Oliver Hell - Der Mann aus Baku (Oliver Hells zweiter Fall) (German Edition)
stehen.
„Erklären Sie mir Chef, warum haben Sie das getan?“, fragte ihn Wendt erneut. Sein Blick war eine Mischung aus Unverständnis und Angriffslust.
Hell zuckte wieder mit den Schultern.
„Dieser Mann fühlt sich zu sicher. Wir finden nichts in seinem Hotelzimmer, wir finden nichts in seinem Auto. Er sollte nicht denken, dass wir unseren Job nicht beherrschen. Vielleicht macht er einen Fehler.“
„ Passiert etwas in Frankfurt mit Behrend geht das auf ihre Kappe. Das war dann ein Fehler.“ Er drehte sich um und marschierte zur Drehtür. Klauk neben ihm schwieg.
Hell nestelte in seiner Jacketttasche nach seinen Zigaretten. Dabei rauchte er seit Monaten nicht mehr. Erst jetzt bemerkte er, wie sehr er zitterte. Sein Rü cken schmerzte auch wieder. Er streckte sich.
*
Kapitel 12
Lea Rosin schaute vö llig konsterniert, als sie von den Fotos erfuhr. Sie war aus dem Haus gestürmt, ohne auf ihren Hausflur zu achten, oder in den Briefkasten zu schauen. Jetzt war sie natürlich aufgeregt, und wollte wissen, ob sie auch einen solchen Umschlag erhalten hatte. Wäre es so, dann konnte sie sich irgendwie dem Team zugehörig fühlen. Das sagte sie natürlich nicht. Es gab sicher bessere Indizien.
Sie saß en zu dritt im Büro. Hell war zum Rapport bei Gauernack gerufen worden. Die Stimmung war bedrückt. Obwohl Wendt sauer auf seinen Vorgesetzten war, so fieberte er nun mit. Was würde jetzt passieren? Das hing davon ab, was der Anwalt getan hatte. Hatte er sich beschwert?
Er ü berlegte. Doch was half das alles? Bald würde er Bescheid wissen.
„ Ich bin ja schon gespannt, ob ich auch Post bekommen habe“, sagte Rosin.
„ Fahr nach Hause und schau nach“, sagte Klauk.
„ Ich bin mit der Bahn hier. Mein Auto ist wieder nicht angesprungen.“
„ Wir können eben hinfahren“, bot sich Klauk an. Wendt musste schmunzeln.
„ Ja? Das würdest du tun?“
„ Sicher, aber nur aus ermittlungstechnischen Gründen“, witzelte er.
„ Ja, es könnte sein, dass auf meinem Foto Fingerabdrücke zu finden sind. Vielleicht.“
„ Fahren wir?“
„ Sofort“, antwortete Rosin, griff schon nach Tasche und Jacke.
Zehn Sekunden spä ter war Wendt alleine im Raum. Er schickte Klauk noch ein Grinsen hinterher, was der mit einem doppelten Augenbrauenzucken beantwortete. Lachend ging er aus dem Zimmer.
Hell war von der Aussprache mit Gauernack zurü ck in seinem Büro. Er brauchte ein paar Minuten für sich.
Solche Harakiri-Alleingä nge waren sonst nicht seine Sache. Hätte Wendt oder ein anderer im Team so etwas gemacht, er hätte ihm die Hammelbeine lang gezogen. Er war sich sicher, wenn er nicht diesen Umschlag gefunden hätte, er hätte Agayer nicht provoziert. Doch hatte er ihn gefunden. Und er hatte reagiert. Nicht glücklich, aber jetzt wusste der Mann aus Baku, dass die Polizei wusste, wer er war.
Der Anwalt von Agayer, der ja nicht wusste, dass sein M andant in Wahrheit so hieß, hatte sich offiziell wegen der Durchsuchung des Hotelzimmers beschwert.
Es wü rde ein internes Ermittlungsverfahren geben. Gauernack würde erklären müssen, warum er den Durchsuchungsbefehl ausgestellt hatte. Und er musste erklären, wer der erwähnte Zeuge war. Das konnte er nicht. Er würde verwarnt werden.
Fü r ihn hatte das keine weiteren negativen Konsequenzen. Die Position des Oberstaatsanwaltes konnte er dadurch nicht mehr gefährden. Der Posten war ja bereits anderweitig vergeben. Gegen Hell würde ebenfalls ermittelt werden.
Von Hells Provokation hatte anscheinend keiner etwas verlauten lassen. Gauernack wusste nichts davon. Hell beließ es dabei. Es genügte, wenn Wendt und Klauk es wussten.
Was sie auc h wissen mussten war, dass ab sofort der Zivilfahnder vor der Türe des Hotels abgezogen wurde. Es gab keine weitere Observation mehr. Dort hatte es ebenfalls eine Panne gegeben. Der Fahnder hatte es versäumt weiterzugeben, dass er Agayer am Vorabend in Köln observiert hatte. Er kam erst spät nach Hause, und als sein Vorgesetzter davon erfuhr, waren Hell und sein Team schon auf dem Weg ins Hotel. Sicherlich hätte es keine Durchsuchung am heutigen Tag gegeben, wenn man gewusst hätte, dass Agayer an dem Abend nicht in Bonn gewesen war.
Hell war so verpicht darauf, Agayer mit den Fotos in Verbindung zu bringen, dass er alle Vorsicht fahren ließ . Er hatte Angst. Angst um seinen Sohn. Gauernack hätte sicher die Durchsuchung ausgesetzt. Er hätte sie aussetzen müssen. Hell hatte ihm doch eingeredet,
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