Oliver Hell - Der Mann aus Baku (Oliver Hells zweiter Fall) (German Edition)
Schreibtisch. Dort lagen immer die Sachen, die zügig zu bearbeiten waren.
Wrobel nahm ab. Hell hö rte zuerst ein Stimmengewirr. Wrobel sprach noch mit jemandem. Dann erklang seine prägnante Stimme.
„ Tim Wrobel, wer stört?“
„ Ich bin‘s Tim, guten Morgen. Schon wieder Stress so früh am Morgen?“
„ Ach frag nicht, wir haben mal wieder nicht genug Leute. Ich weiß schon, was Du fragen willst. Also hier schon mal ein paar Antworten vorab. Ja, es war Badak in der Laube. Seine Fingerabdrücke waren auf der Weinflasche, mit der er den Mann niederschlug. Er hatte es sich dort in der Laube wohl länger gemütlich gemacht.
Nein, wir haben noch keine weiteren Ergebnisse bezü glich Cetin und Bilen. Es gibt einige Fußabdrücke, die wir aber nicht zuordnen können, solange wir keinen Vergleich haben. Normale Straßenschuhe, kein eingeprägtes Label oder besondere Auffälligkeiten. Es sind auch keine Vollabdrücke, sondern nur Teilabdrücke. Willst Du sonst noch etwas wissen?“
Hell nickte zufrieden und machte sich Notizen. „ Danke, das ist schon völlig ok. Pass auf dich auf. Ein Herzinfarkt in dem Fall reicht mir.“
Wrobel murmelte noch ein genervtes „ Mach dich nur lustig“ in die Muschel und legte auf.
Hell grinste. Und er fragte sich, wie es wohl Dr. Pü tz ging. Wenn Du heute noch Zeit hast, dann fährst du noch in die Klinik.
Lea Rosin hatte sich an diesem Morgen Zeit genommen, um persö nlich in die KTU zu gehen. Dort sprach sie mit Seib und Julian Kirsch. Diesmal war der Ermittler Seib freundlicher zu ihr. Der hatte alles, was in den Taschen von Bilen und Cetin gefunden worden war, fein säuberlich in Beweismitteltütchen verpackt, vor sich liegen. Kleinarbeit. In einer solchen Tüte steckte auch die Visitenkarte des Kameha Grand , die Bilen sich von dort mitgenommen hatte. Kirsch mischte sich in das Gespräch ein.
„ Er muss dort gewesen sein, sonst hätte er nicht diese Visitenkarte bei sich“, sagte sie.
„ Das zählt leider nicht als Beweis. Die kann er schon lange bei sich haben“, antwortete Kirsch.
Rosin nahm den Beutel hoch und betrachtete ihn eingehend.
„Wenn er die Visitenkarte schon länger bei sich trug, wieso sind dann die Kanten nicht abgestoßen? Die Karte sieht wie neu aus, oder?“
Sie gab den Beutel Kirsch. Der betrachtete die Karte. „ Sie können Recht haben, aber es sind nur die Fingerabdrücke von Bilen darauf.“
Rosin sah ein, dass sie nicht weiterkam. Sie verabschiedete sich von den beiden Tatortermittlern.
Als sie durch die Türe war, meinte Kirsch: „Toughes junges Ding, mit der wird Hell noch Freude haben.“
Seib lä chelte bloß und blickte in sein Mikroskop.
*
Agayer fuhr an diesem Morgen scheinbar ziellos umher. Ein Zivilfahnder in einem unauffälligen Golf folgte ihm. Bis nach Königswinter blieb er ihm auf den Fersen. Immer fuhren einige Autos zwischen ihm und dem Verfolgten. Dann fuhr der plötzlich rechts ab zur Anlegestelle der Fähre von Königswinter nach Mehlem. Der Fahrer reihte sich ebenfalls in die Schlange. Die Fähre war bereits gut gefüllt. Auf dem Deck wies ein Mann, der eine große Umhängetasche über der Schulter trug, die Autos ein. Brav fuhren sie an die ihnen zugewiesenen Plätze. Noch drei Autos. Noch zwei Autos. Agayer fuhr als Letzter auf die Fähre.
Der Fahnder kam nicht mehr mit an Bord. Zwei Autos vor dem Zivilbeamten klappte die seitliche Auffahrtrampe der Fä hre hoch. Leises Fluchen. Der Zivile informierte sofort die Leitstelle. Doch auf der Mehlemer Seite des Flusses stand so schnell kein Kollege zur Verfügung.
Agayer war entwischt und hatte es nicht einmal bemerkt, dass er verfolgt wurde. Er fuhr weiter auf der B9 in Richtung Koblenz. Er hatte einen Plan gefasst. Doch brauchte er zur Durchführung etwas Glück. Er wollte sich ein Boot kaufen. Er brauchte einen sicheren Unterschlupf.
Mamedov traute er nicht ü ber den Weg. Dort konnte er sich in einer Notlage nicht verstecken. Nicht nur für sich brauchte er eine Rückzugsmöglichkeit, auch für seine Waffen benötigte er ein sicheres Versteck.
Hatte er Glü ck, fand er etwas Passendes. Nichts Tolles. Ein schwimmender Zufluchtsort. Und auf diesem Weg konnte er sich auch absetzen. In Richtung Niederlande. Wenn es sein musste.
Er fuhr die B9 weiter. Als er in Oberwinter angekommen war, sah er auf der linken Seite den groß en Yachthafen liegen. Er fuhr durch den Ort, wendete vor einem kleinen Hotel, und fuhr in die andere Richtung wieder zurück. Er
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