Oliver Hell - Der Mann aus Baku (Oliver Hells zweiter Fall) (German Edition)
Treffen in dem Restaurant lag ihm auch noch schwer im Magen. Agayer hatte sich dort für seinen Geschmack zu sehr aufgespielt.
Mamedov spü rte eine große Erleichterung. Er schaute noch eine Weile auf die schwere Eichentüre, nachdem Agayer hindurchgegangen war. Sein Bauch sagte ihm, dass er wegen dieses Menschen noch Ärger bekommen würde.
Aga yer war mit einem kurzen Gruß aus dem Büro gegangen. Er stand ein paar Minuten hinter der Eingangstüre des Bürogebäudes und wartete. Dabei hielt er sich geschickt im Hintergrund, er konnte von draußen nicht gesehen werden. Dann stieg der vermeintliche Polizist aus seinem Fahrzeug.
Agayer trat unwillkü rlich einen Schritt zurück. Er blieb dort stehen. Doch als er sah, dass sich in der Straße ein weißer Kleinlaster näherte, schlüpfte er in dem Moment aus der Türe, als der Laster genau auf Höhe des roten MX5 war.
Die Tü re schloss sich hinter Agayer. Wendt bekam davon nichts mit. Nachdem er sich ausgiebig gestreckt hatte, setzte er sich zurück in seinen kleinen Roadster. Eine Viertelstunde später wurde er von einem Zivilpolizisten abgelöst und Wendt teilte ihm mit, dass niemand Verdächtiges das Haus betreten oder verlassen hätte.
*
Lea Rosin teilte Hell mit, dass die Befragung der Rezeptionisten nichts ergeben hatte.
„ Man müsste das ganze Hotel befragen. Viele Gäste sind abends außer Haus gewesen. Einige sind bereits abgereist. Niemand hat an dem Abend etwas Verdächtiges gemeldet. An der Rezeption meldet man sich, wenn man etwas bemerkt. Die sind immer der Prellbock für alles in einem Hotel.“
„ Ja gut, Frau Rosin, was Anderes hatte ich auch ehrlich nicht erwartet. Wenn ein Gast des Hauses zufällig was gesehen oder gehört hätte, dann wäre das ein Zufall gewesen. Aber wir müssen es eben ausschließen“, sagte er, nach einer Weile fügte er nachdenklich hinzu, „Zwei Männer werden angegriffen und keiner sieht und hört etwas. Was sagt uns das?“
„ Ich würde sagen, dass die beiden einen Zeitpunkt gewählt haben, der günstig für einen Überfall war. Es waren keine Zeugen in der Nähe. So wollten sie es vielleicht haben, um ihr Vorhaben durchzuführen. Sie wollten womöglich Agayer zur Rede stellen. Wenn es der Agayer war“, sagte Rosin.
Hell nickte. „ So kann es gewesen sein. Aber überlegen wir mal. Wenn jemand unverhofft auf die zwei Männer trifft, die offensichtlich bewaffnet waren, wie schafft er es, völlig unbeschadet davon zu kommen?“
„ Weil er vorbereitet war?“
Ein paar Sekunden vergingen, ohne dass er etwas sagte. „ Sie meinen, jemand hat ihn gewarnt? Wer sollte das getan haben?“
Hell konnte sich nicht vorstellen, dass jemand Agayer gewarnt hatte. Wer sollte das getan haben? Mam edov mit Sicherheit nicht, der würde eher seinen Mann Badak schützen.
„ Dann gibt es nur noch die Möglichkeit, dass er auf sie gewartet hat“, sagte Rosin, und zog zweifelnd die Augenbrauen zusammen. Ihre eigenen Worte kamen ihr unglaubwürdig vor.
„ Sie meinen, es war genau umgekehrt? Der andere war der Angreifer und die beiden Opfer konnten sich nicht verteidigen? Ein Blitzangriff?“
„ Dafür würde sprechen, dass sie ihre Waffen nicht abgefeuert haben. Jemand mit einer Schusswunde wäre uns von den Krankenhäusern gemeldet worden. Der Angreifer ist aus der Sache unverletzt herausgekommen, da wette ich drauf.“
„ Oder diese beiden haben sich so dämlich angestellt, dass er ihre Anwesenheit bemerkt hat.“
„ Kann auch sein, Chef“, sagte Rosin grinsend, „Aber ich finde meine Version spannender.“
„ Lassen Sie uns herausfinden, wer von uns beiden Recht hat“, sagte Hell. Er war sehr angetan von den kriminalistischen Fähigkeiten seiner neuen Mitarbeiterin. Zumindest war sie ebenso spitzfindig, wie es Meinhold war.
„ Ist das nicht zu spekulativ, was ich sage?“
„ Nein, Frau Rosin“, antwortete Hell, „Wir Kriminalisten sind eigentlich so. Man sagt uns oft nach, alles wäre so trocken. Ermittlungsarbeit. Langweilig. Nein, das ist alles hochspekulativ, wir sind immer wie die kleinen Kinder. Neugierig. Phantasievoll. Auch wenn wir mal über das Ziel hinausschießen. Lieber so, als langweilig. Sie sind da auf einem guten Weg.“
„ Danke, Chef. Brauchen Sie mich noch? Ich habe heute noch Training“, sagte sie und stand auf.
„ Nein, machen Sie Feierabend. Was trainieren Sie?“, fragte Hell neugierig.
„ Kendo. Ich habe mit Kendo begonnen. Wissen Sie, das mit den Schwertern und den
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