Oliver Hell - Der Mann aus Baku (Oliver Hells zweiter Fall) (German Edition)
willst“, erklärte er und gab seinem Sohn das Gerät wieder in die Hand. Der versuchte direkt umzusetzen, was er erklärt bekam.
Agayer ü berlegte kurz, dann öffnete er die Türe und rief Mamedov wieder in sein Büro.
„ Ich brauche einige ihrer Männer. Vor allem welche, die fotografieren können. Hören Sie zu“, sagte er.
*
Auf dem Tisch standen zwei Tabletts. Auf einem lagen noch einige Teilchen. Hell fand, dass sein Sohn in den wenigen Tagen, die er sich in der Klinik aufhielt, schon zugenommen hatte.
„ Dir schmeckts aber?“, fragte Hell seinen Sohn.
„ Keine Drogen, keine Abwechslung. Da bleibt dir nicht viel was übrig, oder?“ Er grinste. Obwohl er wusste, dass sein Vater über diesen Witz nicht würde lachen können.
„ Hauptsache, es geht dir gut.“
„ Gut? Naja, es könnte besser sein. Man fühlt sich hier immer kaserniert. Das kennst Du ja.“
„ Ich möchte dir eine Frage stellen. Was fühlt man, wenn man plötzlich ohne Drogen leben muss? Ich kann es mir nicht vorstellen. Du weißt, ich habe keine Erfahrung mit Drogen. Naja, die Zigaretten mal ausgenommen.“
„ Machst Du Konversation? Oder interessiert es dich wirklich?“, fragte Christoph. Hell bemerkte, dass die Stimmung dabei war zu kippen.
Christoph verzog das Gesicht.
„Es interessiert mich wirklich.“
Christoph nahm sich einen Bagel und biss hinein. Er kaute genü sslich.
„ Was ich früher gekifft habe, dass fresse ich jetzt.“
„ Das hatten wir ja schon. Ich meine, was geht in dir ab?“
„ In mir? Ich frage mich, ob ich es diesmal schaffe. Ich frage mich, ob wir irgendwann einmal ein normales Verhältnis haben können.“ Auf seinen Lippen lag das altbekannte spöttische Lächeln.
Er hatte den Bagel aufgegessen, und griff nach dem nä chsten Teilchen.
In dem Moment klingelte Hells Telefon. Die Nummer kannte er. „ Entschuldige bitte.“ Christoph biss in den Bagel, schüttelte kurz den Kopf, zuckte mit den Augenbrauen, gefolgt von einem kurzen Schulterzucken.
„ Ja“, sagte Hell und hörte dem Zivilbeamten zu. Sie waren Agayer gefolgt. Sein Hotel war das Kameha Grand Bonn . Dort war er auch unter dem Namen Ali Alijev abgestiegen. Das Hotel lag einen Steinwurf entfernt von der Stelle, wo man die beiden Opfer gefunden hatte. Hell bedankte sich für den Anruf.
„ Wichtig?“
„ Ja, sehr“, antwortete Hell.
„ Wie immer.“
„ Nein, nicht wie immer. Ich sitze hier bei dir im Krankenhaus, weil es mir um dich geht. Das ist der Unterschied zu sonst. Und ich bleibe heute hier. Solange wie Du es willst.“
Da saß en sie jetzt. Und beide spürten, dass es einen Unterschied gab. Einen gravierenden Unterschied.
„ Das heißt, ich mache die gleiche Scheiße wie immer durch, mit dem feinen Unterschied, dass es dich diesmal kümmert?“
Hell nickte nur. Christoph suchte seinen Blick. Eine gewisse Verwunderung war darin zu sehen. Aber auch Erleichterung und Zuversicht.
Christoph hielt ihm den Teller mit dem letzten Bagel hin. Hell lehnte ab. Christoph stellte das Gebäck auf das Tablett zurück. Mit seinem Lächeln zeigte er Hell, dass er froh war über die neu gewonnene Zuversicht.
„ Ich darf in deiner Begleitung hinaus. Gehen wir ein Stück?“
„ Gern“, antwortete Hell.
*
Die Waffe lag auf seinem Bett. Schwarz. Tödlich. Noch steckte kein Magazin darin. Daneben lag ein ledernes Futteral. Maßgeschneidert. Unauffällig. Agayer saß im Schneidersitz davor und betrachtete sie. Bis zum heutigen Nachmittag hatte er gehofft, die schwere Waffe nicht einsetzen zu müssen. Jetzt war er sich nicht mehr sicher. Auch war er nicht mehr sicher, dass die Polizei nicht bei ihm auftauchen würde. Seine Waffe, mit der er Cetin und Bilen erschossen hatte, war heiß. Seine geliebte Glock. Er musste sie loswerden. Doch hatte er ja noch die Waffen, die er den beiden Männern abgenommen hatte. Die Männer waren Freunde. Daher hatten sie wohl auch dieselben Waffen getragen. Hinter der Heckler & Koch MP7 lagen zwei hochglanzpolierte Beretta 92S. Italienische Technik. Nicht die beste Waffe, vor allem im Vergleich zu der Glock. Noch steckte sie in seinem Holster, was über dem Stuhl hing.
Bei Menschen war Agayer nicht sentimental. Bei seinen Waffen schon. Waffen enttä uschten einen nicht. Menschen taten das nur zu gerne. Wie heute Mamedov. Es hätte nicht viel gefehlt und er hätte ihn geschlagen. Dieser dümmliche Mensch hatte es geschafft, ihn aus der Reserve zu locken. Jetzt ärgerte es ihn. Weil er seine
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