Oliver Hell - Der Mann aus Baku (Oliver Hells zweiter Fall) (German Edition)
verzog den Mund und hob die Hand kurz an, um die Frage zu bekrä ftigen. Er wollte wissen, was Hell gesagt hatte. Sie ignorierte ihn, machte eine wegwerfende Handbewegung. Eine Stunde später konnte Hell sich selber im Radio hören. Das Team saß im Büro zusammen und lauschte der Stimme ihres Chefs.
Die provokative Frage der Journalistin wurde nich t gesendet. Sein Gespräch mit dem Chefredakteur von Radio Bonn hatte Früchte getragen. Dem hatte er klar gemacht, dass er diese Journalistin nie wieder in seinem Präsidium sehen wollte.
Das Interview war beendet. Hell fand, er hä tte eine gute Figur gemacht. Auf der Website des Senders fanden sich einige kritische Stimmen. Aber die gab es immer. Überall.
Hell ordnete an, dass Mamedov rund um die Uhr ü berwacht wurde. Er fragte bei den zivilen Kollegen nach. Die sagten zu, drei Männer wurden zur Verfügung gestellt. Wendt ließ es sich nicht nehmen, die erste Schicht zu übernehmen.
„ Ich habe weiterhin kein Glück gehabt mit der Befragung der Anwohner. Keiner war daheim, keiner, der daheim war, will etwas gehört haben. Da kommen wir nicht weiter. Heute Nachmittag gehe ich in das Nobelhotel, aber die Möglichkeit, dass dort jemand etwas gehört hat, ist noch viel geringer. Durch die Autobahnbrücke dringt sicher nichts auf die andere Seite“, sagte Lea Rosin.
„ Ich finde es seltsam. Auf der gegenüberliegenden Seite haben wir die drei toten Frauen gefunden. Naja, beinahe jedenfalls“, sagte Klauk.
„ Ja, seltsam ist das“, sagte Wendt. Er kratzte sich gedankenverloren an seinem Haarschopf.
„ Wenn es Agayer war, der die beiden auf dem Gewissen hat, dann ist es purer Zufall. Aber“, fragte Klauk, „Was ist, wenn er es nicht war? Wenn es vielleicht sogar Badak war? Was dann?“
„ Warum sollte Badak seine Kumpels ermorden?“, fragte Hell.
„ Aus dem gleichen Grund, aus dem er die drei Frauen ermordet hat. Er ist unberechenbar.“
„ Also, für mich kommt das nicht in Frage. Agayer ist für mich der Hauptverdächtige“, sagte Hell.
Lea Rosin hielt eine Cola in der Hand. Sie fü hrte die Flasche an ihre Lippen. Sie hielt einen Moment inne. Dann trank sie einen großen Schluck aus der Flasche. Die klebrige Brause rann ihre Kehle herunter. Erfrischend. Doch sie spürte das gar nicht. Mit ihren Gedanken war sie ganz woanders. Sie überlegte, wie sie sich verhalten würde, wenn sie Badak wäre. Angenommen, die anderen hatten Recht, und die beiden Opfer waren von ihm beauftragt gewesen. Dann hätte er nun mitbekommen, dass sie tot sind. Was würde er tun? Wohin würde er gehen?
„ Was tätet ihr jetzt, wenn ihr Badak wärt?“, fragte sie.
„ Ich würde dorthin gehen, wo Agayer ist“, sagte Klauk, „Meine Kumpels rächen.“
„ Bist du Badak? Nein. Ich würde mich vom Acker machen“, entgegnete Wendt, „Sehen, dass ich das Land verlasse. Ab in die Türkei.“
„ Die Flughäfen, Bahnhöfe und alles, was ihn aus der Stadt bringen könnte, ist aber informiert. Das wird schwierig für ihn“, antwortete Hell.
„ Sie schaffen es, illegale Frauen ins Land zu bekommen, dann können sie auch einen einzelnen Mann aus dem Land bringen“, sagte Rosin.
Hell sah sie an und musste ihr zustimmen.
„Also müssen wir Mamedov im Auge behalten, ob Badak bei ihm auftaucht. Wendt, bitte informieren Sie auch die Kollegen, die ihn observieren. Auch alle uniformierten Kollegen in der Stadt sollen aufpassen. Ich habe das schon weiter gegeben, aber besser einmal zu viel, als zu wenig. Er muss ja irgendwo sein.“
Wendt nickte.
„Das ist schon alles sehr abstrus“, sagte Rosin und schraubte die leere Cola Flasche zu, „Agayer sucht Badak, womöglich sucht Badak auch Agayer um seine Freunde zu rächen. Wir sitzen zwischen Baum und Borke und suchen beide. Wer hat wohl zuerst Erfolg?“
„ Wir natürlich. Wir schnappen beide“, sagte Wendt.
*
Aufmerksamen Anwohnern in der Nähe des Hotels war aufgefallen, dass seit dem Verbrechen ein Auto dort stand. Es war unverschlossen und es lagen dort einige Handys auf den Sitzen. Um nicht Diebe zu ermutigen, riefen sie die Polizei an. Ein Beamter fuhr dort vorbei und es kam sehr schnell heraus, dass es sich bei dem Wagen um den von Hasan Cetin handelte. Die Spurensicherung kam. Der Wagen wurde auf Fingerabdrücke überprüft. Außer denen von Cetin und Bilen waren keine zu finden. Sie luden den Wagen auf einen Tieflader und brachten ihn zur Tiefgarage der KTU.
Dennis Wrobel rief daraufhin Hell an, um
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