Oliver Hell - Der Mann aus Baku (Oliver Hells zweiter Fall) (German Edition)
Suite, fühlte, wie sein Körper die Wärme des heißen Wassers aufnahm. Danach rasierte er sich. Nach einem kleinen Abendbrot war es Zeit für einen Abendspaziergang. Er verließ das Hotel durch die Drehtür. Es war kühl. Er blieb kurz vor der Tür stehen, klappte dann seinen Mantelkragen hoch und ging in Richtung Rhein davon. Dabei wurde er beobachtet. Er liebte es, in Baku abends über die Strandpromenade zu flanieren. Die Schuhe auszuziehen, die nackten Füße den Sand spüren zu lassen. Hier in Bonn konnte er das nicht tun, aber er konnte die Lichter auf dem Fluss tanzen sehen, den Schiffen hinterherschauen, seine Sorgen auf einen der Lastkähne laden und mit einer Idee im Kopf zu Bett gehen. Aber er musste weiter auf der Hut sein.
*
Kapitel 8
Davon, dass sein Bild schon in einigen S-Bahn-Stationen hing, hatte Ufuk Badak keine Ahnung. Er lag auf der Couch in der Wohnung von Hasan Cetin und schaute Fernsehen. Von seinem Freund hatte er nichts gehört. Langsam wurde er unruhig. Wieso meldete er sich nicht? Er stand auf und kontrollierte den Kühlschrank. Er öffnete ein Fach. Darin lag Gemüse. Oben lag eine Blister-Packung mit Aufschnitt, bereits geöffnet. Eine Salami. Natürlich vom Rind. Schafskäse. Er hatte Hunger. Aber hier fand er nichts.
Cetin hatte ihm seinen Ersatzschlü ssel auf den Küchentisch gelegt. Er schaute den Schlüssel lange an. Hier war er sicher. Draußen lauerte Agayer. Er nahm den Schlüssel. Vorsichtig, wie er war, kontrollierte er, ob seine Waffe im Holster saß. Dann holte er seine Lederjacke aus dem Wohnzimmer. Sekunden später zog er die Türe leise ins Schloss. Agayer würde nicht mit der Waffe in der Hand auf der Straße auf ihn warten. Trotzdem blieb er in der Eingangstür stehen und schaute sich vorsichtig um. Alles schien sicher zu sein. Er überquerte die Straße, ging einige Meter weiter. Dann bog er in die nächste Nebenstraße ab. Dort gab es einen türkischen Imbiss. Das war mehr nach seinem Geschmack.
*
Hasan Cetin und Kenan Bilen saßen seit Stunden in ihrem Auto. Als Bilen seinen Freund antippte.
„ Dort, den meine ich. Da.“ Er zeigte auf den Eingang, wo sich gerade ein Mann den Kragen seines Mantels hochklappte.
„ Ok, gehen wir hin. Fragen kostet ja nichts.“
Sie stiegen aus. Bilen steckte seine Waffe vorne in den Hosenbund.
„Man weiß ja nie“, grinste er.
„ Halt dich zurück, ok Kollege?“
„ Ja, sicher. Keine Angst“, sagte er grinsend und zog den Reißverschluss seiner gelben Daunenjacke zu.
Hasan Cetin war auch bewaffnet. Doch trug er seine Waffe stets im Holster.
Der Mann, der aus dem Hotel gekommen war, ging in Richtung der Autobahnbrücke davon. Bilen und Cetin folgten ihm in großem Abstand. Unter der Brücke war es laut. Man hörte die Autos und LKW über die Dehnungsfugen der Brücke fahren. Jedes Mal zwei dumpfe Schläge.
Der Mann ging schnell unter der Brü cke hindurch, dann verlangsamte er seinen Schritt und bog nach rechts in den Park ab. Der Park war sehr weitläufig. Dahinter lagen mehrere große Gebäude eines großen, deutschen Telefonkonzerns. Der Park war im Sommer sehr beliebt bei Familien sowie von Angestellten des Konzerns. Doch jetzt im Spätherbst fuhren hier nur ein paar Radfahrer ihre Tour, oder Jogger drehten ihre Runden. Fußgänger sah man selten.
Die beiden Mä nner folgten weiter dem einzelnen Mann. Doch war der plötzlich nicht mehr zu sehen. Es gab in dem Park sehr viele niedrige Büsche und mittelhohe Bäume, die trotzdem noch genügend Sichtschutz bieten konnten. Dort konnte man sich gut verbergen. Es gab auch in der Nähe einen kleinen Pavillon.
„ Wo ist der hin?“
„ Weiß es doch auch nicht. Ich seh‘ ihn nicht mehr.“
Als a uf einmal unverwandt eine Stimme hinter ihnen ertönte, erschraken die beiden Männer und fuhren herum. Jemand sprach sie auf Türkisch an.
„ Kann ich den beiden Herren helfen?“
Cetin hatte als Erster den Schreck ü berwunden. „Wieso? Sehen wir aus, als benötigten wir Hilfe?“
„ Nein, das kann ich nicht sagen. Sie machen aber irgendwie den Eindruck. Da habe ich gedacht, Sie suchen mich vielleicht.“
Der Mann nä herte sich einen Meter. Cetin sah, dass er beide Hände in seinen Manteltaschen hatte.
„ Nein, wir sind nur unterwegs, weil wir eben gut gegessen haben. Wir wollten uns ein wenig die Füße vertreten.“
Agayer betrachtete die beiden Mä nner, die er jetzt genauer sehen konnte.
„ Sie kenne ich nicht“, sagte Agayer und sprach Cetin damit
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