Oliver Hell - Der Mann aus Baku (Oliver Hells zweiter Fall) (German Edition)
Zahn fühlen. Jetzt haben wir eine Verbindung.
Wä re die Polizei ohne einen Grund bei ihm aufgetaucht, hätte er vielleicht Verdacht geschöpft. Aber nun hatten sie einen Hinweis. Selbst wenn die Verbindung konstruiert war, und Hasan Cetins Vater keinen Namen genannt hatte, so war es doch nun einfacher, Mamedov auf die Pelle zu rücken. Woher sollte er wissen, dass die Polizei keine echten Hinweise hatte? Wendt zückte sein Telefon.
*
Hell hatte eine Anfrage des Bonner Radiosenders erhalten. Es sollte ein kurzes Interview sein. Er, als der leitende Ermittler, würde zum Stand der Ermittlungen befragt werden. Die Menschen im Radio-Bonn-Rhein-Sieg-Land seien verängstigt, hatte die Redakteurin gesagt. Hell gab schließlich seine Zusage. Nach einer kurzen Rücksprache mit Gauernack ging er herunter in die Lobby. Die Leute vom Radio waren bereits dort.
„ Guten Morgen, sind Sie Kommissar Hell?“, fragte die junge Frau. Hell bejahte das. Er war sogar tief in seinem Herzen etwas enttäuscht, dass sie ihn das fragte. Er bildete sich ein, in den Medien recht bekannt zu sein. Diese junge Dame kannte ihn nicht. Das beruhte dann sicher auf Gegenseitigkeit. Er hatte sie auch noch nie gesehen.
Sie gingen kurz den Ablauf des Interviews durch. Das Interview wü rde in den Mittagsnachrichten gesendet werden.
Hinter der Journalistin stand ein Fotoreporter mit gezü ckter Kamera.
„ Haben Sie etwas dagegen, wenn wir für unsere Internetpräsenz ein paar Fotos schießen?“
„ Nein, ist schon ok. Machen Sie ruhig“, sagte er zu dem Mann, der das mit einem freundlichen Grinsen quittierte. Hell war froh, dass er sich morgens noch das Haar gewaschen hatte, und ein frisch gebügeltes Hemd trug.
Obwohl Hell schon unzä hlige Interviews im Laufe seiner Karriere gegeben hatte, es machte ihn jedes Mal nervös.
Das Mikro lief. Die Journalistin machte ein offizielles Gesicht. Ihre Kuhaugen weit aufgerissen, formulier te sie ihre erste Frage im Kopf.
„ Herr Kommissar, was können Sie uns zu den laufenden Ermittlungen zu den beiden Mordfällen aus dem Park berichten?“
Hell ließ sich Zeit mit seiner Antwort. Die Kamera des Fotografen klickte.
„ Ich kann nicht mehr berichten, als sie bereits wissen. Wir haben zwei Opfer, die nach letztem Stand der Ermittlungen in dem Park erschossen wurden.“
„ Handelt es sich um ein Bandenverbrechen innerhalb der organisierten Kriminalität?“
„ Das können wir nicht mit Sicherheit ausschließen.“
„ Was können sie denn ausschließen?“
Hell schaute die junge Frau an. „ Was soll ich Ihnen sagen, wir können nichts ausschließen. Das ist leider so.“
„ Gibt es eine Verbindung zu den drei toten Frauen?“
Diese Frage war nicht abgesprochen. Hell ließ sich aber nichts anmerken. Er holte tief Luft.
„ Ich kann anfangen wild zu spekulieren, damit ist aber niemandem gedient. Nein, ich kann das nicht ausschließen, genau so wenig, wie ich es bestätigen kann. Wir sind momentan an einem Punkt der Ermittlungen, wo es fahrlässig wäre, nur in eine Richtung zu ermitteln.“
„ Wenn ich Sie richtig verstehe, haben Sie nichts?“
Hell fü hlte langsam eine große Abneigung gegenüber dieser Person in seinem Magen aufsteigen. Das Adrenalin stieg.
„ Junge Frau, wenn sie zwei Tote als Nichts bezeichnen, ja, dann haben wir Nichts. Ich habe Ihnen alles gesagt, was wir haben. Nebenbei gesagt, sie haben mich angerufen, um die Hörer nicht zu beunruhigen. Jetzt stellen Sie aber Fragen, die genau das provozieren.“
Sie blickte ihn an mit einem feindseligen Ausdruck in den runden Kuhaugen.
„ Ja, vielen Dank Herr Kommissar für ihre Ausführungen“, sagte die Journalistin mit einem kaum merklichen pikierten Unterton.
Hell vergewisserte sich, dass die Mikros ausgeschaltet waren. Er trat ganz dic ht an die Journalistin heran. Sein Blick verriet nichts Gutes. Wenn Hell ganz leise sprach, dann war Gefahr im Verzug. Jetzt konnte er ganz leise sprechen, da sich sein Mund beinahe am Ohr der Journalistin befand. Er blickte sich noch kurz um.
„ Junge Frau, ich höre nachher von ihrem Vorgesetzten. Wenn Sie sich profilieren wollen, dann nicht auf dem Rücken dieser beiden Opfer und nicht auf dem Rücken der Polizei. Und vor allem nicht auf meinem Rücken. Haben wir uns verstanden? Das war das letzte Interview, was ich Ihnen gegeben habe. Guten Tag.“
Sie begegnete der Kritik mit einem genervten Augenaufschlag. Ihr Kollege mit der Kamera warf ihr einen fragenden Blick zu. Er
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