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Oliver Hell - Gottes Acker (German Edition)

Oliver Hell - Gottes Acker (German Edition)

Titel: Oliver Hell - Gottes Acker (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wagner
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fischte nach seinen Sandalen. Hell schluffte ins Bad. Das Sonnenlicht fiel durch die Jalousien. Er zog die Tür der Dusche hinter sich zu und ließ das kalte Wasser über seinen Kopf laufen.
    Danach griff er nach einem der brettharten Handtücher, die er bevorzugte und rubbelte sich ausgiebig trocken. Blinzelnd zog er die Jalousie hoch und betrachtete sich dann im Spiegel. Du siehst grauenhaft aus, dachte er und griff zu einer Creme-Flasche. Mit kreisenden Bewegungen cremte er sich damit ein. Auch die Haut auf seinen Armen fing an, kleine Runzeln zu bilden.
    Was soll‘s. Du wirst eben alt. Er grinste sein Spiegelbild an. Rasieren fällt heute aus, beschloss er.
    Hell schaltete das Licht aus, stieg die Treppe hinunter und schaltete in der Küche die Kaffeemaschine an. Die lud er schon abends immer mit Kaffeepulver und Wasser. Hell lauschte, wie die Maschine das Wasser ansaugte. Er war froh, dass er nicht mehr die Sucht nach Nikotin verspürte. Vor einem dreiviertel Jahr noch wäre das morgens sein Frühstück gewesen. Eine Kippe und eine starke Tasse Kaffee. Dinge änderten sich. Gewohnheiten änderten sich. Man gab Sachen auf, die einem lange Zeit begleitet hatten. So war es gut, fand Hell. Er hatte das Gefühl nun wieder mehr Luft zu bekommen. Nicht nur körperlich, nein auch sein ganzes Leben war luftiger, mit Leben durchdrungen. Aktiver.
    Mit einem Kaffee in der Hand trat er draußen auf die Terrasse und trank ihn langsam und mit Genuss.
    Er legte einen Zettel für Christoph in der Küche auf die Anrichte. Gegen halb acht würde er ins Büro fahren. Ob Christoph dann schon aus den Federn sein würde?
    *
    Morgens um halb sieben war alles noch gemächlich auf dem Golfplatz. Es gab noch keine Golfspieler außer denen der Gruppe von Lars Königer. Amseln sangen noch ihr Morgenlied, Kaninchen hoppelten behäbig über das Grün. Die Räder der Golf-Caddies drückten das kurzgeschnittene Gras nieder. Auf einigen Grüns zuckten noch die Bewässerungskanonen und wirbelten einen gleißenden Schleier in den frühen Morgen.
    Ganz selten sah man um diese Zeit schon Aktivitäten. Später kamen die sportverrückten Rentner, gefolgt von den golfspielenden, gutbetuchten Gattinnen. Gegen Mittag herrschte dann auf dem Rasen Ruhe.
    Im Restaurant dagegen herrschte Hochbetrieb. Auf dem Parkplatz sammelten sich die Nobelkarrossen und spien diejenigen aus, die es für chic hielten, auf dem Golfplatz mittags zu dinieren. Danach kamen diejenigen, die sich für den Tag noch etwas vorgenommen hatten. Einige kämpften gegen die notorische Langeweile in ihrem Leben an, andere gegen die Tücken des Sports auf der Driving-Range. Aber die meisten kämpften darum, einen lukrativen Vertrag zu ergattern oder eine erfolgversprechende Geschäftsbeziehung anzuleiern. Golf war schon lange nicht mehr nur Sport, sondern eine weitere Möglichkeit, Geschäfte zu machen.
    Diese Chance zu nutzen, war auch das Ziel der Frühstücksgruppe von Lars Königers Unternehmerfreunden.
    Die drei neuen Bewerber hatte er wie immer mit seinem Leitspruch begrüßt. „Lars Königer ist mein Name. So wie König, nur noch besser.“ Dabei setzte er sein gewinnendstes Lächeln auf. Königer kam seine Körpergröße bei solchen Begrüßungen sehr gelegen. Er maß über zwei Meter und die meisten Männer mussten zu ihm hinaufsehen. Die Frauen sowieso. Er genoss es.
    Als er nun seinen extra für ihn angefertigten Golf-Caddy hinter sich herzog, überragte er die junge Frau, die neben ihm her schlenderte, um bestimmt anderthalb Köpfe.
    „ Ja, es lohnt sich, in unserer Gruppe zu sein. Neben den Geschäftskontakten, die sich einem hier bieten, haben wir auch immer eine Menge Spaß zusammen.“
    „ Ja, das Leben darf nicht zu kurz kommen“, antwortete sie und überlegte, ob er das anzüglich gemeint hatte.
    „ Arbeiten um zu leben. Das ist auch mein Motto. Ich möchte nicht mit Mitte Sechzig in die Grube fahren, weil ich mich totgearbeitet habe“, sagte Königer und stellte seinen Caddy ab. Sie hatten den Abschlagpunkt für das zweite Grün erreicht.
    „ Sondern?“ Sie tat interessiert.
    „ Ich habe den Plan, noch zwei, drei Jahre zu arbeiten. Dann setze ich mich zur Ruhe. Verstehen Sie, das Leben wartet auf uns. Wir müssen es uns nur nehmen.“ Mit Sorgfalt wählte er das Holz aus, um den Treibschlag auszuführen. Er zog den Driver aus dem Caddy und wog ihn in der Hand.
    „ Das klingt nach einem guten Plan“, sagte Marita Felten, die es nicht interessierte, was Lars

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