie hätte gehört, dass jemand „Myokard“ rief.
„ Sie hat eine ungeklärte Kopfwunde. Die müssen wir vorher noch röntgen“, sagte jemand mit einer angenehmen Stimme. Eine Frauenstimme. „Es gibt auch noch einen ungeklärten Verdacht auf einen Suizid. Wir müssen bei der Blutentnahme auch diese Werte checken, um eine Vergiftung auszuschließen“, sagte eine andere Stimme. Männlich, jünger.
„ Das Myokard hat Vorrang. Wenn das Röntgen nichts Gravierendes ergibt, dann kommt sie sofort in den OP“, ordnete die angenehme Frauenstimme an.
Dr. Pü tz wäre froh über diese Anordnung gewesen, denn ihre Kopfwunde verursachte nur einen Brummschädel. Doch das Blutgerinnsel, was sich in ihrem Herzkranzgefäß befand, würde mehr als nur einen Brummschädel verursachen. Es würde sie töten.
„ Wir könnten vorsorglich eine Lysetherapie einleiten“, sagte wieder die jüngere Stimme.
„ Nein. Sofort zum Röntgen. Sie bekommt Heparin. Der OP soll alles für die Dilatation vorbereiten. Ich mache das selber.“
Vermutlich hä tte der Besitzer der jungen Stimme ihr Leben gerettet. Die Lyse hätte sofort begonnen, dem Blutgerinnsel zuzusetzen. Jetzt setzte sich die Stelle mit jedem Pulsschlag mehr zu.
Das Rö ntgen ergab nichts, der Schädel war nicht verletzt, es gab keine sichtbaren Hirnverletzungen. Jedenfalls nicht in der Eile, in der die Aufnahmen gefertigt wurden.
Auf dem Weg zum OP-Saal sackte plö tzlich der Kreislauf von Dr. Pütz ab. Das EKG gab einen schrillen Warnton ab.
„ Kammerflimmern“, schrie jemand. Eine noch unbekannte Stimme.
„ Defi“, schrie jemand anders.
„ Atropin“, kam darauf wieder von der ersten unbekannten Stimme.
Jemand riss ihr das weiß e Hemdchen, was der Notarzt über ihren bloßen Oberkörper gelegt hatte, beiseite. Schon war einer mit dem Wagen zur Stelle, auf dem der Defibrillator stand. Ein Paddle wurde unterhalb ihrer linken Brust angesetzt, das andere weiter links oben. Ihr Herzrhythmus war durcheinandergeraten, der Defi sollte das wieder in Ordnung bringen. Bei einer Myokardpatientin keine leichte Aufgabe.
Der erste Stromschlag. Nichts. Bange Blicke auf den Monitor.
Der zweite
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