Oliver Hell - Der Mann aus Baku (Oliver Hells zweiter Fall) (German Edition)
an, „Aber ihren Freund, den habe ich heute schon einmal gesehen. Dort im Hotel.“
„ Ja, das kann sein“, sagte Bilen.
„ Aha, wollen Sie dort einchecken?“, fragte Agayer.
„ Nein“, sagte Bilen, „Ich war auf der Suche nach einem Restaurant. Aber das liegt ja außerhalb.“
„ Ach, Sie hatten sich nur verlaufen“, scherzte Agayer.
Bilen lachte. „ Ja, so kann man es sagen.“
„ Sind Sie Gast dort?“, fragte Cetin.
„ Ja“, sagte Agayer, „Ich kann das Hotel wirklich nur empfehlen.“
„ Sie sprechen ein gutes Türkisch. Aber sie sind kein Türke, oder?“
„ Ach, merkt man das? Ich dachte, ich spräche akzentfrei“, sagte Agayer mit gespieltem Bedauern.
„ Nein, etwas stört. Ich würde sie als Aserbaidschaner verorten, kann ich da Recht haben?“, fragte Cetin. Er wollte ihn langsam auf das Thema lenken.
„ Sie haben ein feines Gehör. Nicht viele würden das heraushören“, antwortete Agayer.
„ Nun, ich habe Verwandte, die haben eine Zeit lang in Baku gelebt“, log Cetin, „Dort habe ich sie dann und wann besucht.“
„ Ach, in Baku? Was Sie nicht sagen. Die Stadt kenne ich auch. Aber ich bin nicht von dort.“
„ Ach. Ich dachte. Ihr Akzent würde aber gut passen.“ Cetin machte einen Schritt auf Agayer zu. Der blieb ruhig stehen.
„ Nein, da irren Sie sich. Ich komme nicht aus Baku“, log Agayer. Seine Muskeln spannten sich.
„ Wissen Sie, ich denke, dass Sie sehr wohl aus Baku sind. Und ich würde wetten, dass ich auch ihren Namen kenne, Herr Agayer!“
Cetin baute sich weiter auf. Er stellte sich so, dass sein Freund ungesehen seinen Reiß verschluss öffnen konnte. So konnte er an seine Waffe gelangen. Die Situation wurde sicher jetzt brenzlich. Bilen zog blitzschnell den Reißverschluss nach unten. Für Agayer war das nicht zu sehen.
„ Na, dann brauchen wir ja kein Versteck mehr spielen“, sagte Agayer, „Das sieht ihrem Freund Badak ähnlich, dass er jemanden vorschickt, um seine Probleme zu lösen. Jemand, der nur Frauen tötet, traut sich nicht an Männer, stimmt’s?“
In dem Moment trat Cetin schnell einen Schritt beiseite. „ Knall ihn ab“, rief er seinem Freund Bilen zu. Der zog seine Waffe aus dem Hosenbund. Zu langsam. Die Glock des Mannes bellte zwei Mal auf.
Bilen schaute unglä ubig. Er hatte noch nicht einmal Zeit gehabt anzulegen. Daunenfedern flogen vor seinen Augen her. Er sackte nach vorne. Die Federn waren das Letzte, was er sah.
Cetin hatte sich zur Seite fallen lassen. Er griff nach seiner Waffe, legte im Fallen an.
Zwei weitere Schüsse peitschten durch die Nacht. Eine Kugel zerriss Cetins linkes Ohr, das andere Projektil drang oberhalb des linken Auges in seinen Schädel. Er krachte vornüber auf den Boden. Seine Augen blickten ins Leere.
Agayer reagierte sofort. Er steckte die Glock zurü ck in die Manteltasche, packte Bilen bei den Schultern und zog ihn hinter den nächsten Busch.
Er fü hlte nach seinem Puls. Der Mann war tot.
Er schaute sich um. Niemand war zu sehen.
Er ging schnell zu Cetin herüber. Auch der war tot.
Er zog ihn an den Armen von dem Weg herunter und legte ihn neben seinen Kollegen. Er durchsuchte die Taschen der beiden Mä nner. Nichts. Sie hatten keine Ausweispapiere bei sich. Kein Handy. Sein Atem ging schnell. Er sammelte die beiden Waffen ein, er würde sie mitnehmen. Ebenso suchte er die vier Hülsen zusammen, die seine Waffe ausgestoßen hatte. Keine Spuren hinterlassen. Er arbeitete gründlich. Dafür war er bekannt. Er verstaute die beiden Waffen im Hosenbund.
Dann ging er schnell in Richtung Stadt weiter. Sein Atem beruhigte sich langsam wieder.
Seitdem er heute Mittag den Mann im Hotel gesehen hatte, rechnete er mit einem Angriff. Er kam ihm seltsam vor. Dass er überhaupt so schnell entdeckt werden würde, damit hatte er nicht gerechnet. Daher trug er die Waffe nicht wie sonst im Holster, sondern in der Manteltasche. Das hatte ihm das Leben gerettet. Der Mann, der zuerst die Waffe zog, war schnell. Nicht schnell genug. Aber ohne den Vorteil, den er sich verschafft hatte, indem er die Waffe in der Tasche trug, hätte der Mann ihn treffen können.
Du wirst langsam.
Du wirst nachlässig.
Du bist berechenbar.
Das ärgerte ihn. Ihn ärgerte ebenfalls sehr, dass er die Männer töten musste. Sie hätten ihn zu Badak führen können. Aber momentan blieb der Mann weiterhin für ihn im Verborgenen. In einer Stadt, die er nicht kannte.
Ihm ging ein Gedanke im Kopf herum. Hatten die
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