Oliver Hell - Der Mann aus Baku (Oliver Hells zweiter Fall) (German Edition)
wirklich entrü stet. Innerhalb von kürzester Zeit hatte er den Anwalt ins Hotel zitiert. Wie sie nun erfahren hatten, durfte Agayer nicht mehr überwacht werden. Das hatte sein Anwalt erreicht. Agayer hatte es nicht bemerkt, dass er überwacht wurde. Darüber hatte er ebenfalls schon getobt. Er mochte es nicht, wenn etwas nicht unter seiner Kontrolle stand.
Die Polizei konnte er nicht kontrollieren. Das stö rte ihn. Er hatte versucht, sie zu manipulieren. Das hatte nicht geklappt. Die Polizei hatte im Gegenzug einen Zeugen erfunden, um Agayer zu demonstrieren, dass sie ihn im Visier hatte. Doch woher sie seinen Namen wusste, war auch für Mamedov ein Rätsel.
„ Um ihren Kumpel Badak zu schützen.“
„ Badak ist nicht mein Kumpel. Schützen werde ich ihn auch nicht“, log Mamedov.
Er dachte kurz an den gestrigen Abend. Doch verscheuchte er sofort den Gedanken. Aus Furcht Agayer kö nnte seine Gedanken lesen.
„ Wir müssen zurückschlagen. Das lassen wir uns nicht gefallen“, sagte Agayer.
„ Was haben Sie vor?“
„ Die Polizei zum Schweigen bringen.“
„ Aber die Polizei hat doch schon einen Knebel im Mund. Sie dürfen uns nicht mehr überwachen. Das reicht doch.“
„ Nein, das reicht mir nicht“, schrie Agayer. Mit wutverzerrtem Gesicht prügelte er mit der Faust auf den Schreibtisch von Mamedov ein. Der wich erschrocken zurück.
„ Das geht auf ihre Kosten, Agayer.“
„ Nein, Mamedov, ich bin nur hier, weil Sie ihre Leute nicht im Griff haben. Und jetzt helfen mir ihre Leute, die Polizei in den Griff zu bekommen. Ich kann auch gerne in Baku anrufen, um mitzuteilen, dass Sie für die andere Seite spielen. Es ist Ihre Entscheidung. Treffen Sie sie schnell.“
Agayer stü tzte sich mit beiden Händen auf dem Schreibtisch von Mamedov ab.
Mamedov schniefte. Und er knickte ein.
*
Der leitende Arzt der LVR-Klinik , Dr. Frank Legerlotz, schlug die Hände über dem Kopf zusammen. Er stand mit dem Headset auf dem Kopf an der Rezeption der Klinik. Am Telefon hatte er den Vater eines Patienten. Der teilte ihm gerade mit, dass er seinen Sohn aus der Klinik abholen würde. Es läge eine akute Gefährdungssituation vor.
Der Mann, der Kriminalkommissar war, ü bermittelte ihm keine weiteren Details. Es sollte alles bereitgehalten werden, damit der junge Mann ohne großes Aufsehen abgeholt werden konnte. Es war jetzt ein Uhr mittags. Gegen vier Uhr nachmittags würden sie den Jungen abholen. Eine Psychologin würde auch anwesend sein, um sich um das Wohl des Sohnes zu kümmern. Als das Telefonat beendet wurde, ordnete der Arzt sofort an, den Sohn zu informieren. Man sollte seine privaten Habseligkeiten zusammenzupacken.
Als Arzt hä tte er eigentlich eine Unterbrechung der Therapie strikt ablehnen müssen. Doch als der Kriminalbeamte erwähnte, dass eine mögliche Entführung im Raum stünde, musste er jede Gefährdung für sein Haus abwenden. Er würde sein Personal nicht in Gefahr bringen, vor allem auch nicht die Patienten.
Mit einem stark erhö hten Puls kehrte er in sein Büro zurück.
Kurz nach dem Anruf in der Klinik hatte Hell Dr. Leck an der Strippe. Die saß in ihrem Auto. Stau auf der Autobahn.
„ Ich bin unterwegs nach Hause, werde so gegen halb vier in Bonn sein. Wenn das ausreicht? Koffer packen, frisch machen, losfahren.“ Sie hielt sich kurz, weil sie nicht gerne mit dem Handy im Auto telefonierte.
„ In Ordnung, ich danke Ihnen noch einmal sehr herzlich. Ich weiß das zu schätzen.“
„ Schon gut, das ist nicht der Rede wert.“
„ Ich erwarte dann Ihren Anruf, wenn Sie da sind“, antwortete Hell.
„ Seien Sie ruhig, alles wird gut gehen“, sagte sie, weil sie die Anspannung in seiner Stimme bemerkte.
„ Ja, es läuft momentan nicht alles rund hier. Das erzähle ich später. Gute Fahrt.“
Dr. Leck versprach sich zu beeilen, und verabschiedete sich.
Warum ist dieser Oliver Hell bloß immer so förmlich, dachte sie. Er sollte doch mittlerweile verstanden haben, dass mir sein Sohn am Herzen lag. Und nicht nur der Sohn. Hell war ein sehr attraktiver Mann. Aber ohne Interesse an ihr. So kam es ihr jedenfalls vor. Der Stau löste sich wie von Geisterhand auf, sie konnte endlich weiterfahren.
Es regnete nun schon seit dem Morgen nicht mehr. Lea Rosin lag mit dem Oberkörper in ihrem Golf. Sie löste die Halteklammern des Verteilers. Schon sah sie die kleinen Wasserperlen auf der Innenseite des Verteilers. Die Dichtung war porös, daher konnte das
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