Oliver Hell - Der Mann aus Baku (Oliver Hells zweiter Fall) (German Edition)
Kondenswasser eindringen. Mit einem Lappen putzte sie die Kontakte sowie den Verteiler von innen trocken.
Da sie den Verteiler nun schon offen vor sich hatte, nahm sie einen kleinen Schraubenzieher und kratzte den hellgrü nen Grünspan von den Kontakten herunter. Jetzt dürfte der Golf wieder tadellos anspringen. Um es noch sicherer zu machen, sprühte sie noch alles mit Kontaktspray ein. Als der Verteiler wieder auf seinem Platz saß, kontrollierte sie die vier Zündkabel noch einmal auf korrekten Sitz.
Kurze Zeit spä ter fiel die Motorhaube ins Schloss. Sie wischte sich die Hände mit dem Lappen sauber.
Seit einer Stunde hatte sie an ihrem Auto gebastelt. Vorher hatte sie wieder die Heimreise mit der Bahn antreten mü ssen.
Klauk war im Prä sidium geblieben. Beide hatten noch auf das Ergebnis der Untersuchung der Fingerabdrücke auf den Fotos gewartet. Wie sie es erwartet hatten, fand man bei der Untersuchung keine verwertbaren Spuren. Es wurden Handschuhe getragen.
Auf einem der Umschlä ge fand Seib weiße Fussel von solch einem Handschuh. Die hatten sich auf der Klebefläche festgesetzt. Was sich erst als Hoffnungsschimmer auf einen Erfolg präsentierte, stellte sich als ein Material heraus, was in tausenden von Handschuhen verwendet wurde. Man konnte diese Handschuhe in jedem Baumarkt kaufen. Kein Hinweis. Keine Spur. Selbst wenn man bei einem der Verdächtigen solche Handschuhe gefunden hätte, man hätte sie nicht als Beweis nutzen können. Das Material war zu unspezifisch.
Auch die Untersuchung des Foto papiers ergab nichts. Es war Computerpapier genutzt worden für normale Fotoausdrucke.
Nach einer schnellen Untersuchung der Oberflä che tippte Seib auf ein Produkt von einem Discounter. Das wurde tausendfach verkauft. Er würde es noch genauer untersuchen.
Enttä uscht verließen Rosin und Klauk die Kriminaltechniker.
Rosin machte keinen Hehl daraus.
„Was hast Du erwartet? Das sind international arbeitende Gangster. Glaubst Du, denen passiert ein Fehler, wenn sie uns eins auswischen wollen?“
„ Ja, Du hast Recht. Aber das ist mein erster Fall. Da ist man vielleicht noch zu blauäugig.“
Sie blickte ü ber ihre Schulter. Klauk ging direkt hinter ihr. Sie schenkte ihm ein Lächeln ihrer Augen.
„ Du musst alle Erwartungshaltung ausschalten, sonst bist Du schnell frustriert. Freu dich über positive Ergebnisse, aber erwarte sie nicht“, antwortete er.
„ Möchtest Du mir mehr erzählen?“, fragte sie.
Klauk war ü berrascht. War das ein Flirtversuch? Er nickte.
„ Gerne. Aber nicht heute. Ich will mich noch um die Stromversorger kümmern“, antwortete er, und konnte sich schon direkt in den Arsch beißen für diese dämliche Antwort.
Sie schwiegen beide. Das hast Du verkackt, sagte er sich.
„Na dann bis Morgen. Hoffentlich klappt alles bei Hell und seinem Sohn. Ich weiß ja nicht, aber ich glaube, er ist schon recht besorgt.“
Klauk war froh, dass das peinliche Schweigen gebrochen war.
„Ja, das denke ich auch. Morgen früh ist er wieder der Alte.“
„ Bis dann“, sagte Lea und drehte sich um. Diesmal kein Lächeln.
Die S chritte von Rosin verklangen im Flur
„ Du Idiot“, sagte er zu sich selbst und haute mit der flachen Hand gegen den Schrank, der neben ihm stand.
*
Pünktlich um halb vier fuhr Hell in die Auffahrt der LVR-Klinik . Er parkte seinen Mercedes so, dass man vom Nebenausgang der Klinik schnell dorthin gelangen konnte.
An der Rezeption wartete Christoph bereits auf ihn. Er saß auf einem Stuhl, sein Rucksack stand vor ihm.
„ Hallo Papa, was ist denn passiert?“, fragte er seinen Vater, und legte seinen Arm um seinen Hals. Hell freute sich über die Geste.
„ Es ist etwas passiert, was dich vielleicht in Gefahr bringen kann.“
„ Was?“, fragte Christoph knapp.
Hell zö gerte. Doch war er seinem Sohn die Wahrheit schuldig.
„ Wir ermitteln gegen eine internationale Bande. Speziell gegen einen Mann. Heute Morgen hatte jeder aus meinem Team ein Foto im Briefkasten. Man hatte sie fotografiert. Das war eine Drohung.“
Christoph schaute ihn an. „ Und was habe ich damit zu tun?“
„ Man hat mich fotografiert, als wir spazieren waren. Die Gangster wissen, wo Du bist. Das ist zu gefährlich. Verstehst Du?“
Er schwieg. Nach einer Weile fragte er: „ Wohin soll ich gehen? Zu Mama?“
„ Nein, das ist auch zu gefährlich. Ich will sie nicht da reinziehen. Nein, Dr. Leck kommt gleich hier und wird mit dir in ein sicheres Versteck
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