Oliver Hell - Gottes Acker (German Edition)
ich nach“, sagte er.
Sie bedankte sich, buchstabierte ihm die Namen von Winkmüller und Miersbach und nannte ihm auch gleich die neugegründete Firma. Seib wiederholte die Namen und versprach ihr, dass sich die Kollegen melden würden.
„ Und wenn ihr schon mal dabei seid, dann verratet mir bitte, ob Winkmüller auch ein Privatkonto bei der ‚Köln-Bonner-Darlehensbank‘ hatte. Vielleicht kannst Du Julian erreichen und ihn danach fragen. Das wäre echt klasse und würde mir meine Spur bestätigen.“
Er sagte es ihr zu, seinen Kollegen über Handy anzurufen. Sie bekäme von ihm oder von Kirsch einen Rückruf.
Meinhold legte das Handy beiseite. Doch plötzlich kam ihr eine noch viel bessere Idee in den Sinn. Sie kramte in ihrer Handtasche nach einer Visitenkarte von Lars Königers Firma, die sie sich vom Tresen in seinem Büro mitgenommen hatte. Als sie die Karte an sich nahm, fragte sie sich im selben Moment nach dem Sinn. Doch jetzt machte es einen Sinn. Wenn in diesem Augenblick dort jemand ans Telefon ging, hatte sie gewonnen. Sie starrte die Visitenkarte an und las noch einmal die Nummer, die sie soeben in das Telefon getippt hatte. Es klingelte.
*
Als Karl-Eugen Miersbach an diesem Tag vom Tod seines Freundes und Geschäftspartners Gernot Winkmüller erfuhr, schossen ihm glasklar zwei Gedanken durch den Kopf.
Es war nie und nimmer Selbstmord.
Und wenn es kein Selbstmord war, bist Du der Nächste.
Wesentlich weniger schwer wog für ihn die Tatsache, dass ohne seinen Freund seine neugegründete Firma so gut wie wertlos war. Gernot besaß alle Patente auf die Phosphorwiederaufbereitungsanlagen, die sie in Tunesien, Marokko, Algerien und in der Republik West-Sahara aufbauen und betreiben wollten. Der Doktor hatte diese bahnbrechende Idee gehabt. Und er besaß die Verbindungen in die Schaltzentralen der Macht in den nordafrikanischen Staaten. Für sie beide war diese Freundschaft eine gigantische Win-Win-Situation gewesen. The Brain und der Macher, so hatten sie sich auf ihrer Gründungsfeier vor drei Monaten feiern lassen. Aus dieser Zusammenarbeit würden die Firma, die beteiligten Länder und nicht zuletzt auch sie auf lange Sicht profitieren. Wie hatte Winkmüller gesagt? „Wir werden reich werden, dagegen haben die Ölscheichs bald ausgeschissen. Gepinkelt und recycelt wird immer, glaub mir.“
Und nun?
Sein Leben. Das stand auf dem Spiel. Ein Selbstmord von Gernot Winkmüller kam weder für ihn, noch für den Toten jemals in Frage. Sein Freund strotzte nur so vor Energie. Er freute sich darauf, bald der Enge des Bundesministeriums für Bildung und Forschung zu entkommen. Er wollte wieder forschen. Diese Anlage, die er entwickelt hatte, war nur ein Anfang. Er hatte noch weitere Pläne in der Schublade, wie er ihm versicherte.
Wer hatte einen Nutzen am Tod seines Freundes? Außer ein paar Neidern, die Gernot Winkmüller wegen seines Erfolges schon immer hatte, fiel ihm keiner ein. Selbst die paar aufgeblasenen Wichtigtuer, die ihm ein schnelles Ende in der freien Wirtschaft vorhergesagt hatten, waren spätestens dann verstummt, als sein Name ins Spiel kam. Und von diesen Sesselpupsern hatte keiner den Schneid, einen Menschen zu ermorden. Warum auch?
Und aus den beteiligten Ländern kam bislang auch nur positives Feedback. Könnte von dort jemand einen Mörder beauftragt haben? Diese Frage kam ihm nicht in den Sinn. Doch wer hatte dann seinen Freund getötet?
Und was passierte nun mit ihm? War auch er in Gefahr? Nach dem Frühstück, was für einen Samstag recht schmal ausfiel, stand er lange mit einer Tasse Kaffee in seinem Garten und betrachtete seine Blumenrabatten. Er blickte versunken auf eine alte Sonnenuhr, die erst vor einigen Tagen im Garten aufgestellt worden war. Miersbach hatte sie auf einem Trödel gefunden, einige der Messingziffern fehlten und der Stab war verbogen. Doch jetzt war sie fachmännisch und liebevoll restauriert worden. Er liebte seinen Garten als Oase der Ruhe. Vor allem, wenn er von seinen stressigen Aufenthalten im Ausland nach Hause kam. Sollte er das alles verlieren? Der Schatten wanderte auf der Sonnenuhr weiter. Unbeweglich verharrte er auf der Stelle, der Kaffee in der Tasse wurde kalt.
Karl-Eugen Miersbach hatte Angst. Große Angst sogar. Mit einem Mal schob er die Terrassentüre zu, verriegelte sie von innen. Die Tasse brachte er noch in die Spüle und ließ etwas Wasser hineinlaufen. Kaffeeflecken auf den Tassen waren ihm ein Graus. Dann passierte alles
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