Oliver Hell - Gottes Acker (German Edition)
sehr schnell. Wild entschlossen, sich nicht weiter in Gefahr zu begeben, packte er hastig seinen Koffer.
*
Es würde ein denkwürdiger Tag für Jan-Philipp Wendt werden. Doch das ahnte er noch nicht. Auch kein anderer ahnte das.
Er legte seine Kamera beiseite und griff nach der Tüte mit den Schokoladenbrötchen, die er sich heute gönnte. Von Jochheim hatte er an diesem Tag noch nichts gesehen. Nur Berendi war kurz auf dem Balkon aufgetaucht. Seitdem stand die Türe auf. Kurz drauf kam der kleine Hund heraus und legte sich in die Sonne.
Wendt biss in ein Brötchen und krümelte sich voll. Achtlos wischte er die Krümel in den Fußraum. Er beobachtete den Briefträger, der auch an einem Samstag seine Arbeit erledigte. In kurzen Hosen und T-Shirt schob er sein Fahrrad bis an die Eingangstüre von Jochheims Haus. Soweit wie Wendt erkennen konnte, bekam er einen ganzen Packen Post. Er steckte die Briefe in den Kasten. Kurz drauf öffnete Jochheim die Türe und sprach den Postboten an. Sie lachten. Dann schwang sich der Mann wieder auf sein Fahrrad und radelte weiter.
Würden Holz und Berendi Jochheims Leben unter die Lupe nehmen? Oder was trieben die beiden den ganzen lieben Tag in ihrer Wohnung? Er bekam kein Feedback, weder von den beiden, noch von der Staatsanwaltschaft. Obwohl Hansen ihm bestätigt hatte, er würde in die Ermittlungen eingebunden. Bislang bemerkte er davon nichts. Er saß in seinem Auto, aß Brötchen, trank zu viel Kaffee und Cola, wartete auf einen Zufall, der ihn wieder in Spiel brachte. Und er brauchte nichts anderes zu tun, als auszuharren.
*
Klauk hatte kaum seinen Autoschlüssel auf den Tisch im Büro abgelegt, als Hell ihn auch schon wieder mit der nächsten Aufgabe betraute. Er sollte zusammen mit Rosin den Geschäftspartner von Gernot Winkmüller, einen gewissen Karl-Eugen Miersbach befragen.
„ Darf ich noch eben auf Toilette verschwinden?“, fragte er. Meinhold legte ihm den Zettel mit der Adresse auf den Tisch neben seinen Schlüssel.
„ Vielleicht“, hatte sie geantwortet. Ihre Telefonate waren unbefriedigend verlaufen. Sie hatte weder jemanden im Büro von Königer erwischt. Noch hatte der Kollege Kirsch sich gemeldet. Insgeheim hatte sie gehofft, dort Frau Lärche anzutreffen, um von ihr einige Fragen zu Königers Geschäftskontakten beantwortet zu bekommen.
„ Versuchst Du es noch einmal bitte in Königers Büro“, sagte Hell. Er stand neben der dritten Tafel, auf der nun oben der Name Winkmüller stand.
Darunter hatte er vermerkt, dass Jan Schnackenberg der Banker der Firma von Winkmüller und Miersbach war. Hinter dem Namen Königer hatte er soeben ein Fragezeichen gesetzt.
„ Es ist halb drei“, antwortete Meinhold skeptisch, doch drückte sie erneut auf die Wahlwiederholung. Es klingelte. Dann nahm tatsächlich jemand den Hörer ab und es meldete sich die freundlichen Stimme von Frau Lärche.
„ Ja, hallo Frau Lärche, jetzt bin ich aber froh sie zu erreichen“, sagte sie.
„ Ja, wer ist denn da?“
„ Oh, entschuldigen Sie. Hier ist Christina Meinhold von der Kripo Bonn. Ich war gestern bei Ihnen, erinnern Sie sich?“
Die Stimme von Frau Lärche veränderte sich sofort. „Ach, natürlich, die nette Polizistin. Wie geht es Ihnen denn?“
„ Danke der Nachfrage, mir geht es gut, Frau Lärche. Ich habe eine Frage an Sie. Vielleicht können Sie uns sehr damit helfen. Wissen Sie, ob ein Herr Winkmüller unter den Kunden ihres Mannes war?“
Sie lachte. „Das trifft sich aber jetzt wirklich auf den Punkt. Ja, natürlich, Herr Winkmüller und sein Partner, der Herr Miersbach, waren Kunden von Herrn Königer. Herr Miersbach war sogar eben noch hier, aber ich konnte ihm nicht helfen.“
Meinhold drückte auf den kleinen Knopf, der das Mithören erlaubte. Sie legte ihren Zeigefinger an den Mund, eine Bitte an Klauk, er solle bitte leise sein. Der lehnte sich gegen die Glaswand, die das Büro von Flur trennte und machte ein fragendes Gesicht.
„ Darf ich Sie fragen, was Herr Miersbach von Ihnen wollte, Frau Lärche?“, fragte Meinhold.
„ Oh ja, meine Liebe, das dürfen Sie. Ich antworte Ihnen auch darauf. Was soll ich jetzt noch Geheimnisse hüten? Herr Miersbach war hier, um das Geld abzuholen. Wissen Sie, das Geld was Sie im Tresor fanden.“
Ihre freundliche Stimme erfüllte das ganze Besprechungszimmer. Rosin und Klauk wurden sofort aufmerksam, Hell zog leise einen Stuhl zu sich heran und setzte sich.
„ Das Geld gehörte Herrn Miersbach?
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